Nach einem Amoklauf an einer Schule in Graz gibt es elf Tote: unter den Opfern sind Jugendliche und eine Lehrperson. Bei dem Angreifer soll es sich um einen 21-Jährigen ehemaligen Schüler handeln.
Ein Amoklauf an einer Schule in Graz, der Landeshauptstadt der Steiermark, erschüttert Österreich und ganz Europa. Gegen 10 Uhr vormittags wurde die Polizei aufgrund von gehörten Schüssen alarmiert. Dabei sind insgesamt elf Menschen ums Leben gekommen, elf weitere sind teilweise schwer verletzt. Zuvor war von zehn Toten die Rede, doch am Abend erlag eine Betroffene laut österreichischen Medien ihren Verletzungen.
Laut Landespolizei Steiermark gilt die Lage inzwischen als gesichert. "Es wird von keiner weiteren Gefahr ausgegangen", teilten sie gegen Mittag auf X mit, rund eineinhalb Stunden nach Beginn des Einsatzes.
Amoklauf in Graz: Das ist über den Täter bekannt
Innenminister Gerhard Karner fasst die gesicherten Informationen zusammen. Die Ermittlungen laufen weiterhin auf Hochtouren. Um 10 Uhr morgens wurde die Polizei über Schüsse an der Dreierschützengasse informiert, sagte er. Einsatzkräfte waren "wenige Minuten danach" vor Ort.
Der Innenminister erklärt, es gebe neun Todesopfer: sechs weibliche und drei männliche. Zusätzlich gibt es zwölf Verletzte, teilweise Schwerverletzte. Der zehnte Tote sei der Amokläufer selbst. Karner bestätigt, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. Nun hat die Pressestelle des LKH-Uniklinikums bekannt gegeben, dass "einer der beiden schwerverletzten Erwachsenen leider vor kurzem im Uniklinikum Graz verstorben ist."
Die Polizei erklärte darüber hinaus, es wären 300 Einsatzkräfte vor Ort gewesen, die das Gebäude evakuiert und die Umgebung umgehend gesichert haben. Die Ermittlungen laufen federführend beim Landeskriminalamt.
Bisher ist bekannt, dass sich der mutmaßliche Täter auf einer Toilette der Schule das Leben genommen hat. Bei dem Täter handelt es sich um einen 21-jährigen ehemaligen Schüler aus dem Bezirk Graz-Umgebung, der die Schule nicht abgeschlossen hat. Er führte zwei Schusswaffen bei sich, die er vermutlich legal besaß und die nun kriminaltechnisch untersucht werden. Zur Motivlage ist derzeit noch keine weitere Auskunft möglich.
Die Betreuung durch ein Kriseninterventionsteam und eine Hotline zur Informationsauskunft wurden eingerichtet.
Bundeskanzler Christian Stocker: "Dunkler Tag"
"Dieser heutige Tag ist ein dunkler Tag in der Geschichte unseres Landes", beginnt Kanzler Christian Stocker die Pressekonferenz am Nachmittag nach dem Amoklauf an der Grazer Schule. Es sei eine "nationale Tragödie, die uns zutiefst erschüttert". Für ihn stehe das Land gerade still.
Er benennt die Tat als "Gewaltexzess", die "unermessliches Leid" versucht habe. "Eine Schule ist mehr als nur ein Ort des Lernens", betonte der Kanzler. Es sollte auch ein sicherer Raum des Vertrauens, der Geborgenheit sowie der Zukunft sein. "Konfliktlösung durch Gewalt darf niemals Teil unseres Lebens werden", führte er fort.
Der Kanzler dankt den Einsatzkräften und Helfern sowie den Ermittelnden, um die Umstände aufzuklären. "Schulen müssen Orte des Friedens bleiben." Schüler sollten "unbeschwert wachsen und lernen können", so der Kanzler.
Der Kanzler ruft eine dreitägige Staatstrauer aus, um den Opfern des Amoklaufs zu gedenken. In dieser Zeit hängen die Flaggen auf halbmast, öffentliche Feiern werden abgesagt oder verschoben. Auch eine landesweite Schweigeminute soll am Mittwoch stattfinden.
Der Schütze habe wohl in zwei fünften Klassen der Oberschule um sich geschossen. Dafür nutzte er zwei Waffen. Schüler wurden unter anderem in den Kopf getroffen und erlitten teilweise schwere Verletzungen.
Graz: 10 Todesopfer, mehrere Schwerverletzte
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr hatte am Nachmittag zehn Tote bestätigt. Darunter sieben Schüler, ein Erwachsener sowie der Schütze selbst. Letzteres bestätigte auch die Polizei - sie geht außerdem von einem Einzeltäter aus. Zwei schwerverletzte Opfer sollen darüber hinaus ihren Verletzungen erlegen sein, berichtete das Uniklinikum Graz.
Die Krankenhausgesellschaft Kages berichtete in einer Zwischenbilanz am Nachmittag von der Behandlung von sieben schwer verletzten Personen, darunter fünf Jugendliche und zwei Erwachsene am LKH-Uniklinikum. Im UKH gebe es vier, am LKH Graz-West ein weiteres Opfer in Behandlung. Zwei Personen befinden sich offenbar in "sehr kritischem Zustand".
Über das Motiv gibt es derzeit noch wenige Angaben. Laut mehreren Medienberichten handelte es sich bei dem Täter um einen ehemaligen Schüler des Bundesoberstufenrealgymnasiums. Die Polizei bestätigte, dass es sich um einen 21-jährigen ehemaligen Schüler handelt, der die Schule nicht abgeschlossen hat.
