Kabeljau vor dem Kollaps: Welche Rolle spielt der Klimawandel?

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Von Denis Loctier
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Im Bonus-Interview zur Ocean-Reportage erklärt ein Experte die Zusammenhänge.

In den Neunziger und frühen 2000er Jahren schien der Dorsch in der Ostsee und in der Nordsee durch eine Reihe von Maßnahmen vor dem Niedergang bewahrt worden zu sein, unter anderem durch die Senkung der Fangquoten. Doch später ging der Fischfang trotz geringen Fischereidrucks weiter zurück. Wissenschaftler sprechen von "massivem Reproduktionsversagen" der Bestände. Warum geht der Kabeljau-Bestand in europäischen Meeren weiter zurück, welche Rolle spielt der Klimawandel? Dr. Stefan Neuenfeldt, Leiter der Abteilung für Meeresökologie und Ozeanographie am Nationalen Institut für aquatische Ressourcen in Dänemark, erklärt die Zusammenhänge:

"Wir können die Frage, warum der Dorschbestand kollabiert, nicht wirklich beantworten. Aber wir beobachten, dass mehrere Dinge parallel geschehen, da können wir einen Bezug herstellen. Beispielsweise erwärmt sich die südliche Nordsee ziemlich stark. All diese Szenarien der globalen Erwärmung - zwei Grad innerhalb von hundert Jahren - bewegen sich auf einer sehr breiten räumlichen Skala. Konzentriert man sich auf die regionale Skala, vor allem in flachen Gebieten wie der Nordsee oder auch der Ostsee, die nur eine durchschnittliche Tiefe von 55 Metern hat, passiert die Erwärmung viel schneller.

Mit der steigenden Temperatur verändert sich das gesamte Ökosystem. Der Zeitpunkt der Algenblüte, und wann es kleine Lebewesen im Wasser gibt, vom denen sich Dorschlarven ernähren, hat sich verändert. Wir sind uns nicht mehr sicher, ob das Verhältnis zwischen der Nahrung für die Larven und diesen Blüten noch so gut aufeinander abgestimmt ist, dass sie tatsächlich zusammenwirken. Es könnte also eine Entkopplung stattgefunden haben.

In der Ostsee gab es eine Hypoxie-Periode, d.h. das Wasser, der Meeresboden wird schwarz, weil es keinen Sauerstoff mehr gibt. In der Folge gab es eine drastische Reduzierung aller Lebewesen, die auf dem Meeresboden leben und die auch als Nahrung für den Dorsch dienen. Der Fischereidruck war sicherlich auch ein Faktor. Ich bin nicht sicher, ob er immer noch ein Faktor ist. Es ist sehr schwierig, die Auswirkungen des Fischfangs und die Auswirkungen von Umweltveränderungen voneinander zu trennen. Und sehr oft greifen sie ineinander. Die allgemeine Lehrmeinung besagt, dass das Wichtigste für die Fortpflanzung dieses Bestands die Biomasse der Fische ist, die Eier legen können, die sogenannte Biomasse des Laich-Bestands. Was wir regulieren können, ist diese Biomasse. Alles, was danach passiert, liegt nicht in unserer Hand."

Journalist • Denis Loctier

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