Gutachter: Pistorius ist ein "gebrochener Mann"

In Südafrika hat das Verfahren zur Festlegung eines neuen Strafmaßes für den ehemaligen Sprint-Star Oscar Pistorius begonnen.
Der Sportler war in erster Instanz wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafe wurde nach einem Jahr in Hausarrest umgewandelt.
Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein und erzielte Ende 2015 in zweiter Instanz eine Verurteilung wegen “Mordes”, was im deutschen Rechtssystem dem Totschlag entspricht.
Ein von der Verteidigung beauftragter psychologische Gutachter beschrieb Pistorius vor Gericht nun als “psychisches Wrack”.
Wegen seiner Depression könne der Behinderten-Sportler auch nicht vor Gericht aussagen. Jonathan Scholtz hatte schon frühere in dem Gericht ein Gutachten zu Pistorius erstellt – damals allerdings vom Gericht beauftragt. Seither habe sich der Zustand des Unterschenkel-amputierten erheblich verschlechtert:
“Ich würde ihn als gebrochenen Mann beschreiben. Meiner Meinung nach, erfordert sein Zustand einen Krankenhausaufenthalt. Seit dem Geschehen 2013 traumatisiert es ihn, wenn er Schüsse hört – auch wenn es nur in einem Film ist”, so Scholtz.Pistorius droht wegen Totschlags eine Haftstrafe zwischen 15 und 20 Jahren. Mildernde Umstände könnten zu einer Reduzierung des Strafmaßes führen.
Am Valentinstag 2013 hatte der 29-Jährige seine damalige Freundin, das Model Reeva Steenkamp durch die geschlossene Badezimmertür erschossen. Pistorius hatte stets beteurt, geglaubt zu haben, dass es sich um einen Einbrecher gehandelt habe.
Das Strafmaß wird frühestens am Freitag bekanntgegeben.