In Marseille 360 Kinder am Strand verloren - Eltern vorm Smartphone?

Am Strand von Brighton
Am Strand von Brighton Copyright REUTERS/Peter Nicholls
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Von Kirsten Ripper mit AFP, LE PARISIEN, dpa
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Immer mehr Kinder gehen am Strand verloren, allein in Marseille waren es in diesem Sommer schon 360. Aber das Phänomen gibt es wohl weltweit.

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Rettungsschwimmer und Polizei schlagen Alarm. Allein in Marseille sind in diesem Sommer an den gut besuchten Stränden der Hafenstadt schon 360 Kinder verloren gegangen. Im Gespräch mit LE PARISIEN erklärt Polizei-Kommandant Frédéric Vidal, dass das - wenn es so weitergeht - doppelt soviele Kinder sind wie im vergangenen Jahr. Was die Sicherheitskräfte besonders beunruhigt, ist dass es sich oft um sehr kleine Kinder im Alter von nur zwei oder drei Jahren handelt und dass einige fast ertrunken sind. Schon 5 Zentimeter hohes Wasser ist gefährlich für Kinder, die nicht schwimmen können, warnt die Polizei.

Bisher haben die Warnungen, die auch in der Lokalpresse verbreitet wurden, allerdings kaum gefruchtet.

Eltern tippen in ihr Smartphone

"Wenn man 2-3-Jährige unter der Aufsicht von 7-8-Jährigen am Strand lässt, das geht gar nicht. Wir müssen die Eltern erziehen," sagt Frédéric Vidal. "Man lässt kein Kind alleine am Strand, während man in sein Smartphone tippt."

Ende Juli wurde ein 8 Jahre altes Mädchen, das nicht schwimmen konnte, im Norden von Marseille an der Plage de Corbières in extremis gerettet. Die Eltern hatten das Kind einigen Teenagern anvertraut, die es aber aus den Augen verloren hatten. Als die Rettungsschwimmer das Mädchen fanden, musste es per Herzmassage wiederbelebt und ins Krankenhaus gebracht werden.

Doch das Problem ist nicht auf Frankreich begrenzt.

Dänische Rettungsschwimmer warnen deutsche Eltern

Dänische Rettungsschwimmer haben deutsche Eltern dazu aufgerufen, an Stränden in Dänemark besser auf ihre Kinder aufzupassen. In der vergangenen Woche seien an einem Strand auf der westdänischen Insel Rømø nördlich von Sylt acht deutsche Kinder vorübergehend verschwunden, teilte die Rettungsschwimmerorganisation TrygFonden Kystlivredning mit. Erst nach größeren Suchaktionen der Rettungsschwimmer seien sie wiedergefunden worden.

"Wir erleben, dass richtig viele deutsche Touristen an unseren westlichen Badestränden in Dänemark sind. Darüber sind wir wirklich froh", erklärte der Betriebsleiter der Organisation, Lasse Serup Jensby. Zugleich erlebten die Rettungsschwimmer aber auch, dass viele deutsche Kinder an den Stränden aus den Augen ihrer Eltern verschwänden. Häufig seien Eltern von ihren Mobiltelefonen oder anderem abgelenkt, so Serup Jensby. Auf Kinder aufzupassen sei nicht Aufgabe der Strandwächter.

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