In einer Zeit der wiederaufflammenden Konflikte kürzen immer mehr Länder ihre Beiträge für Menschen in Not. Aber wie steht es wirklich um die internationale humanitäre Hilfe?
Laut einer Studie des Activity Learning Network for Accountability and Performance (ALNAP) könnten die staatlichen Mittel für humanitäre Hilfe bis zum Jahresende im Vergleich zu 2023 um 34 Prozent bis 45 Prozent gekürzt werden.
Anfang 2025 hat US-Präsident Donald Trump ganze 80 Prozent der von der US-Agentur für internationale Entwicklung verwalteten Verträge gekürzt, ganz im Sinne seines "America-first"-Ansatzes, der Ausgaben in Übersee ablehnt.
Die europäischen Länder haben ihrerseits angesichts der wachsenden militärischen Bedrohung durch Russland ihre HGelder in Verteidigungs- und Aufrüstungsbudgets umgeleitet.
Obwohl das Jahr 2025 einen Wendepunkt darstellt, berichtet ALNAP, dass auch 2024 Rekordkürzungen bei der Entwicklungshilfe vorgenommen wurden, wodurch ein jahrzehntelanger Aufwärtstrend bei der Finanzierung umgekehrt wurde.
Der Rückgang der Hilfen hat die Kluft zwischen Bedarf und Finanzierung noch vergrößert, da seit 2021 70 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen sind.
Laut ALNAP sind die Mittelkürzungen auf die nachlassende Wirkung des "Ukraine-Effekts" zurückzuführen, der nach der russischen Invasion im Februar 2022 zu einem erheblichen Anstieg der humanitären Mittel führte.
Wohin fließen die humanitäre Hilfeleistungen?
Die palästinensischen Gebiete waren 2024 der größte Empfänger internationaler humanitärer Hilfe und erhielten 2,9 Mrd. USD (2,5 Mrd. EUR), was einem Anstieg von 51 Prozent gegenüber 2023 entspricht.
Die Ukraine war mit 2,8 Mrd. USD (2,4 Mrd. EUR) im Jahr 2024 der zweitgrößte Empfänger. Dennoch wurden die Mittel für dieses Land das zweite Jahr in Folge um 25 Prozent gekürzt.
Betrachtet man das Ausmaß der Kürzungen, so stehen die USA an der Spitze der Rangliste der Länder, die 2024 die meisten Mittel für humanitäre Hilfe gestrichen haben, da die Mittel gegenüber 2023 um 10,4 Prozent gekürzt wurden. Die von den EU-Institutionen bereitgestellten Mittel für humanitäre Hilfe gingen um 12,7 Prozent zurück.
Obwohl einige europäische Regierungen ihre Hilfe im Jahr 2024 aufstockten, kürzten die meisten sie.
Deutschland und Norwegen haben ihre humanitäre Hilfe im Vergleich zu 2023 um mehr als 20 Prozent gekürzt, während die von Frankreich geleistete Hilfe um 15 Prozent zurückging.
Eine Ausnahme bildeten Großbritannien und Schweden, die ihre humanitäre Hilfe um 39,9 Prozent bzw. 3,4 Prozent aufstockten.
Die massiven Kürzungen im humanitären Sektor sind darauf zurückzuführen, dass 16 der 20 größten Geber ihre Mittel gekürzt haben, während ein kleinerer, aber bemerkenswerter Rückgang der privaten Beiträge ebenfalls Auswirkungen auf die Hilfe hatte.
Dennoch hat sich die Finanzierungslandschaft insgesamt nicht verändert - die zehn größten Geber stellten 2024 immer noch 84 Prozent der gesamten öffentlichen humanitären Hilfe bereit, verglichen mit 83 Prozent im Jahr 2023.
Insgesamt macht die Abhängigkeit des Sektors von einer relativ kleinen Zahl großer Geber ihn besonders anfällig für Kürzungen.