Italien führt als jüngstes EU-Land strenge Altersprüfungen ein. Nutzer müssen vor dem Zugriff auf Erotikseiten nachweisen, dass sie mindestens 18 sind.
Italien ist das jüngste europäische Land, das Alterskontrollen vorschreibt, um Kinder vom Zugriff auf Erwachsenenseiten fernzuhalten.
Webseiten, die in Italien pornografische Bilder und Videos verbreiten, müssen diese Sicherheitsprüfungen jetzt einführen. Das gilt auch für Anbieter ohne Niederlassung im Land.
Pornoseiten müssen Altersprüfungen von Drittanbietern nutzen, die Nutzerinnen und Nutzer bei jedem Zugriff auffordern, eine Ausweiskopie mit Altersangabe vorzulegen.
Die Regierung hat 45 Pornoplattformen benannt, darunter Pornhub, YouPorn und Redtube. Sie müssen die neuen Vorgaben umsetzen.
Der Schritt Italiens ist Teil einer europaweiten Initiative, digitale Räume für Kinder sicherer zu machen. So gehen andere Länder vor.
Frankreich
Frankreich hat 2024 ein Gesetz verabschiedet. Es gibt der Aufsicht Arcom die Befugnis, rechtliche Sanktionen zu verhängen und Pornoseiten zu sperren, die weiterhin Personen unter achtzehn den Zugriff erlauben.
Vor Sanktionen mahnt Arcom säumige Seiten zunächst ab.
Bleiben sie untätig, kann Arcom bis zu 150.000 Euro oder zwei Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen. Bei Wiederholung steigt die Strafe auf 300.000 Euro oder vier Prozent des globalen Umsatzes.
Die Behörde kann Internet- oder Domainanbieter zudem anweisen, den Zugang zu solchen Seiten für mindestens zwei Jahre zu sperren. Anbieter müssen binnen 48 Stunden folgen, sonst droht strafrechtliche Verantwortung.
Wer die Altersprüfung missachtet, kann auch wegen sexuellen Verhaltens gegenüber Minderjährigen strafrechtlich verfolgt werden. Darauf stehen bis zu drei Jahre Haft und 75.000 Euro Geldstrafe.
Das Gesetz sorgte im Sommer für Schlagzeilen, als Aylo, die Mutter von Pornhub und Redtube, ankündigte, den Zugang für Nutzerinnen und Nutzer in Frankreich wegen der Regelung zu sperren. Später hob der Konzern die Blockade wieder auf.
Bemerkenswert: Die europäische NGO AI Forensics stellte fest, dass in Frankreich eingesetzte Altersprüfdienste von Drittanbietern, etwa AgeGO und AgeVerif, teils personenbezogene Daten an andere Firmen weitergaben. Zudem ließen sich die Prüfungen leicht umgehen, indem man eine Codezeile in die Seitenbeschreibung einfügte.
Spanien
Spanien führte 2022 ein Gesetz ein, das Minderjährige vor schädlichen Online-Inhalten schützen soll. Dazu zählen Pornografie und Inhalte, die der Gesundheit, dem seelischen Wohlbefinden oder der „moralischen Entwicklung“ von Kindern schaden. Was damit gemeint ist, bleibt offen.
Streamingdienste, Videoplattformen und andere Online-Angebote müssen demnach Altersprüfungen einführen, die Kindern den Zugang zu „besonders schädlichen audiovisuellen Inhalten“ verwehren – etwa zu sinnloser Gewalt oder Pornografie.
Außerdem hat die spanische Nationalpolizei Anfang des Jahres die App MiDNI offiziell gestartet. Sie bietet eine digitale Identifizierung in Echtzeit, inklusive Altersnachweis.
Ein weiteres nationales Altersprüfprojekt liegt auf Eis. José Luis Escrivá, der frühere Digitalisierungsminister, kündigte 2024 die Wallet Cartera Digital Beta für Altersnachweise an.
Eine technische Unterlage erklärte damals: Die Wallet generiert monatlich 30 Schlüsselpaare. Jedes lässt sich einmal zur Identitätsprüfung nutzen, nachdem die App den im System hinterlegten Ausweis analysiert hat.
Spanische Medien berichten, die Regierung warte vor dem Start noch auf die Freigabe bestimmter Datenschutzanforderungen.
Deutschland
Nach Ansicht deutscher Behörden reicht eine Selbstauskunft vor dem Betreten von Erwachsenenseiten nicht aus.
In Deutschland sind digitale Altersprüfungen Pflicht, bevor man solche Seiten betreten darf.
Plattformen müssen zudem Schutzvorkehrungen vorhalten, etwa von Eltern gesteuerte Filtersoftware. Sie soll Minderjährige in Deutschland von Inhalten fernhalten, die ihrer Entwicklung „abträglich“ sind, so ein Bericht der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle aus dem Jahr 2023.
Die Seiten brauchen außerdem eine unabhängige Ansprechperson für Jugendschutz. Sie berät zur besten Vorgehensweise, um Minderjährige online zu schützen.
Verstöße können mit bis zu 500.000 Euro geahndet werden.
Im vergangenen Jahr blockierten deutsche Behörden Aylo, die Mutter der populären Pornoseiten Pornhub und RedTube. Ein deutsches Gericht sah Gesetzesverstöße.
In einer Mitteilung im Juni erklärte die Aufsicht, zwei Berliner Gerichte hätten festgestellt, Aylo habe „die eigenen finanziellen Interessen über den Schutz Minderjähriger gestellt“. Die Gerichte wiesen auch den Einspruch gegen das Verbot zurück und hielten fest, Aylo „missachtet rechtskräftige und vollstreckbare Anordnungen beharrlich“.
Die Behörde bewertet regelmäßig Altersprüfungen von Drittanbietern, damit Plattformen wissen, welche Lösungen angemessene Schutzmaßnahmen bieten.
EU-Pilotprojekt
Die Europäische Union arbeitet an einem Pilotprojekt, um eigene Altersprüfmechanismen zu testen.
Ein Konzept für ein EU-weites Verfahren soll Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, ihr Alter von mindestens achtzehn nachzuweisen, ohne persönliche Daten offenzulegen. Es müsse „robust, nutzerfreundlich und datenschutzfreundlich“ sein, so die Europäische Kommission.
Der Altersnachweis soll später mit digitalen Identitäts-Wallets zusammenarbeiten, die alle Mitgliedstaaten bis Ende 2026 einführen müssen. Er könnte auch in eigenständige Prüf-Apps integriert werden, die es bereits in Dänemark, Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland gibt.