Schulrankings - wichtig, aber auch richtig?

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Von Euronews
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Was macht eine Schule zu einer guten, was macht sie zu einer schlechten?

Was macht eine Schule zu einer guten, was macht sie zu einer schlechten?

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Schulrankings sind ein wichtiges Auswahlkriterium für viele Eltern, wenn sie über den Bildungsweg ihrer Kinder entscheiden. Aber wie gut sind Rankings gemacht, sind sie wirklich aussagekräftig? Und wie können sich schlecht gerankte Schulen verbessern? In vielen Teilen der Welt basieren die Rankings auf den landesweiten Prüfungsergebnissen. Aber das System wird viel kritisiert, weil immer Privatschulen die Rankings anführen. Ganz unten und trotzdem glücklich – Catarina Sousa

Carla Sousa macht Frühstück für ihre Tochter Catarina, wie jeden Tag vor der Schule. Für ihre Tochter hat sie die Grund- und Hauptschule von Cerco ausgesucht, obwohl sie in einer schwierigen Gegend von Porto liegt, sie nicht mehr in der Gegend wohnen und bei den Schulrankings seit 2010 am unteren Ende der Tabelle gelistet ist. Aber es ist die Schule, auf die auch Carla schon gegangen ist. Carla Sousa will nur, daß sich ihre Kinder wohfühlen: “Mir ist wichtig, das meine Töchter zufrieden sind, erfolgreich lernen, zuhause etwas für die Schule tun und man das auch an den Noten merkt. Das Ranking interessiert mich überhaupt nicht.” Carlas jüngste Tochter Catarina hat einen technischen Schwerpunkt, und dank eines Stipendiums kann sie zusätzlich Musik studieren. Was immer die Rankings sagen, sie ist hier glücklich.

In sozialen Brennpunkten greifen Rankings nicht – Manuel António Oliveira

Catarina glaubt, das Problem sei nicht die Schule, sondern mangelnde Motivation bei manchen Schülern. “Ganz allgemein gibt es viele Schüler, die sich nicht sonderlich anstrengen. Es gibt aber auch welche, die gute Abschlüsse machen und dann auf der Uni Medizin oder Jura studieren.” Der Direktor begründet den mangelnden Lernwillen vieler Schüler mit Armut und Arbeitslosigkeit in ihren Familien, die den Wert von Bildung einfach nicht erkennen würden. Er sagt, das der landesweite Vergleich deshalb nicht funktioniert. “Wir können die Rankings nicht einfach ignorieren, auch wenn unsere spezielle Situation in Betracht gezogen wird. Aber wir können auch nicht vergleichen, was nicht vergleichbar ist. Wenn wir über Privatschulen sprechen ist das etwas völlig anderes, weil die ihre Schüler und Lehrer aussuchen können und auch noch maßgeschneiderte Lehrpläne haben.”

Alles vom feinsten bei der Nummer 1 – Maria Teresa Nogueira

Die nach Abschlussergebnissen beste unter Portugals Schulen ist ebenfalls in Porto, eine Privatschule in einem der besten Viertel der Stadt. Obwohl sie die Rangliste anführt, ist die Direktorin nicht einverstanden mit den Kriterien der Ranglisten, die auf Daten der Bilddungsministeriums basieren und in den Medien veröffentlicht werden: “Es ist nicht fair, nur akademische Kriterien anzulegen, Schüler sind mehr als das. Der Vergleich von öffentlichen und privaten Schulen kann nur ungerecht ausfallen, denn wir profitieren doch von viel besseren Bedingungen als die öffentlichen Schulen, so sehe ich das.” Diese Privatschule hat ein sehr persönliches und umfassendes Angebot, inklusive außerschulischer und freiwilliger Projekte. Die Schüler sehen sich selbst privilegiert, denn ihre Schule ist teuer und ein Investment in eine sichere Zukunft für sie. Carolina Magalhães Silva weiß um ihre Privilegien: “Hier kann ich mich als Mensch sehr gut entwickeln und ausserdem öffnet mir diese Schule Türen in eine Zukunft, die mir andere Schulen so nicht öffnen könnten.” Für die Direktorin ist klar, daß auf ihrer Schule die zukünftige Elite des Landes ausgebildet wird.

Wie macht man eine Schule wieder erfolgreich, was muss man tun?

