Zwei alte Burgen in der kroatischen Region Istrien wurden renoviert und restauriert, um ihnen ein zweites Leben zu schenken. So bieten alte Steine einen Einblick in die Vergangenheit – und schaffen gleichzeitig Arbeitsplätze und fördern die lokale Wirtschaft.
Das Kastell Burg Morosini-Grimani liegt im Herzen des kleinen Dorfes Svetvinčenat. Es ist eine der wichtigsten und am besten erhaltenen Renaissance-Burgen in der Region Istrien, Kroatien. Das über lange Jahre unbeachtete Kastell begrüßt jetzt jedes Jahr etwa 45.000 Besucher und beschäftigt in der Hochsaison 12 Mitarbeiter. Seine vollständig renovierte architektonische Struktur bietet einen Rahmen für zahlreiche Aktivitäten für Kinder und Erwachsene, einschließlich Escape-Room-Spielen, Hochzeiten, kulinarischen Verkostungen, Teambuilding-Veranstaltungen, Konzerten oder Mittelalter-Eventnächten. Die Umgebung wird auch für lokale Lebensmittelmärkte oder traditionelle Spiele genutzt.
Die Manager fordern, dass diese Aktivitäten immer sorgfältig mit Blick auf ihre Nachhaltigkeit ausgewählt werden.
„Die Burg war schon hier, bevor wir kamen, und wir müssen sicherstellen, dass sie auch nach uns noch hier ist,“ erklärt Matija Ljuba, der Creative Development Manager der Burg. „Darüber sprechen wir mit allen Gästen, die hierher kommen: Spaß haben und sich amüsieren, aber jeden Stein respektieren.“
Morosini-Grimani ist eine der beiden Burgen, die von einem europäischen Projekt ausgewählt wurden, das darauf abzielt, den antiken Festungen der Region neues Leben einzuhauchen, damit sie einen Einblick in die Vergangenheit bieten und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen und die lokale Wirtschaft ankurbeln. Das Gesamtbudget des Projekts KulTERRA belief sich auf rund 3 Millionen Euro. 85 % davon wurden von der Europäischen Kohäsionspolitik gedeckt.
Die zweite Burg liegt viel abgelegener. Die Festung Petrapilosa stammt aus dem 10. Jahrhundert und liegt in der Nähe des kleinen Dorfes Buzet.
Ihre bröckelnden Mauern bilden heute den Rahmen für Schatzsuchen für Kinder sowie für Poesie-Festivals, Meditations-Workshops und Jazz- und Pop/Rock-Konzerte. Ihre abgelegene Lage ist eine zusätzliche Herausforderung für die Planung und die logistische Entwicklung dieser Aktivitäten, sagt Matija Nezić, kultureller und künstlerischer Koordinator der Burg Petrapilosa. „Vielleicht stellte diese Abgeschiedenheit in der Vergangenheit einen Vorteil als strategische Verteidigungsposition dar. Heute ist das Burggelände jedenfalls sehr, sehr unzugänglich. Wir haben nicht genügend gute Straßen, um größere Reisegruppen mit dem Bus dorthin zu befördern. Das wird wirklich problematisch. Wir arbeiten daran, die Situation zu verbessern,“ erklärt Nezić.
Unabhängig von den angesprochenen Herausforderungen und den gefundenen Lösungen hängt die Zukunft dieser Burgen tatsächlich von ihrer Fähigkeit ab, sich als Bastionen des nachhaltigen Kulturtourismus neu zu erfinden, behauptet ein Archäologe, der an ihrer Untersuchung und Renovierung beteiligt ist.
„Wenn wir die noch erhaltenen Strukturen restauriert haben und sie nicht genutzt werden, dann werden wir bald wieder Probleme haben, denn die Strukturen werden wieder zusammenbrechen oder zerstört werden, und dann ist es schwer, die Finanzen zu finden, um sie erneut zu reparieren,“ sagt der Archäologe Josip Višnjić, der die Geschichte der Burg Petrapilosa studierte und an ihrer Renovierung arbeitete. „Wenn man einen Ort in einem Zustand wie hier in Petrapilosa hat, zieht er Menschen an,“ fügt Višnjić hinzu, der auch Assistenzprofessor für Archäologie an der Juraj Dobrila Universität in Pula ist.
Der führende Partner des Projekts „KulTERRA“ war die Gemeinde Svetvinčenat, die eng mit weiteren 11 Partnern aus dem öffentlichen und privaten Sektor und der Zivilgesellschaft zusammenarbeitete.