Fußball im Fadenkreuz: Zu den Beleidigungen gegen Dietmar Hopp

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Von Sebastian Zimmermann
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Am 24. Spieltag der Fußball-Bundesliga waren bei vier Spielen in den Fankurven Schmähplakate gegen den Mäzen Dietmar Hopp zu sehen.

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"Jetzt ist Schluss, jetzt müssen die Grenzen gezeigt werden" - das ist die Reaktion des DFB-Präsidenten Fritz Keller im "aktuellen sportstudio" nach dem Skandalspiel von Hoffenheim am gestrigen Samstag.

Der 24. Spieltag in der deutschen Fußball-Bundesliga stand ganz im Zeichen von Beleidigungen durch einige Fußball-Fans. Sowohl bei den Spielen der TSG Hoffenheim gegen Bayern München, Borussia Dortmund gegen SC Freiburg und 1.FC Köln gegen Schalle 04, als auch heute zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg waren in den Fankurven von Bayern, Dortmund, Köln und Union Schmähplakate gegen den Mäzen Dietmar Hopp zu sehen.

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Der Unternehmer muss sich schon seit einigen Jahren Beleidigungen gefallen lassen, die teils extrem unter die Gürtellinie gehen, wie zuletzt Transparente von Anhängern der Klubs aus Dortmund und Mönchengladbach, auf denen sein Gesicht in einem Fadenkreuz zu sehen war.

Die jeweiligen Ultra-Gruppierungen, die dafür verantwortlich zeichnen, sind gegen Hopps Engagement bei der TSG 1899 Hoffenheim, die er seit etwa 20 Jahren finanziell unterstützt, u.a. mit dem Bau eines neuen Stadions. Hoffenheim schaffte den Sprung von der Oberliga bis in die Bundesliga, wo man sich seit mehr als zehn Jahren etablieren konnte.

Roland Weihrauch, AP

Einige sind nun der Ansicht, Hopp öffentlich zu beleidigen, sei die angemessene Reaktion darauf, einen Verein künstlich, eben mit viel Geld, nach oben zu hieven. So werde der Fußball kaputt gemacht. Dies sei gegen die alte Tradition. Diese Ansicht ist natürlich nicht grundsätzlich falsch - in der Bundesliga tummeln sich ja mit Leipzig (Red Bull), Wolfsburg (VW) oder Leverkusen (Bayer) noch ein paar andere Klubs, die mit viel Geld gesponsert wurden und werden und somit den Sprung von ganz unten nach ganz oben schafften. Wolfsburg wurde 2009 sogar Meister.

Doch solche Schmähungen und Hetze, die beleidigend sind und bis zu Morddrohungen (Fadenkreuz-Plakate) reichen, sind absolut inakzeptabel. So etwas hat in Fußballstadien und generell im Sport nichts zu suchen.

Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass die meisten Vereine in der Bundeliga mittlerweile quasi als Wirtschaftsunternehmen geführt werden und generell im Fußball immer mehr Geld im Umlauf ist.

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"Wir haben heute einen traurigen Höhepunkt erlebt"

Spätestens seit diesem Wochenende hat der Fußball in Deutschland ein gewaltiges Problem. Das sieht auch Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, so:

Die permanenten Anfeindungen gegen Dietmar Hopp sind schon lange nicht mehr hinnehmbar und auf das Schärfste zu verurteilen. Wir haben diesbezüglich heute einen traurigen Höhepunkt erlebt. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Jegliche Art von Hass darf keinen Platz haben. Dies muss der Anspruch des gesamten deutschen Profifußballs sein.
Christian Seifert
Geschäftsführer DFL

Auch Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern München distanziert sich: „Ich schäme mich zutiefst für diese Chaoten. Spätestens heute ist der Moment gekommen, wo die gesamte Bundesliga gegen diese Chaoten vorgehen muss. Wir müssen alle zusammenstehen. Wir haben viel zu lange die Augen zugemacht, was in den Kurven passiert. Das ist das hässliche Gesicht des Fußballs.“

Der Trainer vom SC Freiburg, Christian Streich, sieht die Vorfälle in einem weitaus größeren Zusammenhang:

Was in diesem Land in den letzten zehn Monaten passiert ist, in puncto Hetze, in puncto Anschläge auf Politiker, auf jüdische Einrichtungen und jetzt auf eine türkische Shisha-Bar, ist extrem gefährlich. Diese Hetze gegen Menschen ist nicht hinnehmbar.
Christian Streich
Trainer SC Freiburg

Dies sind endlich harte Worte, denen jetzt Taten folgen müssen.

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