Europas Grüner Deal: Mehr Lebensqualiät für alle

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Von Katharina RabillonSabine Sans
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Innovative Projekte und Innovationen für eine bessere Zukunft: Europa will der erste klimaneutrale Kontinent werden.

Wo wir leben, was wir essen und wie wir unterwegs sind, unser Alltag wird sich grundlegend ändern, denn Europa hat ein ehrgeiziges Ziel: Der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Der Grüne Deal ist das Thema dieser Futuris-Folge.

Der Fahrplan für eine nachhaltige Zukunft

Weniger Abfall, gesündere Lebensmittel mit weniger Pestiziden und Düngemitteln, bessere Alternativen im öffentlichen Verkehr und umweltfreundliche Energie sind nur einige der Ziele des grünen Deals. Wie sieht der Fahrplan für eine nachhaltige Zukunft aus?

Bis 2050 will Europa der erste klimaneutrale Kontinent der Welt werden. Um das zu erreichen, muss die EU den Energiesektor dekarbonisieren und die Industrie dabei unterstützen, innovativ zu sein und weltweit eine grüne Vorreiterrolle zu übernehmen.

Gebäudesanierung gehört zu den Prioritäten, um Energierechnungen und den Energieverbrauch zu senken. Die EU will umweltfreundliche, billige und gesunde Verkehrsmittel auf den Markt bringen.

Elektrofähren verändern den Seeverkehr

Eine der Erfolgsgeschichten ist die Entwicklung einer vollelektrischen Fähre, die den Seeverkehr verändern könnte. Die "Ellen" legt bis zu 22 Seemeilen zurück und verbindet zwei dänische Inseln, ohne ein einziges Gramm Co2 auszustoßen.

In ihrem Heimathafen auf der dänischen Insel Ærø nimmt Ellen Passagiere an Bord und die Batterien werden aufgeladen. Das 750 Tonnen schwere Schiff fährt fünfmal täglich die Nachbarinsel an.

Das Projekt wurde von der Europäischen Union in Zusammenarbeit mit den Inselbewohnern kofinanziert. Auf der Insel will man so schnell wie möglich klimaneutral werden:

"Wir fahren vollelektrisch, wir benutzen überhaupt kein Schweröl mehr für den Schiffsbetrieb", sagt Trine Heinemann, E-Ferry-Projektkoordinatorin. "Eine der Herausforderungen, wie auch beim Elektroauto, ist die Reichweite. Je größere Entfernungen man abdeckt, desto nutzbarer wird die Technologie natürlich. In Europa läuft meiner Meinung nach etwa 80 Prozent des Seeverkehrs in einer Reichweite von 22 Seemeilen ab. Man kann also viele Fähren mit elektrischen Batterien ausrüsten."

Klimaneutral - so schnell wie möglich

Eine weitere Innovation: Die Windräder auf Ærø produzieren 130 Prozent des auf der Insel benötigten Stroms. Ein Teil des Überschusses kommt Ellen zugute. Fähren sind aktuell der größte Umweltverschmutzer auf der Insel.

Die Elektrofähre spart jährlich 2000 Tonnen CO2-Emissionen ein - mit fast geräuschlosen Motoren und 56 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien mit einer Kapazität von 4,3 MWh. Es gibt keinen Notfall-Dieselgenerator:

"Wir behalten jederzeit eine bestimmte Energiemenge in jedem Batterieraum vor", erklärt Trine Heinemann. "Wenn man also einen Batterieraum aus irgendeinem Grund nicht nutzen kann oder abschalten muss, bleibt immer genügend Energie aus dem anderen Raum übrig, um zurück in den Hafen zu kommen, oder alle Notfallprozeduren ausführen zu können, falls wir in Seenot kommen."

Die Passagierräume bieten den Komfort einer klassischen Fähre. Zusätzliche Vorteile: weder Lärm noch Gestank. Das gewährleistet eine ruhige Überfahrt.

Auch die Crew war schnell vertraut mit der Elektrofähre: "Die Steuerung ist ähnlich", meint Ellen-Kapitän Thomas Larsen. "Der einzige Unterschied besteht darin, dass es zwei weitere Bildschirme mit dem Power-Management-System gibt. Sie zeigen wie auf einer normalen Fähre die Kraftstoffanzeige an. Eigentlich sind Elektromotoren kraftvoller, weil man sofort die volle Leistung hat, das ist sehr angenehm. Man kann sie fast wie ein Schnellboot fahren!"

