Frozan kämpft um einen Platz in der afghanischen Presse

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Von Euronews
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Es ist ein ganz normaler Tag in der Pajhwok Presseagentur in Kabul. Mit 28 Jahren arbeitet Frozan Danish Rahmani bereits seit ungefähr 10 Jahren als Journalistin. Sie begeistert sich für die Nachrichten, aber es ist schwer für sie: “Ich bin ein Produkt des Krieges. Ich bin im Krieg geboren und aufgewachsen, und jetzt leben wir immer noch im Krieg. Für uns ist das ein normaler Zustand geworden. Ich habe keine Panik mehr oder Angst. Im Gegenteil, immer wenn es irgendwo eine Explosion oder einen Angriff gibt, will ich als Journalistin dorthin gehen und meine Arbeit tun.”

Zum Teil verdankt Frozan ihren Werdegang dem ehemaligen Taliban-Regime. “Damals war ich Schülerin, aber ich konnte nicht mehr zur Schule gehen”, erzählt Frozan. “Die Taliban haben keine Mädchen zugelassen. Zu dieser Zeit hörte ich viel Radio. Fernsehen war verboten. Also hörte ich heimlich Radio, vor allem die Nachrichtensendungen. Und damit begann meine Leidenschaft für Nachrichten und Journalismus. “

Wir sind bei der wöchentlichen Pressekonferenz des afghanischen Präsidentensprechers. Frozan ist eine der wenigen afghanischen Frauen unter den anwesenden Journalisten. 2011, als dieser Bericht gedreht wurde, war sie auch eine der seltenen weiblichen Reporter des Landes. Eine Position, für die sie hart kämpfen musste und die ihr wiederholt Drohungen einbrachte. Der Druck war am höchsten, als sie eine TV-Nachrichtensendung moderierte. Einer ihrer männlichen Kollegen wurde entführt, weil er mit einer Frau zusammen arbeitete. Auch Frozan wurde mit Entführung gedroht: “Zu dieser Zeit kamen bewaffnete Männer in unseren TV-Sender”, erzählt sie. “Sie bedrohten den Leiter des Nachrichten und Kulturressort. Sie befahlen ihm ‘Du darst dieses Mädchen nicht im Fernsehen arbeiten lassen. Wenn wir sie noch einmal auf Sendung sehen, werden wir Dir Probleme machen, wir können Dich sogar töten’. Es war ihnen wirklich ernst. Ab diesem Tag durfte ich meine Nachrichtensendung nicht mehr machen. Damals entschied ich mich, gegen solche Dinge zu kämpfen, ich habe die Kraft dafür.”

Afghanistan ist eines der gefährlichsten Länder der Welt für Journalisten. Am meisten gefährdet sind Frauen, die oft völlig an der Ausübung ihrer Arbeit gehindert werden, sei es durch religiöse Gruppen, die lokalen Behörden, oder gar von Verwandten. Nach anfänglichem Zögern wurde Frozan von ihrer nächsten Familie unterstützt, auch wenn entferntere Verwandte ihr das übel nahmen: “Damals brachen einige meiner Verwandten die Beziehungen zu uns ab. Sie wollten keine Verbindungen mit Menschen haben, deren Tochter für das Fernsehen arbeitete und dazu noch mit Männern”, erzählt Frozan.

Die berufliche Anerkennung von Frauen ist in Afghanistan noch lange nicht etabliert. Und der Zugang zu den Kreisen der Macht liegt in weiter Ferne. Ein sicherer Verlust für das Land meint Frozan, die wenige Monate nach diesem Bericht ihre Arbeit in der Presseagentur verließ, um für eine andere Agentur zu arbeiten. Sie meint: “Frauen sind emotional. Sie können oft die gewalttätigen und aggressiven Herzen der Männer erweichen. Sie können etwas für den Frieden tun. Im Moment gibt es den Versuch, Frauen an den Verhandlungen mit den Taliban zu beteiligen. Die afghanische Regierung hat mehrmals davon gesprochen. Die meisten Institutionen sind sich einig darüber, dass sich eine Frauenbeteiligung als fruchtbar erweisen könnte. Ich bin hundertprozentig sicher, dass die Präsenz von Frauen in der Politik nützlich ist.”

Das ist das Ende unserer afghanischen Ausgabe von “Women and War”. Treffen Sie uns im nächsten Monat im Irak wieder.

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