Regionale Integration durch den Abbau von Grenzen und der Verbesserung der Infrastruktur

Regionale Integration durch den Abbau von Grenzen und der Verbesserung der Infrastruktur
Von Serge KOFFI
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Afrika muss sich für mehr Wachstum besser integrieren: Regionale Integration durch den Abbau von Grenzen und Verbesserung der Infrastruktur

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Wie kann die regionale Integration unterstützt werden, um den wirtschaftlichen Wohlstand auf dem afrikanischen Kontinent zu fördern?

Africanews-Reporter Serge Koffi war in Sipopo, einer kleinen Stadt am Rande von Malabo, der Hauptstadt Äquatorialguineas. Dort fand die 54. Versammlung der der Afrikanischen Entwicklungsbank mit mehr als 2000 Teilnehmern statt.

Eine Gelegenheit für Experten, Regierungen, Unternehmen, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft sich zum Thema regionale Integration und den entwicklungspolitischen Herausforderungen in Afrika auszutauschen.

Afrika will sich besser integrieren

Um den Aufschwung zu fördern, will Afrika sich besser integrieren. Regionale Integration soll durch den Abbau von Grenzen und die Verbesserung und den Bau von Infrastruktur ermöglicht werden. Um dies zu erreichen, hat die Afrikanische Entwicklungsbank in den vergangenen fünf Jahren mehr als 15 Milliarden Dollar in die Finanzierung der Infrastruktur der regionalen Integration investiert.

Der Präsident der Bank hat fünf strategische Prioritäten festgelegt, um die Entwicklung Afrikas zu beschleunigen.

Die Stärkung der Integration zwischen den Ländern steht im Mittelpunkt dieser Prioritäten.

Die im Januar 2019 eingeweihte Senegambia-Brücke, die die beiden Ufer des Gambia-Flusses verbindet, ermöglicht nicht nur die Förderung des Handels, sondern auch die subregionale Integration über den Korridor Dakar, Banjul, Bissau, Cotonou, Abidjan und Lagos.

Die Brücke wurde hauptsächlich von der Afrikanischen Entwicklungsbank mit 93,8 Mio. USD finanziert. Sie hat bereits die Vernetzung der Straßennetze erleichtert und die Reisezeit erheblich verkürzt.

"Die afrikanischen Wirtschaftsmöglichkeiten sind aufregend. Und sie sind grenzenlos. Die neu geschaffene kontinentale Freihandelszone wird Afrika zur größten Freihandelszone der Welt machen, mit einem gesamten BIP von über 3,3 Billionen Dollar. Der Abbau von Zollschranken allein wird den Handel um etwa 53 Prozent ankurbeln, und mit der Beseitigung nichttarifärer Hemmnisse könnte sich das Handelsvolumen leicht verdoppeln", sagte Akinwumi Adesina, Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank.

Infrastruktur zwischen den Ländern soll gestärkt werden

In Zentralafrika, eine der am wenigsten integrierten Regionen des Kontinents, hat das panafrikanische Finanzinstitut 3,9 Milliarden Euro bereitgestellt. Das Geld soll für Investitionsprojekte, welche die Logistik zwischen den Ländern stärken, verwendet werden.

Die Teilregion umfasst eine Fläche, die so groß ist wie drei Viertel Russlands. Dort leben rund 130 Millionen Menschen. Ein potenzieller Markt, der jedoch durch die zahlreichen nationalen Grenzen weiterhin stark segmentiert ist.

Um die subregionale Integration zu fördern, setzt sich die Afrikanische Entwicklungsbank nicht nur für den Aufbau einer hochwertigen Infrastruktur ein, sondern auch für die Entwicklung des interregionalen Handels und grenzüberschreitender Investitionen.

"Die zentralafrikanische Region hat ein riesiges Potenzial an natürlichen und menschlichen Ressourcen. In Bezug auf Integration hinkt sie jedoch hinter dem gesamten Kontinent her. Das Volumen des intraregionalen Handels beträgt nur 6 Prozent. Im afrikanischen Durchschnitt sind es 17 Prozent", sagte Ousmane Dore, Generaldirektor der Afrikanischen Entwicklungsbank für die Region Zentralafrika.

Der Agrarsektor Afrikas ist extrem wichtig

Vor allem der Agrarsektor sollte von einer stärkeren Integration der afrikanischen Wirtschaft profitieren.

Mit 60 Prozent der weltweit verfügbaren Ackerfläche ist der Kontinent der Schlüssel zur globalen Ernährungssicherheit. Die Herausforderung für die afrikanischen Landwirte besteht nun darin, regionale und globale Wertschöpfungsketten zu integrieren.

