Kampf gegen die 2. Welle in Europa: "Too little too late"?

Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat die italienische Regierung zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen die nationalen Vorschriften verschärft. Als Reaktion auf weiter steigende Zahlen im fünfstelligen Bereich werden Gymnasien ein späterer Unterrichtsbeginn und Fernunterricht verordnet.
Am Sonntag lag die Zahl der Neuinfektionen in Italien innerhalb von 24 Stunden bei 11.705 und damit nochmals höher als der Höchstwert vom Samstag.
Italienische Bürgermeister erhalten künftig die Befugnis, belebte öffentliche Bereiche nach 21 Uhr zu schließen.
Die Sperrstunde um Mitternacht für Restaurants und Bars mit Tischservice bleibt erhalten. Lokale ohne Sitzgelegenheiten müssen um 18 Uhr den Srervice einstellen. Eingeschränkt wird auch die Größe der erlaubten Gruppen.
Giuseppe Conte spricht von neuer Strategie und will neuen Lockdown vermeiden
Ministerpräsident Giuseppe Conte rief die rund 60 Millionen Bürgerinnen und Bürger zu "maximaler Vorsicht" auf: "Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir müssen reagieren, indem wir alle notwendigen Maßnahmen in die Tat umsetzen, um einen neuen Lockdown zu vermeiden. Italien kann es sich nicht erlauben, zu einem weiteren Stopp zu kommen, der die gesamte Wirtschaft ernsthaft gefährden würde."
"Too little too late" in der Schweiz?
Auch die Schweiz verschärft Maßnahmen angesichts der über Europa hereinbrechenden zweiten Infektionswelle. Die Maskenpflicht gilt ab sofort auch in öffentlich zugänglichen Räume wie Geschäften, Restaurants und Museen.
Versammlungen in der Öffentlichkeit sind auf 15 Personen begrenzt. Die Maskenpflicht wurde auf Bahnhöfe, Flughäfen und alle Haltestellen ausgedehnt.
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sagte, die Lage sei ernst.
Bei Blick.ch meint der Epidemiologe Andreas Cerny, die Maßnahmen der Regierung seien "too little too late".
Tatsächlich meldete das Krankenhaus von Schwyz seit der vergangenen Woche Probleme. Dabei fehlt es bei einer möglichen steigenden Zahl von Covid-19-Patienten in der Schweiz nicht an Intensivbetten, sondern an Fachpflegekräften. Eine ähnliche Lage beklagen Beschäftigte im Gesundheitsbereich in Deutschland.
4.325 Neuinfektionen in Deutschland an diesem Montag
An diesem Montagmorgen - nach dem Wochenende mit dem alarmistischen Appell der Kanzlerin - meldet das Robert Koch-Institut 4.324 Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland. Das sind zwar weniger als an den Tagen zuvor, aber viele für einen Montag und deutlich mehr als vor einer Woche.
Tiefe Sorgenfalten gibt es auf der Hamburger Reeperbahn. Alle Gaststätten in der Hansestadt müssen seit Samstag zwischen 23 Uhr und fünf Uhr morgens schließen. Am Wochenende stellte die Polizei nur wenige Verstöße fest.
Christian Schnell, der Geschäftsführer von "Susi's Show Bar" meint:
"Die Politik muss sich auf jeden Fall etwas einfallen lassen, um die Gastronomen hier zu unterstützen, denn, ich meine, hier mit einem solchen Laden hat man enorme laufende Kosten. Um ihn zu eröffnen, muss man jeden Tag eine Menge Geld aufbringen. Also für uns wird es jetzt eine sehr schwierige Zeit."
Proteste in Tschechien trotz extrem hoher Corona-Zahlen
In Tschechien wurden am Freitag 11.105 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet - in einem Land mit 10,7 Millionen Einwohnern. Nach Angaben der EU-Agentur ECDC gab es eine 14-Tage-Inzidenz von 828,4 pro 100 000 Einwohnern. Das war der höchste Wert aller EU-Mitgliedstaaten.
Im Zentrum von Prag demonstrierten Tausende Menschen gegen Restriktionen wie die neu eingeführte Tragepflicht von Masken, die im Rahmen des nationalen Notstands gelten. Die maximal erlaubte Teilnehmerzahl von 500 Menschen wurde damit deutlich überschritten.
Bei der Auflösung der Kundgebung kam es zu Ausschreitungen gewaltbereiter Fußball- und Eishockeyfans.
Sie hatten gegen die seit dem 12. Oktober und für zwei Wochen geltende Absage aller nationalen Sportveranstaltungen protestiert.
Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Hooligans auseinanderzutreiben. Ein Dutzend Randalierer kam in Polizeigewahrsam. Nach Behördenangaben wurden 20 Menschen verletzt.