Christian Stocker teilte auf X, dass seine Gedanken bei den Familien und Eltern sind, die ihr Kind verloren haben.
Momentan ist die Polizei noch immer vor Ort. Der Bereich ist großräumig abgesperrt. Das Rote Kreuz ist nach Medienberichten mit 158 Sanitätern im Einsatz. Insgesamt sind 65 Rettungsfahrzeuge mit dem Amoklauf an der Grazer Schule beschäftigt.
Darüber hinaus leistet das Team der Krisenintervention Hilfe für betroffene Eltern, Schüler und Lehrkräfte. Rund 600 Personen werden nach den Vorkommnissen betreut, so die Leiterin des steirischen Kriseninterventionsteams vom Roten Kreuz.
Polizei bittet um Hinweise und Fotos
Die Polizei bittet darum, keine Videos und Fotos zu veröffentlichen, sondern diese gesammelt auf einer hierfür errichteten Plattform einzusenden. Die Polizei nehme darüber hinaus jegliche Hinweise und Wahrnehmungen entgegen.
Die Schule wurde evakuiert und alle Personen zu einem sicheren Treffpunkt gebracht. Schüler und Lehrer wurden in der Helmut-List-Halle untergebracht. Auch ein Sammelpunkt im ASKÖ-Stadion wurde für betroffene Eltern eingerichtet. Zwölf Personen gelten darüber hinaus als verletzt, teilweise schwer. Sie werden in umliegenden Krankenhäusern behandelt.
Sowohl Schüler als auch Eltern werden durch ein Kriseninterventionsteam betreut, versicherte die Landespolizei. In einem Update teilte die Polizei darüber hinaus, dass mehrere Tote zu beklagen sind. Eine genaue Zahl wurde nicht genannt.
Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr: "Furchtbare Tragödie"
Der österreichische Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ist laut Angaben der Nachrichtenagentur APA auf dem Weg zum Tatort. Auch der Bildungsminister Christoph Wiederkehr sei auf dem Weg nach Graz. Die Regierung hat geplante Sitzungen abgesagt.
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) nannte den Vorfall gegenüber der APA eine "furchtbare Tragödie". Sie bestätigte außerdem, dass der Schütze unter den Toten sei.
Die Schule liegt in der Nähe des Grazer Bahnhofs. Nach eigenen Angaben gibt es derzeit rund 400 Schüler in 20 Klassen. Das Bundesoberstufenrealgymnasium unterrichtet als weiterführende Schule.
Das Innenministerium soll laut dem lokalen öffentlich-rechtlichen Sender ORF Steiermark mehrere Tote bestätigt haben, darunter auch der mutmaßliche Täter. Er dürfte sich laut Polizeisprecher Fritz Grundnig selbst getötet haben, die Lage sei aber noch sehr "unübersichtlich", berichtet ORF Steiermark.
Die Polizei Steiermark bestätigte den Einsatz auf X und nannte "Schüsse im Gebäude" als Grund. Der Polizei zufolge sind mehrere Einsatzkräfte und das Einsatzkommando Cobra vor Ort, auch Hubschrauber waren im Einsatz.
Bundespräsident van der Bellen: "Horror nicht in Worte zu fassen"
Der Bundespräsident Alexander van der Bellen äußerte sich auf X: "Dieser Horror ist nicht in Worte zu fassen". Österreich trauere und stehe in dieser schweren Stunde zusammen.
Die EU-Kommission bezeichnete die Schüsse an der Grazer Schule als "absolut schreckliche und tragische Nachrichten". Eine Kommissionssprecherin in Brüssel sagte: "Wir stehen gemeinsam in Trauer und suchen nach Klarheit nach diesem schrecklichen Ereignis in einer Schule."
Auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas nahmen Anteil. Die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, dankte den Einsatzkräften und bekräftigte, dass Europa an Österreichs Seite stehe.
Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig hat auf X sein Mitgefühl ausgedrückt. Die Nachrichten aus Graz würden ihn zutiefst erschüttern. Er warnte auch, gerade in solchen Momenten "müssen wir als Gesellschaft zusammenstehen. Hass und Gewalt dürfen niemals die Oberhand gewinnen".
Auch Landeshauptmann der Steiermark, Mario Kunasek (FPÖ) zeigt sich erschüttert. "Es ist unfassbar, was heute in Graz passiert ist", sagte er. "Als Landeshauptmann der Steiermark und als Vater bin ich zutiefst betroffen über diese Wahnsinnstat, die so viel Unheil und unglaubliches Leid gebracht hat. Meine Gedanken sind bei den unschuldigen Opfern, Familien und Lehrpersonen."
Die Außenministerin Beate Meinl-Reisinger teilte ebenso ihre Erschütterung.
Graz ist die zweitgrößte Stadt Österreichs nach Wien. Sie liegt im Südosten des Landes und hat rund 300.000 Einwohner.
Der Vorfall löst Erinnerungen aus. Vor knapp 10 Jahren sind bei einer Amokfahrt in Graz drei Menschen getötet und 36 weitere verletzt worden. Die Tat erfolgte am 20. Juni 2015, der Täter wurde anschließend zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.
+++
Die Polizei berichtet, dass ein Callcenter für Angehörige und Betroffene eingerichtet wurde. Es ist unter +43 5913 38400 erreichbar.
Das Krisentelefon Psynot steht ebenso akut zur Verfügung. Dabei handelt es sich um das psychiatrische Krisentelefon des Landes Steiermark. Professionell geschulte Mitarbeiter werden hier für die Betreuung von Betroffenen eingesetzt. Das Telefon ist rund um die Uhr unter der Nummer 0800-449933 erreichbar.