Genau das ist das Ziel des Programms "Feed Africa", das die Afrikanische Entwicklungsbank in Malabo in Zusammenarbeit mit Südkorea gestartet hat.

Hwangroh Lee, der Südkoreanische Botschafter in Äquatorialguinea, erklärte: "Die koreanische Regierung hat am Anfang dieses Jahrhunderts damit begonnen, Afrika zu unterstützen. Im vergangenen Jahr gründete das Außenministerium die Afrika-Stiftung. Zu diesem Treffen kamen Vertreter der Stadt Busan hierher, um ein Drohnensystem für den Agrarsektor in Afrika vorzustellen."

"Die Menschen verrichten kräfteverzehrende Arbeit, vor allem Kleinbauern, jeden Tag. Aber sie bekommen sehr wenig von ihrem Land, so dass Produktivitätssteigerung ein großes Thema ist. Sie ist nur mit Innovation und Technologie möglich. Kleinbauern könnten produktiver sein, sie könnten ihre Macht besser nutzen, wenn sie in Gruppen organisiert wären. Alleine sind sie sehr schwach und verwundbar. Wenn die Ernte eines Landwirts beispielsweise von einer Krankheit vernichtet wird, ist er ruiniert. Wenn er aber in einem Verband ist mit tausenden anderen, können sie ihre Macht nutzen", sagte Oyebanji Oyelaran Oyeyinka, Kabinettschef des Präsidenten der Bank und Sonderberater für Industrialisierung.

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Agrarindustrie weltweit größer als Informations- oder Automobilsektor

Laut der Afrikanischen Entwicklungsbank liegt der globale Bedarf an Agrarindustrie bei etwa acht Billionen Dollar und übertrifft damit den Bereich der Informationstechnologie und sogar den Automobilsektor bei weitem.

Es wird erwartet, dass das afrikanische Wachstum bis 2020 von 4 Prozent auf 4,1 Prozent steigt. Das reicht jedoch nicht aus, um Arbeitslosigkeit und Armut zu reduzieren. Damit dieses Wachstum einen größeren Teil der Bevölkerung erreichen kann, ist es nicht nur notwendig, die Infrastruktur zu entwickeln, sondern auch eine größere finanzielle Integration zu erreichen.

In Afrika haben nur 43 Prozent der Erwachsenen ein Bankkonto, sind extrem wenige. Experten sind der Meinung, dass die digitale Finanzierung so vielen Menschen wie möglich den Zugang zu Bankdienstleistungen ermöglichen sollte.

Vor diesem Hintergrund haben die Afrikanische Entwicklungsbank und ihre Partner in Malabo den Afican Digital Financial Inclusion Mechanism (ADFI) ins Leben gerufen, um die Sicherheit und Entwicklung digitaler Finanztransaktionen in Afrika zu stärken. Der Fonds zielt darauf ab, den Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen für rund 332 Millionen Afrikaner zu fördern, wovon 60 Prozent Frauen sind.

Langfristiges Ziel ist es, bis 2030 100 Millionen US-Dollar an Zuschüssen und weitere 300 Millionen US-Dollar an Kredit aus den regulären Eigenmitteln der Bank zu mobilisieren.

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"Das Tolle an dem digitalen Aspekt ist, dass er uns ermöglicht, die finanzielle Integration zu beschleunigen. Die finanzielle Eingliederung durch traditionelle Infrastrukturen hat ihre Grenzen. Es ist sicherlich nicht möglich, in jedem Dorf Afrikas eine Zweigstelle oder Geschäftsbank zu haben. Das würde enorm viel Zeit und Kosten in Anspruch nehmen. Es wird sich zeigen, ob Länder und Sektoren bereit sind, solche Investitionen zu tätigen", erklärte Vanessa Moungar, Direktorin der Afrikanischen Entwicklungsbank für Gender, Frauen und Zivilgesellschaft.

"Digitaltechnik eröffnet weitere Möglichkeiten. Wir können die Hindernisse, die das traditionelle System beinhaltet, umgehen. Mit der Afrikanischen Entwicklungsbank wollen wir die finanzielle Integration beschleunigen und bis 2030 mehr als 330 Millionen Menschen in den digitalen Finanzraum bringen", sagte Moungar weiter.

Diese Mittel sollen für die Entwicklung elektronischer Finanzdienstleistungen für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen verwendet werden.

