Zwangsisoliert: Wie beschäftigen sich Wuhan-Rückkehrer in Quarantäne?

Ann-Sophie Muxfeldt wollte eigentlich bis Mitte des Jahres in Wuhan studieren.
Ann-Sophie Muxfeldt wollte eigentlich bis Mitte des Jahres in Wuhan studieren. Copyright Euronews
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Von Alexandra Leistner
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Als der Campus plötzlich menschenleer war und sie nur noch mit einer Maske aus dem Haus durfte, entschied Ann-Sophie das Studium in Wuhan abzubrechen. Zurück in Deutschland sitzt sie jetzt für 14 Tage in einer Luftwaffen-Kaserne in Süddeutschland.

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Als der Campus plötzlich menschenleer war und das Wohnheim sie anwies, so wenig wie möglich und nur mit Gesichtsmaske nach draußen zu gehen, musste Ann-Sophie Muxfeldt eine Entscheidung treffen: Sollte sie ihr Auslandssemester abbrechen und den vom Auswärtigen Amt angebotenen Heimflug annehmen?

Sie selbst, ihre Familie als auch ihre Universität in Rostock, wo die 22-Jährige technische Informatik studiert, sind heute über ihre Rückkehr erleichtert. Denn die Lage in Wuhan scheint sich nicht zu entspannen - im Gegenteil: Die Fälle der Infizierten und auch der Todesfälle in China steigen rasant.

Um sicherzugehen, dass niemand der von der Bundesregierung zurückgeholt wurde, mit dem Coronavirus infiziert ist, ist Muxfeldt mit rund 120 weiteren Personen in der Luftwaffen-Kaserne Germersheim in Quarantäne.

Quarantäne ist nicht gleich Quarantäne

Während die Rückkehrer in Frankreich in einem Urlaubsdorf untergebracht sind und auf Terrassen die südfranzösische Sonne genießen, die Spanier in ihrer Isolation Schachtuniere und allerlei andere Aktivitäten organisieren, sind die deutschen Rückkehrer angehalten, sich in ihren Zimmern aufzuhalten. Wenn sie rausgehen, dann mit Hygienemaske. Zudem sind sie angehalten einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter zu anderen Bewohnern einzuhalten.

"Man sieht sich bei der Essensausgabe oder auf den Fluren und auch draußen beim Rumlaufen aber das ist auch begrenzt, das meiste spielt sich schon auf den Zimmern ab", erzählt Muxfeldt im Skype-Interview mit Euronews. Die Stimmung beschreibt sie als gelassen, sie habe nicht den Eindruck, dass Angst vor einer Infektion mit dem Virus herrsche.

Ann-Sophie Muxfeldt
In ihrem Zimmer hat sie einen Fernseher, ein Doppelstockbett und ein eigenes Badezimmer. Den Großteil ihres Tages verbringt sie hier.Ann-Sophie Muxfeldt

Auf ihrem Zimmer hat sie ihren Computer, per Internetzugang hat sie Kontakt zur Außenwelt und auch einen großer Flachbildschirmfernseher hängt an der Wand ihres Einzelzimmers. "Ich muss sagen, die Tage sind sehr vom Essen bestimmt. Es gibt feste Essenzeiten, Frühstück, Mittag, Abendessen und darum dreht sich hier irgendwie der ganze Tag. Und dann gehe ich meistens nach dem Frühstück oder dem Mittagessen nochmal einmal um die Kaserne rum, bisschen spazieren gehen, bisschen bewegen."

Zwar gibt es eine psychologische Beratungsstelle mit neu eingerichteten Sprechzeiten, und für die Kinder gibt es ein Spielzimmer, Aktivitäten für die erwachsenen Rückkehrer werden aber nicht speziell angeboten.

Optimismus siegt

Obwohl ihr die Bewegungsfreiheit fehlt, nimmt Ann-Sophie Muxfeldt ihre 14-tägige Zwangs-Isolation in der Kaserne relativ gelassen: "Im Grunde sind es zwei Wochen und wenn es dabei bleibt, dann ist es okay." Trotzdem hofft sie, dass kein weiterer Krankheitsfall auftritt, damit die Zeit in Quarantäne nicht noch einmal um 14 Tage verlängert wird.

Zuhause in Norddeutschland freut sie sich auf viele frische Lebensmittel, die fehlen der jungen Studentin ein bisschen in der Quarantäne, wo Tortellini mit Sahnesoße, sowie Gemüselasagne mit viel Käse und Béchamelsoße auf dem Speiseplan stehen.

Ihre Quarantäne nutzt die Studentin aber trotzdem sinnvoll: Sie schreibt an ihrer Bachelorarbeit, dazu sei sie nämlich in China nicht gekommen.

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