Das von einem Mitpatienten gedrehte Video eines 84-Jährigen, der in einem Krankenhaus in Neapel neben einem Warteraum tot in der Toilette lag, erregt inzwischen weltweit die Gemüter.
Das Video aus dem Cardarelli-Krankenhaus in Neapel geht inzwischen um die Welt. Da darauf ein Toter zu sehen ist, wird es von vielen Medien nicht gezeigt. In Italien war es vor allem verpixelt zu sehen. - und hat einen Aufschrei ausgelöst. In der Debatte geht es um das italienische Gesundheitssystem in der zweiten Welle des Coronavirus - und darum, war man auf Videos zeigen darf.
Das Video hatte ein Mitpatient auf Facebook gepostet, um die Zustände aufzuzeigen. Zu sehen ist ein älterer Mann, der vor einem Waschbecken in der Toilette neben einem Warteraum auf dem Boden liegt - der 84-Jährige ist dort offenbar allein gestorben. Im Warteraum herrscht Chaos, zahlreiche Patientinnen und Partienten warten - zum Teil in Krankenhaus-Betten - auf eine Behandlung.
Insgesamt sind in Italien 44.139 Menschen an oder mit Covid-19 verstorben - 550 in den vergangenen 24 Stunden. Die Zahl der Neuinfektionen ist in den vergangenen Tagen trotz Teil-Lockdown weiter gestiegen - auf über 40.000 innerhalb von 24 Stunden.
Neapel ist die Hauptstadt der Region Kampanien, die neben der Toskana als "Rote Zone" mit veschärften Einschränkungen eingestuft wurde.
"Die Bilder des Patienten, der im Cardarelli-Krankenhaus in Neapel tot gefunden wurde, sind schockierend", schrieb Außenminister Luigi Di Maio - der aus Süditalien kommt - auf Facebook. "In Neapel und in vielen Teilen Kampaniens ist die Situation außer Kontrolle." Es gebe Berichte über Menschen in der Region am Golf von Neapel, die im Auto auf Parkplätzen behandelt würden. Andere müssten viel zu lange auf ihren Transport ins Hospital warten, erklärte er.
Di Maio gehöre doch selbst zur Regierung, die für die Zustände verantwortlich sei, schreiben Internet-Nutzer zur Kritik des Ministers.
Die Familie des Patienten hat sich im Fernsehen über die Behandlung des 84-Jährigen beklagt.
Das Cardarelli-Krankenhauses untersucht den Tod des Patienten. Das Hospital arbeite zwar unter starkem Druck, aber die Lage sei nicht außer Kontrolle, hieß es. Klinik-Direktor Giuseppe Longo versicherte, alle Patienten könnten angemessen behandelt werden. Regionalminister Francesco Boccia sagte, die Video-Bilder seien beschämend für alle Verantwortlichen. Zugleich wies er in einem TV-Interview im Sender La7 darauf hin, dass zu viele Menschen mit leichten Corona-Symptomen ins Krankenhaus kämen, statt sich zu Hause auszukurieren.