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Wohnungsnot in Europa: In Spanien sind die Preise um bis zu 20 Prozent angestiegen

Renovierung eines Hauses im Zentrum von Madrid, Spanien
Renovierung eines Hauses im Zentrum von Madrid, Spanien Copyright  Roberto Macedonio / 'Euronews'.
Copyright Roberto Macedonio / 'Euronews'.
Von Roberto Macedonio Vega & Euronews en español
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Laut Eurostat verschärft sich die europäische Wohnungskrise in Städten wie Madrid und Barcelona. Dort schnellen die Kauf- und Mietpreise in die Höhe. Wie wirkt sich dies auf junge Europäer aus und was versucht die Politik dagegen zu tun?

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Die Wohnungsfrage ist zu einem der größten sozialen und wirtschaftlichen Probleme in Europa geworden, mit besonders deutlichen Auswirkungen in Ländern wie Spanien und Städten wie Madrid und Barcelona. Nach den jüngsten Eurostat-Daten stellen die Wohnkosten in der Europäischen Union für viele Familien eine untragbare Belastung dar.

In den Großstädten der EU geben 10,6 % der Haushalte mehr als 40 % ihres Einkommens für die Miete aus, während es in ländlichen Gebieten nur 7 % sind. In Griechenland zum Beispiel überschreiten mehr als 31 % der städtischen Haushalte diese Schwelle. Es ist das Land mit der schlechtesten Situation. Vor diesem Hintergrund erschweren steigende Preise, ein unzureichendes Angebot und die Zunahme von Touristenvermietungen den Zugang zu angemessenem Wohnraum, insbesondere für junge Menschen.

Steigende Preise: Europäisches Phänomen mit großen Auswirkungen auf Spanien

Zwischen 2015 und 2023 sind die Wohnkosten in der EU im Durchschnitt um 48 % gestiegen, wobei es erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Ungarn führt die Rangliste mit einem Anstieg von 173 % an, während Finnland kaum 5 % verzeichnete.

In Spanien war der Preisanstieg bemerkenswert. Laut Quique Villalobos, dem Sprecher für Stadtplanung und Wohnungswesen des Verbandes der Madrider Nachbarschaftsvereinigungen, "sind die Wohnungspreise in nur einem Jahr um 20 % beim Kauf und um 15,4 % bei der Miete gestiegen". Dieses Phänomen ist besonders in Großstädten wie Madrid, Barcelona und Valencia zu beobachten, wo der demografische Druck und der Tourismus die Situation noch verschärfen.

In Madrid sind die Mieten im zentralen Bezirk "innerhalb eines Jahres um 21 % gestiegen, wobei die Preise selten unter 2.000 Euro pro Monat fallen. In den Gemeinden des Ballungsraums werden Mieten von 1.200 bis 1.500 Euro für Drei-Zimmer-Wohnungen verlangt", fügt Villalobos hinzu.

In Barcelona ergibt sich ein ähnliches Bild, wobei der Boom bei den Touristenwohnungen ein wichtiger Faktor ist. Nach Angaben von Eurostat sind die Mieten in der EU zwischen 2010 und 2022 um 18 % gestiegen, was zum Teil auf die Zunahme von Kurzzeitmieten zurückzuführen ist, die das Angebot für die Bewohner verringern.

Junge Menschen sind am stärksten betroffen

Der Zugang zu Wohnraum ist für junge Europäer, die im Durchschnitt mit 26,3 Jahren das Elternhaus verlassen, ein besonders großes Hindernis. In Spanien liegt dieses Alter bei 30 Jahren und ist damit das zweithöchste in der EU, nach Kroatien (31,8 Jahre).

Durchschnittsalter, in dem die Europäer aus dem Elternhaus ausziehen
Durchschnittsalter, in dem die Europäer aus dem Elternhaus ausziehen 'Euronews' mit Daten von Eurostat

"Die Wohnsituation erklärt 70 % der Ungleichheit in diesem Land", meint der sozialistische Abgeordnete Víctor Camino. "Tausende von jungen Menschen zahlen bis zu 70 % ihres Gehalts für Miete oder Kauf, was ein Irrgarten ist". In Madrid ist die Auszugsquote der Kinder aus dem Elternhaus so niedrig wie noch nie, weniger als 15 %, so Villalobos.

