Covid-19 in der Schweiz außer Kontrolle? Spahn meldet sich mit Video

Vor der Sperrstunde in Berlin
Vor der Sperrstunde in Berlin Copyright Markus Schreiber/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Kirsten Ripper mit dpa, AP
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Offenbar gibt es Meinungsverschiedeheiten in der Regierung der Schweiz. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach meint, die derzeit getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Deutschland reichten nicht aus.

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Trotz der Warnungen von Expertern, die schweizweit strengere Regeln fordern, will die Regierung in Bern erst am Mittwoch über weitere Bechränkungen entscheiden. Am Freitag hatte das Bundesamt für Gesundheit mit 6592 Neuinfektionen an einem Tag einen neuen Allzeit-Höchstwert verzeichnet. In den Medien geht die Frage um, ob die Corona-Lage noch unter Kontrolle ist.

Schafft die Schweiz das?

Der Schweizer "Blick" fragt zu den dramatisch hohen Coronavirus-Fallzahlen in der Schweiz "Schaffen wir das?" Das Nachrichtenportal 20 Minuten hat eine Umfrage unter den Nutzerinnen und Nutzern gestartet, deren Frage lautet "Hat die Schweiz die Corona-Lage noch im Griff?"

Offenbar ist sich die Regierung nicht einig über das weitere Vorgehen. Dazu schreibt Blick.ch an diesem Sonntag: " Innerhalb des Bundesrats gehen die Meinungen, wie mit der Corona-Krise umzugehen sei, diametral auseinander. Die einzelnen Regierungsmitglieder trennen nicht nur 1,5 Meter Sicherheitsabstand, sondern Welten. Die beiden Pole markieren Viola Amherd (58, CVP) und Ueli Maurer (69, SVP). Der Finanz­minister warnte in der vergangenen Wochen davor, in «Hysterie» zu verfallen, er möchte am liebsten gar nichts unternehmen. Dem­gegenüber plädierte die Verteidigungsministerin am Mittwoch, wie bundesratsnahe Quellen berichten, für eine «Ausgangssperre»."

Die 14-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen liegt in mehreren Schweizer Kantonen höher oder genauso hoch wie in den Regionen in Frankreich, in denen nächtliche Ausgangssperren gelten und über weitergehende Schritte diskutiert wird.

Mehrere Mitglieder der Schweizer Covid-19-Taskforce kritisieren die Regierenden in den sozialen Medien und verlangen ein härteres Durchgreifen zur Eindämmung der Pandemie. "Wir haben keine Zeit mehr abzuwarten; Enoug is enough", schreibt die Professorin für Epidemiologie der Universität Bern, Nicola Low, auf Twitter. Sie stellt sich damit hinter den Taskforce-Chef Martin Ackermann, der auf der Pressekonferenz am Freitag gesprochen hatte.

Lockdown in Deutschland in wenigen Wochen?

In Deutschland fordert SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in einem Interview mit BILD AM SONNTAG weitergehende Maßnahmen. "Wenn es uns in den kommenden zwei bis drei Wochen nicht gelingt, die persönlichen Kontakte zu beschränken, werden die Zahlen in wenigen Wochen so stark gestiegen sein, dass uns nur noch ein neuer Lockdown bleibt." meint der Mediziner.

Jens Spahn meldet sich mit Video

Auf Facebook hat der deutsche Gesundheitsminister, der an Covid-19 erkrankt ist und sich in häuslicher Quarantäne befindet, mit einem Video zu Wort gemeldet. Der 40-Jährige zeigt, dass es ihm soweit gut geht. Aber Spahn fordert dazu auf, das Coronavirus nicht zu verharmlosen und die Abstandsregeln einzuhalten.

Inzidenz in München über 100

Die Stadt München hat an diesem Sonntag die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 überschritten. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Sonntagmorgen für bayrische Landeshauptstadt einen Wert von 100,6 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Damit steht die Corona-Ampel auf Dunkelrot und ab Montag gelten weitere Einschränkungen.

So darf ab 21 Uhr kein Alkohol mehr verkauft werden. Die Stadt München informiert in den sozialen Medien über die nuen Regeln.

Am Samstag hatte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in ihrem wöchentlichen Podcast ihren Aufruf, die Abstandsregeln zu beachten und Kontakte einzuschränken wiederholt. Wirtschaftsminister Peter Altmaier hatte gleichzeitig erklärt, Bund und Länder müssten jetzt entschieden handeln. Deutschland könne sich nicht länger Flickenteppiche von Regelungen leisten, man müsse eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus verhindern.

"Unausweichliche Tragödie, wenn wir nicht handeln"

FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann wirft Karl Lauterbach vor, er setze nur auf Angstmachen und fordert stattdessen eine neue Präventions- und Teststrategie.

Darauf antwortet Lauterbach: "Ich mache keine Angst sondern beschreibe die gerade für uns Ärzte erkennbar unausweichliche Tragödie, wenn wir nicht handeln. Mit insgesamt 2-3 Mio Tests pro Woche, inkl. Antigentests, ist diese Welle leider, mit aller Intelligenz, nicht zu brechen.

Angela Merkel hatte vor einigen Wochen vor einer Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland wie in Frankreich und vor bis zu 20.000 täglichen Neuinfektionen an Weihnachten gewarnt. In Frankreich werden derzeit mehr als 40.000 positive Tests pro Tag registriert.

Weitere Quellen • BLICK, 20Min

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