Die Batterien kommen aus der Schweiz

Der Schweizer Batterienhersteller Leclanché stellt den Antrieb der Fähre her. Das Unternehmen entwickelte mehrere Innovationen, um die Projektanforderungen in Bezug auf Sicherheit und Effizienz zu erfüllen. Die Firma hat bereits 25 Aufträge für Elektroschiffe erhalten, einige davon sogar größer als die Ellen.

"In Europa haben wir bei der Elektrifizierung von Seeschiffen weltweit die Führung übernommen", sagt Anil Srivastava, Leclanché-Geschäftsführer. "Das E-Ferry-Projekt liefert wichtige Betriebs- und Sicherheitsdaten und wird dazu beitragen, nicht nur für Europa, sondern auch für die Welt Maßstäbe zu setzen."

Das Haus der Zukunft

Das Beispiel zeigt: Mobilität verändert sich rasant. Ein weiterer Schwerpunkt des Grünen Deals sind Gebäudesanierungen. Wir zeigen Ihnen ein Haus der Zukunft, bei dem die Fenster als Sonnenkollektoren fungieren.

In Bulgariens Hauptstadt Sofia haben Forscher und Architekten zusammen intelligente Fenster entwickelt. In den Dreifach-Isolierverglasungen fließt kontinuierlich eine Mischung aus destilliertem Wasser und Glykol, was als Frostschutzmittel dient. Jedes transparente Modul fungiert wie eine Solarzelle. Die spezielle Verglasung absorbiert die Sonnenstrahlung und wandeln sie in Wärmeenergie um, mit der das Haus geheizt werden kann.

"Die Verwendung von Flüssigkeiten statt Luft in den Fensterscheiben hat den Vorteil, dass Wasser dichter ist, d.h. Infrarotlicht wird in einem größeren Bereich absorbiert", erklärt Miglena Nikolaeva-Dimitrova, Physikerin an der bulgarischen Wissenschaftsakademie.

Die Wissenschaftler des EU-Forschungsprojekts "InDeWaG" (ein Akronym für "Industrial Development of Water Flow Glazin Systems", ein Projekt im EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020) nutzen einen Pavillon, um die Effizienz des Systems zu testen: Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Rauminneren werden ständig überwacht, um zu beurteilen, ob Energie langfristig und unter unterschiedlichen Klimabedingungen produziert und genutzt werden kann.

Krasimir Zhivachki, technischer Assistent der bulgarischen Wissenschaftsakademie: "Wir messen die Temperatur in den Fenstern alle zwanzig Zentimeter vom Boden aus aufsteigend. Auf diese Art und Weise wissen wir, wie sich die Wärme im Fenster verteilt. Am Ende sehen wir die Energieübertragung von außen nach innen."

Fenster agieren wie eine Haut

Die Technologie wurde in Madrid entwickelt. Die wasserdurchstömten Isolierverglasungen sollen eine effiziente Energienutzung gewährleisten. Dafür muss das System in der Lage sein, die Sonnenwärme im Winter zu maximieren und eine Überhitzung im Sommer zu vermeiden.

"Wenn die Außentemperatur zu niedrig ist, können wir den Wasserfluss stoppen", so Juan Antonio Hernández Ramos, Professor für numerische Analysen & Informatik an der Polytechnischen Universität Madrid . "Die Sonne erwärmt das Wasser im Scheibenzwischenraum und die Fenster werden wärmer. Wenn es außen heiß oder die Temperatur im Gebäude bereits angenehm ist, können wir den Wasserfluss einschalten, um die Energie auf andere Stellen im Gebäude zu verteilen. Das transparente Glas ist aktiv; es wirkt wie eine Haut, die es dem gesamten Gebäude ermöglicht, sich selbst zu temperieren."

Laut den Wissenschaftlern kann die Technologie für sogenannte Niedrigstenergiegebäude (nZEB - nearly zero-energy buildings) der Zukunft eingesetzt werden. Die Technologie sei ausgereift genug für eine industrielle Produktion.

Belén Moreno Santamaría, Architektin an der Polytechnischen Universität Madrid: "Die Idee ist, Gebäude zu bauen, die einen so weit wie möglich reduzierten Energiebedarf haben und gleichzeitig Wärmeenergie erzeugen. Das ist unsere Lösung, um die Netto-Energiebilanz eines Hauses zu verbessern und zu maximieren."

Das sind nur zwei von Tausenden Initiativen in ganz Europa, die alle das gleiche Ziel verfolgen: Mehr Lebensqualität für alle und klimaneutral bis 2050 zu sein.

Journalist • Katharina Rabillon

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