Sie ziehen den Nikab aus, stellen sich auf Straßenkreuzungen und fordern ihre Rechte ein: Irans Frauen bieten der Regierung in Teheran die (unbedeckte) Stirn.
Proteste gegen den Nikab, den Gesichtsschleier muslimischer Frauen, hat es im Iran schon oft gegeben. Seit Dezember nimmt die Aktion "Weiße Mittwoche" aber mehr und mehr an Fahrt auf.
Ein Video, das in den sozialen Netzwerken gepostet wurde, zeigt eine Mutter auf einer Straßenkreuzung in Teheran. Sie ruft, "wir wollen Freiheit. Wir wollen selbst entscheiden, was wir anziehen. Wir wollen unsere Rechte durchsetzen und nicht zum Nikab-Tragen gezwungen werden."
Eine der Ersten war eine Frau names Vida Movahedi, die im Dezember auf der Revolutionsstraße mitten in Teherans Universitätsviertel ihren Gesichtsschleier abnahm und ein weißes Tuch schwenkte. Ziviler Ungehorsam, der Movahedi eine Gefängnisstrafe einbrachte, aber umgehend weitere Frauen inspirierte.
Einige zeigen Flagge, tragen aber gleichzeitig den Nikab. Ihre Botschaft: Jede Frau darf tragen, was sie will - sie darf nur nicht dazu gezwungen werden.
"Der Protest heißt "Frauen der Revolutionsstraße". Allerdings kann man wegen ihres beschränkten Ausmaßes und ihrer Form noch nicht von einer Bewegung sprechen," erklärt die iranische Euronews-Journalistin Maryam Toosi.
Die Protestwelle sei vorerst als feministisch einzustufen, könnte aber auch auf Männer überspringen. Hintergrund sind die schlechte Stimmung sowie die Wirtschaftskrise im Land. Während Movahedi diese Woche frei kam, sei mindestens eine weitere Frau am Dienstag festgenommen worden. Doch Polizei und Behörden halten sich zurück. Offenbar vermieden sie es, gewaltsam einzuschreiten. Das könnte sich schnell ändern, falls die Proteste sich weiter ausbreiteten, sagte Toosi.