Wahlsieger Luis Arce sprach von einer Rückkehr Boliviens zu Demokratie und Hoffnung.
In Bolivien hat der linke Kandidat Luis Arce laut Nachwahlbefragungen die Präsidentschaftswahlen gewonnen. Das offizielle Ergebnis soll erst in einigen Tagen vorliegen. Doch der ehemalige Wirtschaftsminister des geflohenen Ex-Präsidenten Evo Morales hat einen großen Vorsprung.
Morales war 2005 als erster Indigener zum Präsidenten gewählt worden. Da er selbst nicht antreten durfte, hatte er Arce für seine sozialistische Partei ins Rennen geschickt. Jetzt meldete sich Evo Morales aus Argentinien zu Wort: "Alle Ergebnisse deuten auf einen Sieg des Movimento al Socialismo hin - dem Instrument der Souveränität des Volkes."
Luis Arce: der Mann hinter Boliviens Wirtschaftswunder
Der 57-jährige Luis Arce hat Wirtschaftswissenschaften studiert, er gilt als der "Mann hinter Boliviens Wirtschaftswunder". Unter Morales hatte Arce 2006 die Ölindustrie verstaatlicht und das Bruttoinlandsprodukt vervierfacht. Der Anteil der Armen in Bolivien ging damals deutlich zurück.
Die konservative Interims-Präsidentin Jeanine Anez hatte sich aus der Kampagne zurückgezogen. Sie hat Luis Arce bereits zu seinem Wahlsieg gratuliert. Anez' Popularität war in den vergangenen Monaten immer weiter zurückgegangen.
Der langjährige Morales-Widersacher und Ex-Präsident Carlos Mesa kommt offenbar nur auf etwa 30 Prozent der Stimmen. Der Schriftsteller hatte im Wahlkampf eine Annäherung Boliviens an die USA und an Jair Bolsonaro in Brasilien vorgeschlagen.
Vor einem Jahr war die Wahl nach Manipulationsvorwürfen annulliert und Evo Morales zum Rücktritt gezwungen worden. Wahlsieger Arce sprach jetzt von der Rückkehr Boliviens zu Demokratie und Hoffnung.
Die Wahl fand mit Corona-Regeln statt, wohl auch deswegen bildeten sich lange Schlangen vor den Wahlbüros. 7,3 Millionen Menschen waren zur Stimmabgabe aufgerufen.