Neues Leben mitten im Bürgerkrieg: humanitäre Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik

Neues Leben mitten im Bürgerkrieg: humanitäre Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik
Von Monica Pinna

Boda ist eine Siedlung im Westen der Hauptstadt Bangui.

Boda ist eine Siedlung im Westen der Hauptstadt Bangui. Der Bürgerkrieg ist hier offiziell vorbei. Heute kontrollieren bewaffnete Gruppen die Mitte und den Süden des Landes. Seit dem letzten Jahr haben die Spannungen unter den Ethnien wieder zugenommen. In Boda sind die Wunden des Bürgerkriegs überall sichtbar. Christen und Muslime lernen aber ganz langsam wieder, friedlich nebeneinander zu leben.

Im Krankenhaus von Boda werden Patienten jeden Glaubens behandelt. Über hundert Babies sind seit Jahresbeginn hier zur Welt gekommen. Reibungslose Geburten sind keine Selbstverständlichkeit in einem Land, in dem während des Bürgerkriegs fast die Hälfte der Gesundheits-Infrastruktur beschädigt oder zerstört wurde.

Hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit

Die Zentralafrikanische Republik steht weltweit auf Platz Zwei bei der Säuglings- und Kindersterblichkeit. Finanziert von der EU, betreibt die Nicht-Regierungs-Organisation ALIMA die Geburtsklinik in Boda und einige Gesundheitseinrichtungen in der Umgebung – rund um die Uhr. “Das größte Problem hier ist der Ärztemangel. Laut Gesundheitsministerium gibt es für die 116.000 Menschen hier nur einen einzigen Doktor! Bei ALIMA haben wir zwei weitere Ärzte, die ihn unterstützen”, sagt Kinderarzt Karim Assani.

Im vergangenen Jahr kamen rund tausend Babies mit Hilfe von ALIMA zur Welt, etwa hundert per Kaiserschnitt. Komplizierte Geburten in Regionen, in denen Mütter keine Geburtshilfe bekommen, sind meist gleichbedeutend mit dem Tod des Neugeborenen.

“Die Patientin ist von weit her gekommen”, sagt Kinderarzt Karim Assani. “Sie lebt fünf Kilometer entfernt vom nächsten Gesundheitszentrum. Sie wurde mit dem Motorrad nach Boda transportiert und hatte eine Stunde später eine Geburt per Kaiserschnitt. Es war nicht einfach, aber wir konnten das Kind retten. Auch der Mutter geht es jetzt wieder gut.”

Hilfe über ethnische Grenzen hinweg

Irène ist Christin und liegt mit ihrem Baby gleich neben Bintu, einer muslimischen Mutter. Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen, sagt sie: “Man hat sich sehr gut um mich gekümmert. Ich wurde mehrmals vor der Geburt untersucht und habe einige Behandlungen bekommen.” Ihre Tante Amina Walikete erinnert sich an ihre letzte Geburt. Das war, bevor ALIMA hier anfing. Die Bedingungen seien sehr schwierig gewesen: “Früher gab es hier keine solchen Betten. Sie haben uns keine Seife oder Moskitonetze gegeben. Jetzt sind sogar die Medikamente kostenlos.”

Die jungen Mütter bleiben nicht lange im Krankenhaus. Bintu lebt in einer früheren muslimischen Enklave. Heute können sich Christen und Muslime hier wieder frei bewegen, betont sie: “Früher haben Muslime Christen getötet und umgekehrt. Und es gab nichts zu essen. Jetzt gibt es hier einen gewissen Zusammenhalt. Die Armut aber ist geblieben.”

Trotz der immer noch angespannten Lage in Gebieten wie Boda, gibt es hier immerhin Zugang zu medizinischer Betreuung – anders als in weiten Teilen des Landes. Die humanitäre Hilfe der EU soll auch dort greifen. Das sei nicht einfach, sagt Patrick Wieland, der die humanitäre Hilfe der EU koordiniert: “Es gibt zwei große Probleme für die Hilfskräfte: zum einen die Logistik. Straßen sind unpassierbar. Viele Orte können nur aus der Luft erreicht werden. Dann haben wir ein Sicherheitsproblem. Wir müssen mit bewaffneten Gruppen verhandeln, damit wir die Hilfsbedürftigen vor allem in den Flüchtlingslagern erreichen können. Dort werden medizinische Hilfe, Essen und Wasser dringend gebraucht.”

Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik geht weiter. Frauen wie Irène zu helfen, ist sehr schwierig. Das Land ist – nach Syrien – das weltweit gefährlichste für humanitäre Missionen.

AID ZONE IN CENTRAL AFRICAN REPUBLIC

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