Arkansas will binnen elf Tagen sieben Menschen hinrichten

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Fresenius-Tochter geht gerichtlich gegen die Verwendung ihrer Medikamente bei den geplanten Hinrichtungen vor

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Eine US-Tochterfirma des deutschen Medizinkonzerns Fresenius geht gegen eine im US-Bundesstaat Arkansas geplante Serie von Hinrichtungen vor. Es wären die ersten seit dem Jahr 2005, jetzt will man aber binnen elf Tagen sieben Menschen hinrichten, denn Ende April läuft das Haltbarkeitsdatum für noch vorhandene Dosen des Medikaments Midazolam aus. Das Mittel wirkt entspannend, verhindert Krampfanfälle, nimmt Ängste – und wird in den USA als Teil eines Giftcocktails auch bei Hinrichtungen eingesetzt. Zusammen mit dem Unternehmen West-Ward Pharmaceuticals schloss sich Fresenius Kabi USA einer Klage vor einem Bezirksgericht in Arkansas an. Ziel ist, dass Arkansas Medikamente der Firmen nicht bei den geplanten Hinrichtungen verwenden darf. Der Bundesstaat beabsichtige, das Medikament Kaliumchlorid bei den geplanten Hinrichtungen zu verwenden. Aus Sicht von Fresenius Kabi aber hat die zuständige Behörde in Arkansas das Mittel aus «nicht autorisierten Quellen» erworben.

Johnny Depp, Damien Echols, and Jason Baldwin in Little Rock to … https://t.co/Q8NJbasWyhpic.twitter.com/Zjy7BR1h9J

— We Resist (@ProtestWatch) 14. April 2017

Im vergangenen Jahr gab es in den USA 20 Hinrichtungen, so wenige wie seit 1991 nicht mehr.
Nicht nur Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty reagieren mit Entsetzen. Eine Aktionsgruppe gegen die Todesstrafe in Arkansas spricht von «Hinrichtungen wie am Fließband». Bis zuletzt werden juristische Auseinandersetzungen um Begnadigungsgesuche erwartet, die angehört werden müssen. Das Ziel der Hinrichtungsgegner ist es, die
Termine damit faktisch zu stoppen. Einer der ersten Todeskandidaten ist Bruce Earl Ward, der seit mehr als 26 Jahren in einer Todeszelle sitzt. Ende 1990 erhielt er für den Mord an einer 18-jährigen Verkäuferin in einem Gemischtwarenladen in Little Rock die Höchststrafe. Noch am selben Tag soll Don William Davis hingerichtet werden, der im Jahr 1990 eine Frau bei einem Wohnungseinbruch erschossen haben soll. Der Bestsellerautor John Grisham, gebürtig aus Arkansas, äußerte in einem Beitrag für die Zeitung «USA Today» unter der Überschrift «Stop the execution madness in Arkansas» – «Stoppt den Hinrichtungs-Wahnsinn in Arkansas» scharfe Kritik. Die Gründe seien «absurd», meint Grisham mit Blick auf den Ablauf des Midazolam-Haltbarkeitsdatums.

Statement from Fresenius Kabi pharmaceutical company regarding amicus brief filed to stop Arkansas from using their drugs in executions. pic.twitter.com/QJNFt32n1r

— Matt Mershon (@MattMershonKATV) 14. April 2017

Der Einsatz des Mittels Midazolam ist umstritten, in der Vergangenheit gab es mehrfach «Pannen»: 2014 wurde Midazolam bei zwei Hinrichtungen in Oklahoma und Arizona verwendet, bei denen die Todeskandidaten Anzeichen qualvollen Erstickens zeigten. Daraufhin reichten drei Todeszellen-Insassen eine Klage ein, das Mittel nicht mehr zu verwenden. Im Juni 2015 aber entschied das höchste US-Gericht, der Gebrauch von Midazolam verstoße nicht gegen die Verfassung. Viele Bundesstaaten haben zunehmend Nachschubprobleme. Denn viele Pharmakonzerne wollen nicht mehr, dass mit ihren Substanzen getötet wird und weigern sich Wirkstoffe für die Giftspritzen zu liefern. In der EU gilt ein Exportverbot für Produkte, die für Hinrichtungen oder zur Folter verwendet werden können.

Aktuelle Zahlen zur #Todesstrafe: weniger Hinrichtungen, dafür mehr Todesurteile ⇨ https://t.co/SYu6oj0RAw#deathpenalty#NoToDeathPenaltypic.twitter.com/VPx8UeL6Rm

— Amnesty Deutschland (@amnesty_de) 11. April 2017

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