Prozess wegen illegaler Abtreibung: Journalistin (28) weiter in Haft

Prozess wegen illegaler Abtreibung: Journalistin (28) weiter in Haft
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Von Kirsten Ripper  mit AFP, Reuters

Vor dem Gericht in Rabat gab es eine Solidaritätsdemonstration für die Angeklagte. Der Prozess erregt die Gemüter in Marokko.

In Rabat sollte an diesem Montag der Prozess gegen die Journalistin Hajar Raissouni beginnen. Der 28-Jährigen drohen bis zu zwei Jahre Haft wegen "illegaler Abtreibung" und einer "außerehelichen Beziehung".

Doch der Prozess, der in Marokko die Gemüter erregt, wurde auf den 16. September verschoben.

Das aus etwa zwanzig Anwälten bestehende Team der Verteidigung foderte die Freilassung der Angeklagten, doch Hajar Raissouni - die für die arabischsprachige Tageszeitung Akhbar Al-Yaoum arbeitet, bleibt in Haft.

Auch der Verlobte der Angeklagten, der behandelnde Arzt, ein Krankenpfleger und eine Sekretärin stehen vor Gericht - und müssen bis zum Prozess im Gefängnis bleiben, wie die Anwälte der Verteidigung erklärten.

Die Journalistin, die am 31. August vor einer Arztpraxis verhaftet wurde, spricht von einem "politischen Prozess". Sie versichert, sie sei wegen Blutungen behandelt worden.

Hajar Raissouni hatte mehrere Artikel zu den sozialen Protesten in Marokko veröffentlicht.

Die Staatsanwaltschaft von Rabat dagegen erklärt, der Prozess habe mit Politik nichts zu tun.

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"Gegen die Gesetze, die Frauen diskriminieren"REUTERS/Youssef Boudlal

Vor dem Gericht protestierten VertreterInnen von Frauenrechts- und Menschenrechtsgruppen. Samira Muheya von der Liga für Frauenrechte (FLDF) sagt: "Wir sind hier, um die diskriminierenden Gesetze anzuprangern. Die Entscheidung für eine Abtreibung ist etwas Persönliches."

Auch "Human Rights Watch" rief zur Freilassung von Hajar Raissouni auf.

Der Fall Hajar Raissouni hat in Marokko auch eine Debatte über Abtreibungen und die Rechte der Frauen in der Gesellschaft ausgelöst.

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