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„Nothing beats a Jet2 holiday“: Steckt der TikTok-Hype hinter Rekordpassagierzahlen?

Ein umgeleitetes Jet2.com-Flugzeug setzt zur Landung am Newcastle International Airport in England an. Sonntag, 16. Mai 2010.
Eine umgeleitete Jet2.com-Maschine setzt zur Landung am Flughafen Newcastle International in England an. Sonntag, 16. Mai 2010. Copyright  Copyright 2010 AP. All rights reserved.
Copyright Copyright 2010 AP. All rights reserved.
Von Liam Gilliver
Zuerst veröffentlicht am
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Jet2 zeigt sich begeistert: Die Airline spricht von beispiellosem Erfolg. Ihre bekannte Marketingkampagne hat das Internet im Sturm erobert.

Trotz steigender Urlaubskosten begrüßte Jet2 eine Rekordzahl an Passagieren. Nun skizziert das Unternehmen seine Expansionspläne.

Der Reiseanbieter hat die Halbjahreszahlen für die ersten sechs Monate 2025 vorgelegt. Dabei hob er eine virale Kampagne hervor, die rasch zu einem der prägenden Slogans des Jahres wurde.

Der eingängige Slogan „Nothing beats a Jet2 holiday“ erzielte weltweit mehr als 80 Milliarden Aufrufe über fast zwölf Millionen Social-Media-Beiträge und verhalf Jess Glynnes Hit von 2015 „Hold My Hand“ zu neuem Leben.

Doch ist Viralität immer ein Segen? Und kann der Jet2-Spot die in die Höhe geschnellten Verkäufe für sich reklamieren?

„Nothing beats a Jet2 holiday“

Die „sofort erkennbare“ Kampagne wurde rasch zur Selbstparodie. Reisende kombinierten Song und Slogan mit Videos, die ihren Urlaub und seine Katastrophen zeigen.

Ein Clip mit 29.000 Likes zeigt etwa eine Frau, die auf einem Campingurlaub in Cornwall, England, im Sturm mit ihrem Zelt kämpft.

Ein weiterer viraler Clip mit über 42 Millionen Likes zeigt, wie ein Mann dramatisch die Vorhänge seines Hotelzimmers aufzieht – und dahinter nur ein winziges Fenster ohne Aussicht zum Vorschein kommt.

Catherine Warrilow, Markenstrategin bei The Plot, sagt Euronews Travel, der Trend habe Jet2 stärker als jede andere Airline mit Reisenden der Generation Z verbunden.

Die Expertin nennt den Spot „pures Marketing-Gold“. Seine Hochphase fiel ihrer Ansicht nach mit dem Moment zusammen, in dem jüngere Reisende Billigflieger wie Ryanair wegen strenger Gepäckstrafen mieden.

„Diese beispiellose Aktivität hat unsere Marketing-Reichweite erhöht und die Markenbekanntheit bei jüngeren Zielgruppen verbreitert“, heißt es im Finanzbericht von Jet2. Ob der Spot auch die Verkäufe gesteigert hat, ließ das Unternehmen offen.

Eine „potenzielle PR-Krise“

Warrilow warnt, Marken wie Jet2 müssten Höhen wie Tiefen aushalten. Viele virale Memes entfernen sich von ihrer ursprünglichen Intention.

Im Juli postete das Weiße Haus einen Clip auf X (früher Twitter), in dem Menschen in Handschellen von der Einwanderungs- und Zollbehörde ICE in ein Flugzeug geführt werden.

Der umstrittene Clip verwendete den fröhlichen Sprechertext „Nothing beats a Jet2 holiday“ und erntete Kritik von der Originalsprecherin des Spots, Zoe Lister, sowie von Glynne.

Lister verurteilte, was sie als „verabscheuungswürdige“ US-Politik bezeichnete. Glynne schrieb in sozialen Medien, ihre Musik stehe für „Liebe, Einheit und Positivität, niemals für Spaltung oder Hass“.

„Wenn Leute den ‚nothing beats‘-Sprechertext mit Höllenurlauben oder epischen Pannen kombinierten, hatte Jet2 die Wahl: ignorieren oder mit Humor nehmen. Das enorme Wachstum spricht für sich. Das Positive hat die potenzielle PR-Krise überwogen“, so Warrilow.

Jet2 verzeichnet Rekordpassagierzahlen

In den ersten sechs Monaten 2025 zählte Jet2 beeindruckende 14,09 Millionen Fluggäste. Das sind 750.000 mehr als im Vorjahr.

Auch der Konzernumsatz stieg um fünf Prozent auf 5.342,2 Millionen Pfund (rund 6.058,72 Millionen Euro). Das angebotene Sitzplatzkontingent liegt derzeit 7,7 Prozent über dem Winter 2024/25. Rund fünfeinhalb Millionen Plätze sind bereits gebucht.

Der Erfolg ebnet den Weg für eine neue Basis am London Gatwick Airport im Sommer 2026. Das Unternehmen hat sich nach der Freigabe zusätzlicher Kapazitäten Slots für sechs Flugzeuge gesichert. Damit rücken weitere 15 Millionen potenzielle Kundinnen und Kunden in Reichweite.

Steve Heapy, CEO von Jet2 plc, lobte den Bericht. Er zeige, wie sich das „flexible Betriebsmodell“ des Unternehmens an verändertes Kundenverhalten anpasse.

„Kundinnen und Kunden mögen später [im Jahr] buchen. Klar ist aber: Sie wollen ihren wohlverdienten Urlaub in der Sonne – mit einer Marke, der sie vertrauen“, fügte er hinzu.

„Wir glauben, dass der jährliche Auslandsurlaub für viele eine geschätzte Priorität bleibt. Er hat oft Vorrang vor freiwilligen Ausgaben, selbst in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten.“

Was steckt hinter dem Jet2-Boom?

Der Effekt des Spots auf die tatsächlichen Verkäufe lässt sich schwer beziffern. Sicher ist: Neue Basen in Bournemouth und am London Luton Airport tragen vier Prozent zum Wachstum bei.

Auch die niedrigen Preise haben die Rekordwerte befeuert. Der durchschnittliche Kosten einer Jet2-Reise stiegen trotz Inflation nur um drei Prozent. Die Erlöse pro Passagier auf reinen Flugtickets sanken dank Aktionen um sieben Prozent.

Das Mitgliederprogramm myJet2 wuchs im vergangenen Jahr um 62 Prozent und zählt nun mehr als 8,4 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten. Es bringt Vorteile wie exklusive Rabatte auf Flüge und Pauschalreisen.

Euronews Travel hat Jet2 um weitere Stellungnahme gebeten.

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