Kein Atommüllkonzept: Proteste gegen neues AKW in Ungarn

Kein Atommüllkonzept: Proteste gegen neues AKW in Ungarn
Von Euronews
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Dutzende Kajak-Aktivisten haben in Budapest ein riesiges aufblasbares "Atommüllfass" entlang der Donau treiben lassen, um auf das Atommüll-Problem aufmerksam zu machen. Ungarns Regierung plant, ein neues Atomkraftwerk Paks II zu bauen, das Problem des Atommülls ist noch ungelöst.

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Dutzende Kajak-Aktivisten haben in Budapest ein riesiges aufblasbares "Atommüllfass" entlang der Donau treiben lassen, um auf das Atommüll-Problem aufmerksam zu machen. Ungarns Regierung plant, ein neues Atomkraftwerk Paks II zu bauen, das Problem des Atommülls ist noch ungelöst. Greenpeace Ungarn fordert einen Baustopp, solange es keine Lösung für die langfristige Lagerung abgebrannter Kernbrennstoffe gibt. 25.000 Menschen haben eine ensprechende Petition ("stoppaks2.hu") unterschrieben.

András Pergel, Greenpeace Hungary

"Unsere Organisation hält es für höchst unverantwortlich, dass die Regierung ein Atomkraftwerk in Gang setzen will – obwohl es keine nachhaltigen Lösungen für die Abfallwirtschaft gibt. Noch besorgniserregender ist es, dass die Behörden zu diesem Problem schweigen.“

Paks – hier steht das einzige Atomkraftwerk Ungarns - liegt an der Donau, ca. 100 Kilometer südlich von Budapest und 343 km von Wien entfernt im Fünfländereck mit Österreich, Slowakei, Slowenien und Kroatien. Es besteht bislang aus vier Reaktoren, die aus den 80er Jahren stammen. Mit dem Bau von zwei neuen Reaktoren wurde 2014 ohne vorherige Ausschreibung der staatliche russische Atomkonzern Rosatom beauftragt, er soll 2020 beginnen. Die beiden Reaktoren sollen nach den heutigen Plänen 2026 bzw. 2027 ans Netz gehen.

Zuletzt hatte Österreich im Februar eine Klage vor dem Gericht der Europäischen Union (EUG) gegen das Projekt eingebracht, der sich Luxemburg anschloss Konkret geht es um die Erlaubnis staatlicher Beihilfen, die die EU-Kommission im Vorjahr erteilt hatte. Dagegen geht Österreich - ähnlich wie im Fall des britischen AKW Hinkley Point C - nun per Nichtigkeitsklage vor.

Ungarn deckt derzeit mit dem 1982 in Betrieb genommenen Atomkraftwerk Paks rund 50 Prozent seines Strombedarfs. Im Durchschnitt muss das Land 30 Prozent seiner Energie importieren.

ÖSTERREICH UND LUXEMBURG GEGEN EU-SUBVENTIONSERLAUBNIS

„Luxemburg wird sich unserer Klage gegen den Ausbau des Atomkraftwerkes PAKS II anschließen. Wir sind der Meinung, dass es ein absolut falsches Signal der Europäischen Kommission ist, wenn in Europa Subventionen für den Bau von Atomkraftwerken als unbedenklich eingestuft werden,“ so Österreichs Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger. „Diese Meinung werden wir gemeinsam mit Luxemburg mit großem Nachdruck vertreten. Die Sicherheit und Gesundheit der Menschen in Europa haben für uns höchste Priorität. Atomkraft ist keine nachhaltige zukunftsorientierte Technologie. Für unsere Natur müssen wir diesen Kampf David gegen Goliath aufnehmen."

Nach den EU-Rechtsvorschriften müssen radioaktive Abfälle, die in Ungarn erzeugt werden, innerhalb des Landes entsorgt werden. Im zwischenstaatlichen Vertrag zu Paks II zwischen Russland und Ungarn verpflichtete sich Russland, dass Ungarn die abgebrannten Brennelemente für die Zeit, in der Ungarn den Kernbrennstoff aus Russland kauft, zur Zwischenlagerung oder Wiederaufarbeitung nach Russland schicken kann. Dies würde jedoch keine endgültige Lösung bedeuten: verbrauchte Brennstoffe - oder im Falle der Wiederaufbereitung die hochradioaktiven Abfallreste des Prozesses - würden nach Ungarn zurückgeschickt.

Abgebrannter Brennstoff emittiert für etwa eine Viertelmillion Jahre Strahlung, die gefährlich für Mensch und Umwelt ist. Zum Vergleich: Die ältesten bekannten Ruinen menschlicher Gebäude sind etwa 10.000 Jahre.

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