"Salvini hatte Recht": Ein Migrant im Interview

Khadim Diop berichtet über das Leben an Bord der "Sea-Watch 3" und Menschenhandel in Libyen
Khadim Diop berichtet über das Leben an Bord der "Sea-Watch 3" und Menschenhandel in Libyen
Von Giorgia Orlandi
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"Salvini hatte Recht": Ein Migrant im Interview

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Vor ein paar Tagen hat euronews-Reporterin Giorgia Orlandi ein Interview mit Khadim Diop geführt, der laut eigener Aussage einer der Migranten ist, die von der "Sea Watch 3" aufgenommen wurden. "Sea Watch" hat jetzt dementiert, dass er auf dem Schiff war. Wir arbeiten daran herauszufinden, ob er tatsächlich Passagier des Rettungschiffes war. Das Interview können Sie hier trotzdem lesen.

Wie war es in den letzten Tagen an Bord der "Sea-Watch"? Es wurde berichtet, dass die Lebensmittel ausgegangen sind.

Es gab wirklich nicht viel zu Essen, nur Couscous. Viele waren krank. Das war nicht einfach. Aber die Kapitänin, sie hat uns Mut gemacht, hat nie aufgegeben. Das einzige, wovor wir Angst hatten, war, dass wir nach Libyen zurückgeschickt werden. Aber sie hat immer gesagt: "Keine Angst, ich bringe euch da durch." Sie ist nett. Die Europäische Union sollte ihr einen Preis verleihen und sie nicht verhaften. Sie hat alles gegeben. Als Libyer kamen und sie mitnehmen wollten, hat sie sich widersetzt. Es gab eine Auseinandersetzung, aber sie ist bei ihrem Nein geblieben.

Und wie denkst du über die italienischen Behörden und über Innenminister Salvini? Kennst du ihn?

Ja. Ich finde, er hat manchmal ein bisschen Recht.

Er hat Recht?

Ja, er möchte, dass die Migranten in Europa verteilt werden. Deutschland macht mit, Frankreich macht mit, andere auch. Es können nicht alle in Italien bleiben. Das ist eine globale Krise, das ist für niemanden leicht.

Du hast gesagt, dass du im Gefängnis warst und wie ein Sklave verkauft wurdest. Wie viele ward ihr? Und denkst du, das hatte System?

Sicher hatte das System. Wir waren mehr als 300 Menschen. In Bani Walid weiß das jeder. An diesem Ort geht es genau darum: Menschen zu verkaufen. Schwarze, aber auch Ägypter, Tunesier und andere. Sie stecken dich in ein abgelegenes Haus. Dann holen sie dich und bringen dich in einen Raum mit Telefon und voller Kabel. Du musst deine Eltern anrufen, damit sie dich freikaufen. Passiert das nicht, schlagen sie dich oder bringen dich sogar um. Man kann sich nicht wehren. Beim Telefonieren verpassen sie dir Stromschläge am Fuß. Du schreist vor Schmerz. So bekommen deine Eltern Angst.

Khadim Diop kommt aus dem Senegal. Seine Flucht begann im September 2017. Nachdem er sich aus den Händen der Kriminellen befreien konnte, lebte er zwei Jahre in Tripolis.

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