Gasfund vor Zypern:Türkei bleibt bei Bohr-Blockade

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Experten haben Erdgas vor der Küste Zyperns entdeckt. Der Fund birgt politischen Sprengstoff: Die Türkei will nicht, dass gebohrt wird und greift nach den Bodenschätzen

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Experten haben Erdgas vor der Küste Zyperns entdeckt. Der Fund birgt politischen Sprengstoff: Die Türkei will nicht, dass gebohrt wird und greift nach den Bodenschätzen

Im östlichen Mittelmeer geht die Politik der Nadelstiche weiter. Aktuelles Thema: Gasfunde. Die EU hat die Türkei aufgefordert, die seit Freitag mit Kriegsschiffen durchgesetzte Blockade von Erdgaserkundungen vor Zypern aufzugeben. Die Türkei habe die Souveränität der EU-Staaten über deren Hoheitsgewässer und deren Luftraum zu respektieren, so sagte ein Kommissionssprecherin an diesem Montag in Brüssel.

Am Wochenende hatte es Berichte gegeben, wonach sechs türkische Kriegsschiffe ein vom italienischen Energieunternehmen ENI gemietetes Schiff mit gefährlichen Manövern daran hinderten, ein Forschungsgebiet südöstlich der Hafenstadt Larnaka zu erreichen.

Man werde genauso weitermachen, kündigte das türkische Außenministerium am Sonntag in einem Statement an -

(„Trotz all unserer Warnungen führt die griechisch-zyprische Verwaltung ihre einseitigen Kohlenwasserstoffaktivitäten im östlichen Mittelmeerraum fort. Dies geschieht unter Missachtung der unveräußerlichen Rechte an den natürlichen Ressourcen der türkisch-zyprischen Bevölkerung, die Miteigentümer der Insel ist....“)

die Türkei werde auch künftig „die notwendigen Schritte zusammen mit der Türkischen Republik Nordzypern im Rahmen unserer Unterstützung für die türkisch-zyprische Seite tun.“

Dazu Zyperns Präsident Nikos Anastasiadis:

"Es ist traurig, was wir in letzter Zeit an Maßnahmen der Türkei beobachten. Was die zyprische Regierung betrifft, versuchen wir auf jede erdenkliche Weise - unter Wahrung unserer Ruhe und um jede Krise zu vermeiden - diplomatischen Maßnahmen zu ergreifen, damit die souveränen Rechte der zypriotischen Republik endlich respektiert werden."

ZYPERN-FRAGE

Ankara lehnt die Suche nach Erdgas ab, solange die Zypern-Frage nicht gelöst ist.

Nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention ist Zypern seit 1974 de facto geteilt. Ab dem 20. Juli 1974 wurde der Norden der Insel von der Türkei besetzt, wo am 15. November 1983 einseitig die Türkische Republik Nordzypern ausgerufen wurde. Sie umfasst gut ein Drittel der Inselfläche und wird von der internationalen Staatengemeinschaft mit Ausnahme der Türkei nicht als Staat anerkannt. In der Resolution 541 wurde die Ausrufung der Türkischen Republik Nordzypern von den Vereinten Nationen (UN) für ungültig erklärt.

Die Republik Zypern, deren Regierung im Südteil sitzt, ist seit 2004 EU-Mitglied. Sie wird von der Türkei nicht anerkannt. Die Gespräche zur Lösung der Zypern-Frage waren im Juli 2017 nach mehreren Verhandlungen gescheitert.

EXPLOSIVES GAS

Seit im östlichen Mittelmeer vor den Küsten Israels und Ägyptens große Gasvorkommen entdeckt wurden, hoffen auch die Zyprer auf wertvolle Bodenschätze vor ihrer Insel.

ENI und die Regierung in Nikosia hatten am Donnerstag erste Erfolge bei der Suche nach Erdgas gemeldet. Unter dem Meeresboden rund 60 Seemeilen südlich der zypriotischen Hafenstadt Paphos seien Erdgasvorkommen „exzellenter Qualität“ entdeckt worden, hatte der zypriotische Energieminister Giorgos Lakkotrypis gesagt.

Zypern, das noch vor fünf Jahren am Rand des Staatsbankrotts stand, könnte so auch Energie-Lieferant für die EU werden. Experten der staatlichen zyprischen Öl- und Gasgesellschaft CNHC schätzen die Vorkommen auf mindestens 60 Billionen Kubikfuß (tcf). Eine Studie der Royal Bank of Scotland (RBS) bezifferte 2012 den Marktwert der mutmaßlichen Gasvorräte auf „mehr als 600 Milliarden Euro“.

Die Republik Zypern im Süden hatte zwar in den vergangenen Jahren in Verträgen mit den Anrainern Israel und Ägypten ihre Wirtschaftszonen abgesteckt - vor der Süd- und Ostküste hat die Regierung 13 Explorationsgebiete, so genannte Blocks, ausgewiesen und Konzessionen an mehrere internationale Energiekonzerne vergeben. Ankara fordert nicht nur eine Beteiligung der türkischen Zyprer, sondern erhebt auch selbst Ansprüche auf Teile der von Zypern ausgewiesenen Explorationszonen (auf Teile der Blocks 1, 4, 5, 6 und 7).

Zypern ist von der Türkei etwa 75 km entfernt, von Syrien ungefähr 95 km.

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Sigrid Ulrich mit dpa

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