Aus Deutschland kommt ein Beispiel, wie aus einer gescheiterten eine sehr erfolgreiche Schule wurde. Die Problemschule in der Gropiusstadt – Reinald Fischer

Berlin, in der deutschen Hauptstadt. Die Gropiusstadt, eines der benachteiligten Viertel in Berlin. Hier gab es eine Schule, die bekannt war für ihren schlechten Ruf und alles, was einen schlechten Ruf begründet: Gewalt, überforderte Lehrer, schwänzende Schüler. Reinald Fischer, damals Direktor, erinnert sich noch allzu gut. “Was im Privaten und außerhalb der Schule passierte war mehr Thema in den Klassen als Unterricht. Klassen und die Lehrerinnen und Lehrer konnten eigentlich nur darauf reagieren, die Gruppensituation irgendwie zu händeln. Aber zielgerichteter Unterricht war häufig nur schwer möglich.” Als es kaum noch schlimmer werden konnte, starteten engagierte Eltern eine Petition, und eine Idee wurde geboren, die sich als sehr erfolgreich herausstellen sollte. Als erstes wurden Haupt- und Realschule zu einer weiterführenden Gemeinschaftsschule verschmolzen, ein gemeinsames Schulgelände entstand. Die Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern wurde gestärkt und die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern neu definiert. Guido Beneke hat als Sozialarbeiter erlebt, wie sich Situationen komplett ändern können: “Das kann man fast als kompletten Turn-Around beschreiben, also dass quasi eine Schule, die kurz vor der Schließung stand jetzt sich zu einer Schule entwickelt, in der ganz viel Neues ausprobiert wird, wo an einem Strang gezogen wird und alle zusammen arbeiten.” Die Nachbarschaft bleibt schwierig, Kinderarmut ist hier Realität. Mehr als drei Viertel der Eltern können keine 100 Euro jährlich für Schulbücher aufbringen. Für die Wiederherstellung der Institution Schule ging Reinald Fischer radikale Wege: “Wir konnten viele Lehrer gewinnen, die sich für dieses Projekt interessieren und die für sich auch die Gemeinschaftsschule favorisieren und gerne diese Beziehungsarbeit umsetzen möchten.”

Neustart für die Schüler, Neustart für die Lehrer – Erkan Karakaya

80 Prozent der Lehrer wurden gegen neue ausgetauscht. Einer von ihnen ist Erkan Karakaya, der ursprünglich aus Süddeutschland kommt, wo besser gezahlt wird und die soziale Situation an den Schulen nicht so angespannt ist. “Den größten Ausschlag hat gegeben, dass die Schule gerade im Umbruch war und ich aus dem starren System in Baden-Württemberg gekommen bin, wo Veränderungen von den meisten Schulen nicht so gern gesehen wurden.” Karakaya kann entwicklungstherapeutische Ansätze ausprobieren, mit denen er das sozio-emotionale Verhalten der Kinder mit ihren besonderen Bedürfnissen verbessern kann. Mit den neuen Lehrern kommt ein neuer Ansatz, mit den Schülern umzugehen, pro Altersgruppe ist ein Lehrer verantwortlich. Dadurch wachsen gegenseitiges Vertrauen und Respekt – etwas, was früher eindeutig gefehlt hat wie sich der Schüler Jasim Ljuma erinnert. “Es gibt jetzt neue Lehrer und die setzen sich mehr durch. Die sind dann auch netter aber haben auch mehr Durchsetzungsvermögen und alles.” Der nächste Schritt ist schon getan – nur einen Steinwurf entfernt wird schon gebaut, es entsteht ein neues Schulgelände, wo die Schüler dann in ein paar Jahren auch Abitur machen können. Reinald Fischer sieht sein Projekt auf einem guten Weg. “Das sind so die Zielsetzungen, dass es in fünf Jahren ein komplettes Konzept ist, was gut durchgeplant ist, dass die Ressourcen da sind. Das stelle ich mir in fünf Jahren ungefähr vor.” Das erfogreiche Schulprojekt zeigt, Unterstützung und die Bereitschaft zu Veränderungen machne vieles möglich, was vorher unmöglich schien. Und diese Unterstützung sollte nicht nur den besser gestellten Gegenden allein vorbehalten sein.

Wie sind ihre Erfahrungen mit Bildungsrankings? Verlassen Sie sich auf sie wenn es um die Schule ihrer Kinder geht? Lassen Sie uns wissen, was Ihnen wichtig ist – auf unseren Social Media Seiten.

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