Afghaninnen fordern Recht auf Frauengefängnis ein

Afghaninnen fordern Recht auf Frauengefängnis ein
Von Andrea Büring mit reuters
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Viele Frauen in ländlichen Gebieten in Afghanistan sitzen Haftstrafen bei Stammesältesten ab und werden oftmals missbraucht.

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15 Jahre ist es her, als der Krieg gegen die Taliban in Afghanistan begann. Seitdem hat sich die Lage für einige Menschen gebessert, jedoch nicht für Frauen in ländlichen Gebieten.

Paktika zählt zu den ärmsten und abgelegensten Provinzen. Viele Frauen dort kritisieren, dass es keine richtigen Gefängnisse gibt. Diese 18-Jährige möchte aus Angst anonym bleiben. Nennen wir sie Fawzia. Wegen Ehebruchs wurde sie zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt, allerdings muss sie ihre Strafe im Privathaus eines Stammesältesten absitzen.

Fawzi meint, “Gott helfe, dass keine andere Frau im Haus eines Stammesältesten gehalten wird und diese schlimme Behandlung tolerieren muss. Niemand hier kümmert sich um dich. Ich appelliere an die Regierung und die Frauenbeauftragten, ein Gefängnis für Frauen zu bauen, damit wir unsere Haft nicht im Haus eines Stammesältesten absitzen müssen.”

Völlig abgeschnitten von ihrer Familie sind die Frauen von der Gnade und Willkür der Männer abhängig, bei denen sie untergebracht sind. Sie arbeiten ohne Gehalt als Dienstbotin.

Khalil Zadran ist ein Stammesältester. Er erklärt, “begeht eine Frau oder ein Mädchen eine Tat, die als Verbrechen eingestuft wird, ruft mich der Gouverneur oder Polizeichef an und bittet mich, sie bei mir aufzunehmen, da es keine Frauengefängnisse gibt. Dann stelle ich eine sichere Bleibe zur Verfügung und behalte sie, bis ihre Haftstrafe vorbei ist.”

Nicht alle gefangenen Frauen leiden unter schlechter Behandlung, haben aber keine rechtliche Unterstützung. Die Missbrauchszahlen sind hoch. Die Regeln des Stammes der Paschtunen stehen über den Gesetzen.

Die Frauenbeauftragte in Paktika Bibi Hawa kritisert, “Frauen sind wieder die Verlierer. Das Problem ist, es gibt weder ein richtiges Gefängnis, noch haben die Frauen nach ihrer Entlassung eine sichere Bleibe.”

Die Hälfte der verurteilten Frauen sind wegen “moralischer Vergehen” eingesperrt, wie aus einem Bericht von Human Rights Watch von 2014 hervorgeht. Dazu zählen auch außereheliche Beziehungen. Darüber hinaus hagelt es regelmäßig Kritik an Afghanistans überfüllten Gefängnissen. Das Land hat großen Aufholbedarf, um grundlegende Menschenrechte zu erfüllen – vor allem in abgelegenen Gebieten.

Frauen in Afghanistan… https://t.co/nsRqHN53nzpic.twitter.com/T1URfnftj7

— S.C.Lettenbauer (@giocosopress) 3. Oktober 2016

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