Drosten bekommt Droh-Paket - nach Hetze in BILD

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Von Euronews mit Twitter
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Ein Journalist von BILD hatte dem Virologen Christian Drosten ein Ultimatum gestellt, um sich zu seiner angeblich von Kollegen kritisierten Studie zu äußern. @c_drosten lehnte das ab mit der Begründung: #IchhabeBessereszutun

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Nach dem Streit zwischen Christian Drosten und der BILD-Zeitung vor allem auf Twitter hat der Virologe der Charité in Berlin ein Droh-Paket bekommen. Nachdem der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach ein gegen ihn gerichtetes Paket mit Drohungen mit einem Foto öffentlich machte, leitete Drosten den Tweet weiter und schrieb dazu: "Das selbe Paket habe ich heute auch bekommen."

Lauterbach hatte dazu geschrieben: "Morddroungen bis zu Beleidigungen aller Art, einige von uns müssen viel hinnehmen. Daher sollte jeder mit Restbestand von Charakter die Hetze im Netz gegen Virologen, Epidemiologen und Politiker einstellen."

Am Montag hatte der Coronavirus-Experte Drosten auf eine ultimativ gestellte Anfrage eines Journalisten der Boulevardzeitung, er solle sich zur Kritik von Kollegen und aus seinem eigenen Team äußern, auf Twitter geantwortet, er habe Besseres zu tun. An diesem Dienstag trendet #IchhabeBessereszutun.

Viele Journalisten, die bei BILD arbeiten, hatten gegen Christian Drosten gewettert, weil der Virologe die Anfrage des Journalisten - zunächst mit Kontaktdaten - in einem Tweet öffentlich gemacht hatte. Später löschte Drosten diesen Tweet und strich die Handynummer.

Der Tweet des Virologen hatte 24 Stunden nach der Veröffentlichung mehr als 56.000 Likes.

Viele Wissenschaftler, die laut BILD Drostens Studie kritisiert haben, distanzierten sich von dem Blatt - und wollten mit der Hetze gegen den weltweit anerkannten SARS-CoV-2-Experten nichts zu tun haben.

In der von BILD kritisierten Studie geht es um die Virenlast bei Kindern. Dieses Thema wird seit Wochen kontrovers diskutiert. Doch bei dem Streit auf Twitter geht es kaum um den Inhalt der Studie. Die BILD-Journalisten fühlen sich zu Unrecht attackiert.

Der Bonner Statistik Professor Dominik Liebl hat seine Reaktion auf den Streit auf seinem Twitter-Konto oben angeheftet.

Die Professorin Miriam Rehm von der Uni Duisburg bezeichnet BILD als "unterirdisch".

Doch worum geht es BILD?

Auf Twitter vermuten viele, dass es BILD gar nicht um den Inhalt der Coronavirus-Studie geht.

In den vergangenen Wochen hatte es an jedem Wochenende - teils rechtsextreme und antisemitische - Proteste gegen die Coronavirus-Maßnahmen der Regierung und sogar gegen Virologen gegeben.

Der Satiriker Jan Böhmermann meldet, dass Vegan-Koch und Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann ebenfalls bei der Kampagne mitmischt.

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