Bei den Aufräumarbeiten in der libanesischen Hauptstadt fühlen sich viele Menschen von der Politik im Stich gelassen.
Aktivisten haben zu einer Trauer- und Protestkundgebung im Zentrum Beiruts aufgerufen. Damit wollen sie ihrem Ärger über die politische Elite Ausdruck geben. Viele Menschen fühlen sich bei den Aufräumarbeiten nach der Explosion am Hafen von der Regierung im Stich gelassen. Insgesamt wurden bei der Katastrophe mehr als 150 Menschen getötet und rund 5000 verletzt.
Große Geberkonferenz
Im Vorgeld einer großen Geberkonferenz, um Gelder für die zerstörte libanesische Hauptstadt zu sammeln, traf der Präsident der Europäischen Rates Charles Michel zu Gesprächen in Beirut ein:
"Mit meinem heutigen Besuch, mit der Anwesenheit am Ort der Explosion, sind meine Gedanken mehr als alles andere bei meinen libanesischen Freunden in Beirut und anderswo. Reformen sind unerlässlich, um die Regierungsführung zu stärken, um sicherzustellen, dass das Finanzsystem reformiert, dass die Korruption eingedämmt werden kann und dass entschlossene Maßnahmen gegen die Korruption ergriffen werden können. All das gehört zu den Verpflichtungen, die im Rahmen eines Dialogs mit der Europäischen Union sowie mit der internationalen Gemeinschaft wichtig sind".
Der Libanon könne sich auf die Solidarität der EU verlassen, twitterte Michel: "Nicht nur in Worten, sondern auch in konkreten Handlungen für das libanesische Volk."
Freiwillige helfen bei den Aufräumarbeiten am Krankenhaus der Rosenkranzschwestern in Beirut. In den vergangenen zwei Tagen verarzteten u. a. russische Sanitäter Dutzende Verletzte. Sie waren nach Beirut entsandt worden, um die örtlichen Behörden zu unterstützen. Russland schickte fünf Flugzeuge mit humanitärer Hilfe nach Beirut, zusammen mit rund 160 Sanitätern sowie Such- und Rettungsmannschaften.
Der Generalsekretär der Kataeb-Partei Nizar Najarian wurde beerdigt. Der Politiker war bei der gewaltigen Explosion, die große Teile der Stadt verwüstete, ums Leben gekommen. Die christliche Oppositionspartei kündigte den Rücktritt ihrer drei Mitglieder aus dem Parlament an.