Neue Warnung zur zweiten Welle von Covid-19: bald wieder Ältere betroffen

Im September in Barcelona
Im September in Barcelona Copyright Emilio Morenatti/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Kirsten Ripper mit AP, dpa
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Der Experte Lauterbach erklärt, in Spanien habe die zweite Welle schon auf Ältere übergegriffen. Auch die Gesundheitsbehörden in der Schweiz sehen diesen Trend.

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Viele Experten gehen davon aus, dass sich die Coronavirus-Lage in den kommenden Wochen verändern wird - und sie warnen davor, dass sich sehr wahrscheinlich auch wieder mehr ältere Menschen anstecken werden.

Auf Twitter erklärt der Virologe Karl Lauterbach, dass in Spanien die zweite Welle des Coronavirus "zuerst nur die Jüngeren betraf, innerhalb von 5 Wochen aber auch auf Ältere übergegriffen hat. Ähnlich in Marseille." Und der SPD-Gesundheitsexperte mahnt: "Das steht auch in Deutschland zu befürchten. Erst vier Wochen später wird dann die Sterblichkeit ansteigen."

Zudem wird befürchtet, dass sich die Coronavirus-Lage im Herbst mit sinkenden Temperaturen und mehr Erkältungskrankheiten weiter verschlimmert.

Wie El Pais berichtet, steigt die Zahl der Covid-19-PatientInnen in den Krankenhäusern vieler Regionen Spaniens wieder an - vor allem in Madrid, auf den Balearen, in La Rioja und in Castilla-La Mancha. Spanienweit seien derzeit 25 Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-PatientInnen belegt.

Für Marseille hatten die französischen Gesundheitsbehörden am Mittwoch beschlossen, die Zahl der Intensivbetten in den Krankenhäusern der Stadt um 17 zu erhöhen. 107 Covid-19-PatientInnen wurden allein in Marseille in Krankenhäusern behandelt, davon 23 intensivmedizinisch.

Zuletzt hatte es in Frankreich und in Spanien mehrmals über 8.000 bestätigte Neuansteckungen gegeben. In beiden Ländern werden aber auch mehr Menschen getestet als im Frühjahr.

Der Charité-Virologe Christian Drosten teilt einen Tweet zu Marseille, in dem die sich verändernde Altersstruktur der Infizierten dargestellt wird.

In Frankreich waren im Frühjahr besonders viele Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen an oder mit Covid-19 verstorben. Schon jetzt gilt in vielen Städten auch im Freien eine Maskenpflicht, allerdings halten sich bei weitem nicht alle daran.

Schweiz: "Trend hin zu älteren Menschen"

Warnungen vor Ansteckungen älterer Menschen kommen auch aus der Schweiz. An diesem Donnerstag hat Stefan Kuster, Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten des BAG, gesagt: "Wir sehen bei den Ansteckungen einen Trend hin zu älteren Menschen."

In einem Pflegeheim in Siviriez im Kanton Freiburg haben sich mehr als 50 Personen mit SARS-CoV-2 infiziert. Sieben BewohnerInnen sind gestorben, wie die Freiburger Gesundheits- und Sozialdirektion am Mittwoch mitteilte.

Es wurden insgesamt in der Schweiz mehr als 400 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet, in Österreich waren es gleichzeitig 664, in Deutschland 1.280.

In Italien sind ebenfalls wieder mehr Coronavirus-Neuansteckungen innerhalb von 24 Stunden gemeldet wordden - nämlich 1.597

Das Bundesamt für Gesundheit in der Schweiz benutzt eigenen Angaben zufolge derzeit nicht den Begriff der zweiten Welle. Diese gebe es erst bei einem exponentiellen Anstieg der Neuinfektionen. Allerdings sagt Kuster: "Die Altersverteilung ist anders als bei der ersten Welle. Dreiviertel der Fälle sind aktuell bei Personen unter 40 Jahren, 25 Prozent über 40 Jahre. Bei der ersten Welle war das noch umgekehrt."

"Im Moment sprechen wir nicht von einer zweiten Welle, sondern von einem langsamen, kontinuierlichen Anstieg." Fast die Hälfte der Fälle der Schweiz kommen aus den drei Kantonen Genf, Waadt und Zürich, so Kuster weiter. Auch in Freiburg seien die Zahlen steigend.

Am Mittwoch hatten das RKI und das Auswärtige Amt in Berlin die Kantone Genf und Waadt zu Risikogebieten erklärt und eine Reisewarnung ausgesprochen.

Inzwischen bessere Behandlung?

Karl Lauterbach meint, dass inzwischen auch unter älteren Infizierten die Sterblichkeit zurückgegangen sei. Das führt er vor allem auf bessere Erkenntnisse zum Coronavirus zurück.

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