Der sozialistische Abgeordnete Víctor Camino
Der sozialistische Abgeordnete Víctor Camino Sozialistische Parlamentsfraktion

Paula de las Heras, Abgeordnete der konservativen Volkspartei PP im Regionalparlament der Autonomen Gemeinschaft Madrid und wohnungsbaupolitische Sprecherin, räumt die Schwierigkeiten ein: "Die jungen Leute haben in den letzten zehn Jahren harte Zeiten in der spanischen Wirtschaft durchgemacht".

"Sie haben kaum die Möglichkeit zu sparen, die Gehälter steigen nicht". Um Zugang zu einer Wohnung zu erhalten, ist ein Anfangspolster von 20.000 bis 40.000 Euro erforderlich, das für viele unerreichbar ist.

Paula de las Heras, Abgeordnete der Volkspartei und wohnungsbaupolitische Sprecherin
Paula de las Heras, Abgeordnete der Volkspartei und wohnungsbaupolitische Sprecherin Roberto Macedonio/Euronews

Politische Antworten: zwischen Regulierung und Angebot

Die EU hat Schritte unternommen, um diese Krise zu bewältigen. Im Jahr 2021 verabschiedete das Europäische Parlament eine Entschließung, in der angemessener Wohnraum als grundlegendes Menschenrecht anerkannt wird.

Im Juli 2024 kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an, dass das Wohnungswesen eine Priorität und ein spezieller Kommissar für diesen Bereich ernannt werde. Im Dezember 2024 wurde ein Sonderausschuss eingesetzt, der innerhalb eines Jahres Lösungen vorschlagen soll.

In Spanien divergieren die politischen Positionen

Die von der Sozialistischen Arbeiterpartei geführte Zentralregierung in Madrid setzt sich für das Wohnungsbaugesetz ein, das Maßnahmen wie Mietobergrenzen in Problemgebieten vorsieht. "In Katalonien sind die Mieten von 3 % auf 5 % gesunken", sagt Camino, der Gemeinden wie Madrid, wo die Konservativen die Mehrheit haben, dafür kritisiert, dass sie das Gesetz nicht anwenden: "Hier sind die Preise um 14 % gestiegen."

De las Heras hält dagegen: "In Barcelona gab es einen minimalen Rückgang der Mieten, aber jetzt sind sie auf einem historischen Höchststand". Die Madrider Regierung fördert den regionalen Wohnungsbaupakt mit Initiativen wie dem Plan Vive, mit dem bereits 3.300 Wohnungen bereitgestellt wurden, und dem Programm My First Home, das jungen Menschen Garantien bietet.

Villalobos vom Verband der Madrider Nachbarschaftsvereinigungen fordert einen öffentlichen Wohnungsbestand in Höhe von 9 % der Gesamtbevölkerung, verglichen mit derzeitigen 1 % in Madrid. "Wir müssen zwischen 2 und 3 % des BIP investieren", sagt er und plädiert für eine Besteuerung leerstehender Wohnungen und ein Verbot von Zwangsräumungen ohne Wohnalternativen. "Die Lösung des Wohnungsproblems ist vielschichtig", betont er und verweist auf die Notwendigkeit, Regulierung, Bau und europäische Finanzierung zu kombinieren.

Eine gemeinsame Herausforderung

Die Wohnungskrise geht über die Grenzen hinaus. In Hauptstädten wie Tallinn (Estland) und Budapest (Ungarn) sind die Preise ebenfalls in die Höhe geschossen, was ein strukturelles Problem in der EU widerspiegelt.

Während die europäischen und nationalen Institutionen nach Antworten suchen, sehen Millionen von Bürgern, insbesondere junge Menschen, unter der Last ausufernder Wohnkosten einer ungewissen Zukunft entgegen. Mit den Worten von Camino: "Wir können nicht zulassen, dass die Gesellschaft in reiche Mehrfacheigentümer und arme Mieter gespalten wird". Die Lösung, darin sind sich alle einig, erfordert politischen Willen und koordiniertes Handeln.

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