Gegen Covid-19: Firmenchef wollte Angestellten Chloroquin geben

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Von Kirsten Ripper mit AFP
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Die Justiz ermittelt gegen den Unternehmer, weil er seine Beschäftigten in Gefahr gebracht habe. Die Gewerkschaften hatten Alarm geschlagen.

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Der Gründer der Chemiefirma SNF in Andrézieux-Bouthéon bei St. Etienne verteidigt sich vehement und wettert gegen die Justiz. Réné Pich war am Montag festgenommen worden, nachdem er Chloroquin-Tabletten gegen Covid-19 an die Beschäftigten seines Unternehmens verteilen wollte.

Gewerkschaftsvertreter hatten die französischen Behörden alarmiert, nachdem der Firmenchef etwa 200 Angestellten in einem internen Schreiben das Chloroquin angeboten hatte. Die Chloroquin-Pillen hatte Pich in Indien bestellt. Einen Teil dieser Medikamente habe der Unternehmer aber an Krankenhäuser der Region verteilt.

Inzwischen wurden die meisten Chloroquin-Tabletten sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft erklärte, es handle sich um eine verbotene Einfuhr von Produkten, die durch die Gesundheitsbehörden nicht erlaubt seien.

Die Wirksamkeit von Chloroquin gegen Covid-19 wird nicht nur in Frankreich diskutiert. Auch in den USA sprach sich Präsident Trump für eine flächendeckende Verabreichung des Mittels aus. Firmenchef Réné Pich glaubt offenbar an das Medikament.

"Viele Erkrankte werden leider sterben"

In einer Erklärung, die er der Nachrichtenagentur AFP übermittelt hat, schreibt der Milliardär Pich: "Da gibt es den Willen zu schaden, während dieser Tage ein Drittel oder die Hälfte der Bevölkerung infiziert und viele Erkrankte leider sterben werden."

"Ich bin 79 und habe Diabetes"

Der Unternehmer sieht auch sein eigenes Leben in Gefahr. "Ich bin 79 Jahre alt und habe Diabetes. Meine Chance, an Covid-19 zu sterben, liegt bei 20 Prozent. Wir haben in der Firma Dutzende Angestellte mit schweren Vorerkrankungen. Aus Vorsicht sehe ich mich in dieser Zeit der Polemik dazu verpflichtet, Mittel zu finden, um zu überleben."

Laut Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen ergeben, dass sich kein Beschäftigter Chloroquin-Pillen habe geben lassen. Dennoch haben Gewerkschaftsvertreter der Firma SNF eine Klage gegen den Firmenboss eingeleitet.

Im Senegal wird Hydroxychloroquin gegen Covid-19 eingesetzt

Die bereits erlaubten Medikamente, die Chloroquin oder Hydroxychloroquin enthalten, sind Mittel gegen Malaria. Professor Moussa Seydi erklärte in einem Interview mit Le Monde, dass Covid-19-Patienten, die er in Dakar mit Hydroxychloroquin behandelt habe, "schneller wieder gesund" würden. Auch in anderen afrikanischen Staaten wird das Anti-Malaria-Medikament gegen das Coronavirus verabreicht. Allerdings gab es auch schon Todesfälle von Menschen, die sich selbst mit Chloroquin behandelt und vergiftet hatten.

In China haben Ärzte damit nach eigenen Angaben zahlreiche Patienten erfolgreich behandelt.

Unter Experten umstritten ist die Studie des französischen Mediziners Didier Raoult, der Chloroquin in Marseille an einigen Patienten mit leichten Symptomen von Covid-19 getestet hat.

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