Boot voll: Flüchtlingscamp Moria schlägt Alarm

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Von su mit dpa
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Die größte Flüchtlingsunterkunft in Europa ist wieder überfüllt. Das Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos beherbergt zur Zeit viermal so viele Menschen wie es eigentlich aufnehmen kann

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Die größte Flüchtlingsunterkunft in Europa platzt wieder einmal aus allen Nähten. Das Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos beherbergt zur Zeit viermal so viele Menschen wie es eigentlich aufnehmen kann.

Die griechische Küstenwache hat allein im August 8.404 Migranten gerettet - auch 27 Schmuggler wurden dabei festgenommen.

Boris Cheshirkov, UNHCR-Sprecher in Griechenland:

"Das Hauptempfangszentrum auf Lesbos, Moria, ist in den vergangenen drei Jahren mit schwierigen Bedingungen konfrontiert und überfüllt. Manchmal wurde dies durch größere Übersiedlungs-Aktionen abgemildert, aber in den letzten Monaten ist die Zahl wirklich gestiegen. Da sind jetzt 12.000 Menschen auf einem Raum, der eigentlich nicht mehr als dreitausend aufnehmen kann."

Nicht einfach für die Flüchtlinge und Migranten dort. Die meisten stammen aus Afghanistan oder Syrien.

"ICH STEHE JEDEN TAG ACHT STUNDEN SCHLANGE"

Ismutallah Heideri, Flüchtling aus Afghanistan:

"Das Leben hier hat keinen Inhalt, hier ergibt nichts Sinn. Wir alle leiden, es ist ein ständiger Kampf. Für jede Mahlzeit, für jedes Papier, für alles hier müssen wir Schlange stehen. Wenn man duschen will, auf`s Klo gehen, essen, ich stehe jeden Tag acht Stunden Schlange. "

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Der Zustand sei unfair für die Inseln, sagt der Regionalgouverneur.

Constantinos Moutzouris, Regionalgouverneur der nordägäischen Inseln:

"Da ist erst mal Europa, das seine Grenzen zu Griechenland dichtmacht. Und gleichzeitig erschwert Griechenland den Übergang von den griechischen Inseln. Das sieht so aus, als wären alle einig: Die Migranten bleiben auf den Inseln, um den Rest nicht zu stören. Das ist nicht fair."

Der Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei (2016) sieht vor, dass die EU alle Flüchtlinge und Migranten, die illegal über die Türkei auf den griechischen Inseln kommen und kein Asyl beantragt haben oder deren Antrag abgelehnt wurde, zurückschicken kann. Der Pakt reduzierte die Anzahl der in der Ägäis übersetzenden Flüchtlinge ab 2016 um 97 Prozent.

Die Bearbeitung der Asyl-Anträge kommt wegen Personalmangels auf griechischer Seite nur mühsam voran. Bis heute wurden kaum Flüchtlinge in die Türkei zurückgeschickt. Auf Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos harren laut Bürgerschutzministerium zur Zeit knapp 29.400 Menschen aus.

Deutsche Beobachter sorgen sich vor allem, weil schon jetzt der Migrationsdruck an der Grenze zwischen Griechenland und Nordmazedonien steigt. Dort beginnt die sogenannte Balkanroute. Allein im August stoppte die Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache Frontex hier 7.000 Migranten. Die Zahlen sind so hoch, dass die griechischen Behörden festgenommene Migranten wieder freilassen, weil sie keine Unterbringung für sie haben. Viele versuchen daraufhin erneut, nach Nordeuropa zu gelangen.

su mit dpa

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