Mutiertes Coronavirus bei Nerzen: Wie groß ist die Gefahr?

Dieser Nerz ist vermutlich nicht mehr am Leben: In Dänemark sollten alle 14 Millionen Tiere im Land gekeult werden.
Dieser Nerz ist vermutlich nicht mehr am Leben: In Dänemark sollten alle 14 Millionen Tiere im Land gekeult werden. Copyright Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix
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Von euronews
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Könnten Nerze eine Immunisierung gegen das Coronavirus erschweren? Gefürchtet wird, dass sich eine mutierte Version verbreitet.

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Seit Monaten wartet die Welt auf den Durchbruch beim Coronavirus-Impfstoff und mittlerweile ist Hoffnung in Sicht. Mehrere Hersteller haben eigenen Angaben zufolge ein wirksames Mittel entwickelt. Noch im Dezember könnten die ersten Menschen geimpft werden. Doch was, wenn man die Ausbreitung des Coronavirus dadurch gar nicht stoppen kann, weil immer wieder Mutationen auftreten, gegen die ein bestimmer Impfstoff nicht hilft?

Seit Wochen sorgt dieses Schreckensszenario für Aufregung. Grund ist die Übertragung des Coronavirus von Nerzen auf Menschen. Erste Fälle gab es bereits im Frühjahr in den Niederlanden. Im November ordnete die dänische Regierung die Tötung aller 14 Millionen Nerze im Land an, da sich über 200 Menschen mit einer Coronavirusvariante infiziert hatten, die zuerst bei den Tieren auftrat. Auch in Italien, Spanien, Schweden, Frankreich und den USA wurde SARS-CoV2 auf Pelzfarmen nachgewiesen und nun gibt es erste Fälle in Polen.

Wie gefährlich sind Mutationen?

Seit dem Covid-19 2019 erstmals bei Menschen festgestellt wurde, ist das neuartige Coronavirus laut der EU-Gesundheitsbehörde ECDC mindestens 20 mal mutiert. Die meisten dieser Mutationen hätten das Virus kaum verändert oder es sogar geschwächt. Es gibt aber auch Mutationen, die schwerwiegender sind und sich in einem neuen Wirt mit anderen biologischen und genetischen Voraussetzungen anpassen und weiterentwickeln. Wenn das Virus dann wieder auf den ursprünglichen Wirt übertragen wird, kann es stärker und anpassungsfähiger sein. Es könnte also sein, dass eine Immunisierung etwa durch eine Impfung gegen diese mutierte Form des Virus nicht wirkt.

Gibt's auch gute Nachrichten?

WissenschaftlerInnen wissen bisher nicht, ob die aufgetretenen Mutationen tödlichere Versionen des Virus sind. Laut der ECDC waren die Symptome bei den Menschen, die sich über Nerze infizierten, nicht schlimmer als bei denjenigen, die sich anders infizierten. Zudem ist die Nerzaufzucht ein relativ kleiner Wirtschaftszweig, so dass eine massenhafte und grenzüberschreitende Verbreitung des Virus über die Tiere unwahrscheinlich ist. Deswegen bewertet die ECDC das allgemeine Risiko für die Bevölkerung als gering.

Während der Ausbruch in Dänemark relativ groß war, blieb er in Italien klein: Ein Nerz infizierte sich. Keiner der 1500 weiteren Tiere, die getestet wurden, waren positiv. Und auch TierschützerInnen freuen sich: In Dänemark soll die Nerzhaltung bis Ende 2021 generell vorläufig verboten werden. In den Niederlanden wurde die Einführung des Verbots von 2024 auf April 2021 vorgezogen.

Und die schlechten Nachrichten?

Im schlimmsten Fall entwickeln sich immer neue Mutationen von SARS-CoV-2 und die Forschung kommt mit der Entwicklung eines Impfstoffs zur Immunisierung nicht hinterher, so dass die Krankheit bleibt.

Warum Nerze?

Das höchste Risiko zu einer SARS-CoV-2-Infektion besteht bei Katzen, Löwen, Tigern, Frettchen, Nerzen, beim Syrischen Goldhamster und beim Nilflughund. Der Grund für die rasche Ausbreitung des Virus unter Nerzen ist vermutlich die intensive Haltung der Nutztiere in Dänemark. Das Königreich ist mit 1600 Farmen Weltmarktführer bei der Produktion von Nerzfellen.

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