Pierre Guislain Vizepräsident der Afrikanischen Entwicklungsbank. Er sagte: "Die Africa Digital Finance Initiative ist offiziell gestartet. Wir arbeiten mit einer Reihe von Partner zusammen, allen voran mit der Bill & Melinda Gates Stiftung. Aber auch mit den Regierungen Luxemburgs und Frankreichs und hoffentlich bald mit vielen anderen Partnern. Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die 332 Millionen Afrikaner, die heute nicht Teil des Finanzsystems sind und keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben, sich vernetzen und bis 2030 in der Lage sein werden, eine formellere Wirtschaft zu betreiben. 60 Prozent dieser 332 Millionen Menschen sind Frauen. Frauen stärker in die Wirtschaft einzubinden, ist für eine beschleunigte Entwicklung absolut entscheidend."

Frauen als Zielgruppe

Digitale Technologien erweitern den Zugang zu Finanzdienstleistungen für Millionen von Menschen, einschließlich Frauen. Die Afrikanische Entwicklungsbank setzt stark auf neue Möglichkeiten, um Millionen von Afrikanern, die derzeit noch keine Bankverbindung haben, in das formelle und regulierte Finanzsystem zu integrieren.

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Während der Jahreshauptversammlung hat die Afrikanische Entwicklungsbank auch mehrere bilaterale Abkommen unterzeichnet.

Eines davon ist die Initiative „Boost Africa/E-Lab“. Sie ist eine gemeinsame Initiative der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Europäischen Investitionsbank für Jugendbeschäftigung in Afrika. Ziel ist es, das Potenzial des Kontinents optimal zu nutzen und die Chancen vor Ort zu vervielfachen. Das Abkommen sieht einen Zuschuss von rund zweieinhalb Millionen Euro vor.

"Wir haben die Gelegenheit genutzt, mit der Afrikanischen Entwicklungsbank das von uns mitfinanzierte Afrika-Projekt zu unterzeichnen. Das ist eine sehr gute Initiative zwischen der EU und der Afrikanischen Entwicklungsbank. Wir können dazu beitragen, dass sie so gut wie möglich umgesetzt werden kann. Es ist eines der Projekte, die wir zur Unterstützung der afrikanischen Entwicklung finanzieren. Wir wollen jungen Menschen und Unternehmern helfen, ihre Ideen umzusetzen. Es ist eine Art Hilfe für Gründer und Start-Ups, Marktreife zu erlangen und zu lernen, wie sie in gute Ideen investieren, Arbeitsplätze schaffen, Innovationen umsetzen und ihre jeweiligen Sektoren voranbringen können", sagte Raymund Furrer von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

Die Afrikanische Entwicklungsbank will eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Armut und der Verbesserung von Lebensbedingungen auf dem Kontinent spielen, indem sie öffentliche und private Investitionen in Projekte und Programme fördert, die zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Afrikas beitragen können.

Um diese Ziele zu erreichen, haben die Aktionäre einer Erhöhung des Eigenkapitals der Afrikanischen Entwicklungsbank zugestimmt.

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"Wir sind entschlossen optimistisch. Allein bei der Afrikanischen Entwicklungsbank gibt es regionale und nicht-regionale Aktionäre. Für Entscheidungen ist jedoch Konsens notwendig, was Zugeständnisse auf beiden Seiten bedeutet. Wir sind sicher, dass es uns gelingen wird, einige nicht-regionale Partner davon zu überzeugen, sich der Mehrheit der afrikanischen Staaten anzuschließen. Die Mehrheit hält es für notwendig, unsere Bank zu rekapitalisieren, um ihr die Mittel zur Verfügung zu stellen, damit regionale Integration stattfinden kann. Die Finanzierung der Infrastruktur erfordert beachtliche Ressourcen", sagte Ingrid Olga Ghislaine Ebouka-Babackas, Gouverneurin der Afrikanischen Entwicklungsbank für Zentralafrika.

"Mit der Unterstützung unserer Aktionäre ist die Afrikanische Entwicklungsbank nun solide aufgestellt. Vielen Dank an alle, die zu dem Treffen gekommen sind, damit wir nun zuversichtlich in die Zukunft blicken können", verabschiedete Adesina, Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, die Teilnehmer.

2018 trug die Afrikanische Entwicklungsbank zur Installation und Sanierung von 2430 Kilometern an Stromleitungen und zur Installation von Stromerzeugungseinheiten mit einer Leistung von 447 Megawatt bei.

19 Millionen Menschen hatten Zugang zu verbesserten Agrartechnologien, während weitere 14 Millionen Menschen Zugang zu verbesserten Verkehrsdienstleistungen hatten.

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