Deutsches Dorf feiert Energieautarkie, aber Braunkohleboom geht weiter

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Von Euronews
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Feldheim in Brandenburg hat seit Jahren seine eigene Stromversorgung aus erneuerbarer Energie. Deutschland setzt jedoch weiter auf Braunkohle und der CO2-Ausstoß ist daher unverändert hoch.

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Bei der diesjährigen Weltklimakonferenz in Bonn wird das brandenburgische Dorf Feldheim sicher häufiger erwähnt werden. Hier leben etwa 120 Menschen und mehrere hundert Tiere. Außerdem gibt es eine riesige Produktion von erneuerbarer Energie, von der nur ein Prozent im Dorf verbraucht wird. Der Rest geht an andere Städte und Dörfer.

Das erste Windrad des Ortes wurde 1995 errichtet. Heute gibt es 55 Windkraftanlagen und 284 Solarzellen sowie eine Biogasproduktion. 2010 wurde der Ort vom Stromnetz unabhängig und verbraucht nur noch seine eigene Energie. Strom wurde damit günstiger und außerdem ist die Bevölkerung stolz auf die Vorreiterrolle, die der Ort in der Energiepolitik

Deutschlands CO2-Emissionen sind seit 2009 nicht gesunken

Die erneuerbare Energieproduktion hat sich in Deutschland seit 2009 verdoppelt und macht heute 35 Prozent des Stromverbrauchs aus. Aber hinsichtlich des Umweltschutzes wurde dennoch nicht genug erreicht, so die Energie-Expertin Viviane Raddatz vom WWF. “Es wird vielleicht viele überraschen, aber in Deutschland sind die CO2-Emissionen seit 2009 nicht gesunken” so Raddatz. “Das heißt, wir machen vielleicht international alles richtig, wenn es darum geht, sich für den Klimaschutz zu engagieren, aber wenn es darum geht, zuhause tatsächlich was zu tun, dann sieht es ganz anders aus. Wir kommen seit Jahren eigentlich nicht von der Stelle.”

Feldheim mag sich als energieautark bezeichnen, aber östlich des Ortes, in Jänschwalde, wird weiter in großem Umfang Braunkohle produziert. Hier werden im Jahr 11 Millionen Tonnen Kohle abgebaut und in einem nahegelegen Kraftwerk verbrannt.

Sichere Energieversorgung ist nur mit Erneuerbaren nicht möglich

40 Prozent der deutschen Stromproduktion hängt von Kohle ab. Die Hälfte davon ist Braunkohle, also der schlimmste Klimakiller. Anders lasse sich eine sichere Energieversorgung nicht gewährleisten, so Thoralf Schirmer, der Sprecher von LEAG, der Fima, die das Kraftwerk in Jänschwalde betreibt. “Erneuerbare sind da”, so Schirmer. “Sie sind auch, wenn sie alle liefern können, in ausreichender Menge da. Nur das Problem ist tatsächlich über 24 Stunden am Tag sicher Strom nach dem Bedarf zu liefern. Das können Erneuerbare heute noch nicht leisten. Dafür bedarf es als Unterstützung konventioneller Energieträger und insbesondere der heimischen Braunkohle in Deutschland.”

Dem widersprechen Umweltschützer. Erdgas sei eine bessere Reserveenergie, sagen sie. Und Viviane Raddatz vom WWF glaubt, Deutschland könne CO2-Emissionen nur durch den Ausstieg aus der Braunkohle verringern: “Um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen, ist es wichtig, dass wir den Kohleausstieg jetzt beginnen und das wir die ersten Schritte jetzt tun und nicht erst in 20 Jahren.”

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