Erfahrungsschätze alter Handwerke spielerisch vermitteln

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Erfahrungsschätze alter Handwerke spielerisch vermitteln
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Von Julian GOMEZSabine Sans
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Ein EU-Projekt stellt traditionsreiche Berufe mit neuen Technologien dar. Sie sollen bewahrt und einem breiten Publikum nahegebracht werden.

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Wie können neueste digitale Technologien dazu beitragen, alte, oft jahrhundertealte, traditionelle Handwerksberufe in Europa besser zu verstehen und zu bewahren? Thema in dieser Futuris-Folge von der griechischen Insel Kreta.

Ein EU-Projekt nutzt neueste digitale Technologien, um alte oft jahrhundertealte europäische Handwerksberufe wie die traditionelle Käseherstellung besser zu verstehen, zu schützen und zu fördern. Das findet euronews-Reporter Juán López Gómez in einer alten Hirtenhütte in den Bergen Kretas heraus.

Käserherstellung wie anno dazumal

Mit 73 Jahren produziert Alekos Ntagiadas immer noch Käse, so wie er es von seinem Onkel gelernt hat, als er noch ein kleiner Junge war. In einer traditionellen Schäferhütte aus Trockenmauerwerk aus dem 19. Jahrhundert, die von den Einheimischen "Mitato" genannt wird, hat er Feuer gemacht: Aus Ziegenmilch stellt er zwei Käsesorten her: "Myzithra" (μυζηθρα) und "Katsohiri" (κατσοχοίρι).

"Fast alle Familien in der Gegend waren Hirten", erzählt Alekos Ntagiadas. "Jede Familie hatte ihre eigenen Tiere und ihre eigenen Schafhütten. Und sie stellten ihre eigenen Produkte her. Unsere Familie hatte auch Ziegen. Ich habe immer noch Ziegen, um die Familientradition fortzusetzen."

Informatiker eines EU-Forschungsprojekts erfassen die Gegenstände, die bei der Käseherstellung verwendet werden. Sie versuchen, sowohl materielle als auch immaterielle Aspekte des Handwerks als Kulturerbe darzustellen und zugänglich zu machen: Neben den verwendeten Materialien, die Herstellungsart und die Geschicklichkeit der Handwerker sowie den geografischen, architektonischen und kulturellen Kontext, in dem diese Handwerke entstanden.

Xenophon Zabulis, Computer-Wissenschaftler der Stiftung für Forschung und Technologie - Hellas sowie Mingei-Projektkoordinator erklärt:

"Zuerst untersuchen wir die Gegenstände des Kulturerbes mit einem Scanner. Zweitens zeichnen wir die Bewegungen auf, sodass man die Gesten, die Handgriffe, die bei diesem Handwerk gemacht werden, imitieren kann. Und drittens, und das ist sehr wichtig, stellen wir die kulturellen Kontexte und historischen Prozesse, die Werte und die kollektiven Gemeinschaftserinnerungen, in denen die Handwerke entstanden sind, in Geschichten dar."

Die Forscher haben eine Datenbank erstellt, in der neben Käseherstellung auch Handwerke wie das Stricken und Färben von Wolltextilien, Glasbläserei, traditionelle Töpferei oder Seidenweberei erfasst sind.

Traditionen in Geschichten verpackt

Um die traditionellen Handwerke in den unterschiedlichen historischen und geografischen Umgebungen darzustellen, in denen sie sich entwickelt haben, werden mixed-reality-tools wie augmented reality eingesetzt.

"Wir haben eine allgemeine Methodik zur Datenerfassung all dieser traditionellen Handwerke und ihrer Präsentation entwickelt. Das war schwierig", sagt Nikolaos Partarakis. "Wir mussten uns auf diese Methodik konzentrieren - zum Beispiel mit den Handwerkern diskutieren und unseren Ansatz auf ihre Bedürfnisse abstimmen - und gleichzeitig die technischen Werkzeuge schaffen, die wir zum Erreichen unserer Ziele brauchten. Das war eine große Herausforderung."

Spielerische Wissenschaft

Um alte Traditionen einem jungen, technikbegeisterten Publikum nahezubringen, wird der Erfahrungsschatz auf spielerische Weise zur Schau gestellt: interaktive Comicbücher erklären die Geheimnisse der Glasherstellung und alte Kameras zeigen virtuelle Postkarten.

"Wir haben diese Anwendungen entwickelt, um unsere Forschungsergebnisse verständlicher und einem breiten Publikum zugänglich zu machen", so Xenophon Zabulis. "Wir wollten unsere Forschung spielerisch darstellen, um Publikum anzuziehen. Um das traditionelle Handwerk zu erhalten, müssen wir das Publikumsinteresse auf unterschiedliche Art und Weise wecken. Wir müssen die Geschichten modernisieren."

Den Wissenschaftlern zufolge hängt das Überleben von Handwerkstraditionen von ihrer Wirtschaftlichkeit ab - zum Beispiel durch Ökotourismus.

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