Noch 257 Jahre bis zur Geschlechterparität in der Wirtschaft

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Von Natalia OelsnerSabine Sans
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Ausgehend vom derzeitigen Tempo bei der Überbrückung der Geschlechterkluft in Politik, Wirtschaft, Gesundheit und Bildung wird sich die globale Geschlechterkluft in 99,5 Jahren schließen.

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Laut dem "Global Gender Gap Report 2020" wird es noch 257 Jahre dauern, bis sich beim derzeitigen Stand der Dinge die wirtschaftliche Kluft zwischen den Geschlechtern schließt.

Der Bericht aus Davos stellt fest, dass sich die Fortschritte trotz der Schließung der Lücke in den vergangenen Jahren verlangsamen - 2019 wurde geschätzt, dass es noch 202 Jahre dauern würde, bis die volle Parität erreicht ist.

Seit 2006 misst das Weltwirtschaftsforum im Global Gender Gap Report die Geschlechterlücke. Neben wirtschaftlichen Fragen werden auch Politik, Bildung und Gesundheit berücksichtigt. In den beiden letztgenannten Bereichen sind die Zahlen ermutigender: 96,1 Prozent bzw. 95,7 Prozent der Parität wurden erreicht.

Weltweit sind 45 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter nicht auf dem Arbeitsmarkt, gegenüber 22 Prozent der Männer. Diejenigen, die arbeiten, erhalten 60 Prozent dessen, was Männer verdienen, für die gleiche Arbeit. Es gibt immer noch 72 Länder, in denen Frauen von der Eröffnung von Bankkonten oder der Aufnahme von Krediten ausgeschlossen sind.

Der Zugang zu den Berufen der Zukunft ist auch für Frauen ein Thema. Während im Bereich "Menschen und Kultur" Frauen 65 Prozent der Beschäftigten ausmachen, sind nur 12 Prozent der "Cloud Computing"-Arbeitnehmer und nur 15 Prozent der Ingenieure Frauen - eine Situation, die in den kommenden Jahren zu einer Vergrößerung des Gender Gap in der Wirtschaft insgesamt führen könnte.

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In der Politk wurden die geringsten Fortschritte erzielt

Von den vier untersuchten Bereichen besteht im Bereich der Politik die größte Kluft zwischen den Geschlechtern. Was die gewählten Vertreter betrifft, so werden bei dem derzeitigen Tempo der Fortschritte noch 95 Jahre zu vergehen, bis in der Politik Frauen und Männer gleich vertreten sind. 85 der 153 im Bericht behandelten Länder haben noch nie einen weiblichen Regierungschef gehabt.

Allerdings hat sich das Gender Gap in der Politik von allen vier untersuchten Bereichen seit 2006 mit einer Verbesserung um 1,8 Prozentpunkte seit 2019 am deutlichsten geschlossen.

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Nordische Länder: die Region an der Spitze

Das Geschlechter-Ungleichheit ist je nach Region sehr unterschiedlich - während es in Westeuropa 54 Jahre dauern wird, bis sich die Lücke - beim derzeitigen Tempo - schließt, ist die Parität in Nordamerika noch 151 Jahre entfernt.

Zum elften Mal in Folge landete Island auf der Spitzenposition. Das Land habe die Lücke zwischen Frauen und Männern mittlerweile zu fast 88 Prozent geschlossen. Auf Platz zwei und drei landeten Norwegen und Finnland.

Am anderen Ende der Skala weist der Jemen die schlechtesten Werte der Geschlechterparität auf, wobei der Irak an vorletzter und Pakistan an drittletzter Stelle liegt.

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Was das Forum zur Überbrückung der Geschlechterkluft tut

"Fairer Economies" ist eines der sieben Themen des diesjährigen Davoser Jahrestreffens der weltweit führenden Unternehmen. An diesem 50. Treffen setzt sich das Forum dafür ein, die Beteiligung von Frauen an der Veranstaltung bis 2030 zu verdoppeln. Dafür soll die Vertretung von Frauen in den verschiedenen Interessengruppen verbessert werden.

Außerdem hat es das Programm "Closing the Gender Gap Accelerators" umgesetzt, das ein koordiniertes Vorgehen zwischen den zuständigen Ministerien und Arbeitgebern fördert. Ziel ist es, Frauen den Zugang zu mehr Führungspositionen zu ermöglichen, die Lohnlücke zu schließen und ihnen die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für die Arbeitsplätze der Zukunft benötigen. Das Forum arbeitet derzeit mit neun Volkswirtschaften daran, solche "Beschleuniger" zu schaffen, und erwartet, dass bis Ende dieses Jahres 15 davon zur Verfügung stehen werden.

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