Horror von Ost-Ghouta: Wie überleben die 400.000 Menschen?

Horror von Ost-Ghouta: Wie überleben die 400.000 Menschen?
Copyright  REUTERS/Bassam Khabieh
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Von Kirsten Ripper mit Reuters, taz, FAZ, Libération
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Das Leid der Menschen in Ost-Ghouta bleibt meist verborgen, aber es leben noch etwa 400.000 Menschen dort - seit 5 Jahren eingekesselt - und werden jetzt täglich bombardiert.

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Die etwa 400.000 Menschen, die noch im eingekesselten Ost-Ghouta leben werden jetzt täglich bombardiert. Jeden Tag sterben Menschen auch, weil sie weder mit medizinischem Material noch mit Medikamenten oder Lebensmitteln versorgt werden. "Wann hört das auf?" fragt die Süddeutsche Zeitung an diesem Wochenende. Wieder schaut die Welt zu, dabei ist es - wie in allen Kriegen - trotz der modernen Kommunikationsmittel schwierig, an verlässliche Informationen zu kommen. Es gibt keine unabhängigen Journalisten vor Ort in Ost-Ghouta.

Doch das Leid der Menschen in Ost-Ghouta ist reell. Schon 2013 hatte es einen Giftgas-Angriff gegeben, damals war von mehr als 1.400 Toten die Rede. Der Einsatz von Sarin wurde von der UNO bestätigt, doch die syrische Regierung und Russland machten die Rebellen für den Angriff verantwortlich.

Auch jetzt bestreitet der Vertreter Moskaus bei den Vereinten Nationen in New York viele Berichte aus Syrien.

Die Enklave der islamistischen Auständischen ist seit fünf Jahren eingekesselt, es ist eine Bastion ganz in der Nähe von Damaskus, die Präsident Baschar al-Assad einnehmen möchte. Er will ganz Syrien wieder unter seine Kontrolle bringen. Was das für einige der Bewohner bedeutet, erahnt man in den Berichten der Überlebenden aus Ost-Ghouta, wo in den vergangenen Tagen vor allem durch Luftangriffe mehr als 470 Menschen getötet wurden, mindestens 100 davon sind Kinder.

Die FAZ hat Dr. Abdul Kader Schami befragt, der als Arzt in Ost-Ghouta arbeitet und versucht so viele Verletzte wie möglich zu retten. Im Krankenhaus fehlt es an Blutkonserven, Serum, Operationsbesteck, Narkosemittel, aber auch an Verbandszeug und an Inkubatoren für zu früh geborene Babys. "Wir hätten so viele vor dem Tod bewahren können", sagt Dr. Schami.

REUTERS/Bassam Khabieh
In einem KrankenhausREUTERS/Bassam Khabieh
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Verletzte Kinder in einem Krankenhaus in Ost-GhoutaREUTERS/Bassam Khabieh

Die taz und die französische Zeitung LIBERATION haben Nivine kontaktiert, eine Mutter in Ost-Ghouta kontaktiert, die in WhatsApp-Nachrichten von ihrem Leben und von dem ihrer sechsjährigen Tochter berichtet. Sie erzählt von überfüllten Bunkern, in denen sie nur auf Zehenspitzen geht, um nicht auf andere Menschen oder Kinder zu treten. Es ist auch kalt und der Boden ist nass. Schon lange könnten die Menschen kein Holz mehr in der Umgebung suchen - zu gefährlich wegen der Angriffe - und die Möbel, die man nicht brauche seien schon lange verheizt. "Ich dachte, dass mein größtes Problem wäre, mein Kind vor den Bomben zu beschützen, die Tag und Nacht fallen. Aber meine Tochter Maya sieht das anders. Sie will ihre Puppen beschützen und nimmt sie mit, wo auch immer sie hingeht. Meine liebe Maya, ich kann dir leider nicht versprechen, dass deine Puppen unversehrt bleiben."

Die Berichte aus Ost-Ghouta gibt es auch auf Englisch auf einer Internet-Seite von Aktivisten.

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