Wiener Terroranschlag: Angehörige und Opfer verklagen Staat

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Vier Monate nach dem Terroranschlag in Wien herrscht immer noch große Trauer aber auch Wut.

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Vier Monate nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt herrscht immer noch große Trauer aber auch Wut. Mehrere Terroropfer verklagen die österreichische Republik auf Schmerzensgeld - denn der Geheimdienst hat im Vorfeld des Attentats gravierende Fehler begangen. 

Auch die 19-jährige Wendy möchte Schadenersatz von der Regierung. In ihrem ersten Fernsehinterview erzählt uns die Studentin vom tragischen Tod ihres Vaters: "Er hat versucht, sich in Deckung zu begeben, nachdem er die Schüsse gehört hat. Er hat aber noch versucht, die Türe zu zusperren. Und da hat der Terrorist eine Bewegung gesehen, weil wir Glastüren haben und hat direkt reingeschossen. Bis jetzt sieht man noch die Einschusslöcher. Und mein Vater ist direkt in dem Augenblick verstorben."

Wendys Anwalt Karl Newole, der auch 16 weitere Opfer vertritt, fordert einen Entschädigungsfonds in der Höhe von 1,5 Millionen Euro, notfalls mithilfe einer Sammelklage. "Man wird auf den bürokratischen Weg verwiesen, man muss allerhand Zettel ausfüllen und bekommt 2.000 Euro in die Hand gedrückt", so Newole. "Es werden Gedenksteine enthüllt, es werden Gesetzesinitiativen angekündigt. Aber denen, die wirklich die Leidtragenden sind des ganzen schrecklichen Attentats, denen wird nicht effektiv geholfen."

"Es geht mir nur darum, dass der Staat endlich mal was sagt"

"Es geht mir nicht um das Geld", sagt Wendy. "Es geht mir nur darum, dass der Staat endlich mal was sagt, also irgendetwas macht, anstatt nur: 'Wir tun einen Gedenkstein hin und das war's. Wir schweigen es zu Tode.'

Die zuständigen Minister für Inneres und Justiz haben auf das Ansuchen der Opfer bisher nicht reagiert, so Anwalt Karl Newole. Auch gegenüber euronews gab es von der Regierung keinen Kommentar.

Dabei ist die fehlerhafte Terrorbekämpfung vonseiten des Staates bereits vor drei Wochen öffentlich gemacht worden. Franz Merli von der Untersuchungskommission nennt ein Beispiel: "Es ist ein Dschihadisten-Treffen in Wien beobachtet worden, im Sommer, und da war unser Täter dabei, aber auch daraus sind keine Auswertungen gezogen worden und es ist viel zu spät in die Risikobewertung einbezogen worden."

Auch zwei mutmaßliche Mittäter sollen an diesem Dschihadisten-Treffen teilgenommen haben. Gegen sie wird nun wegen Gehilfenschaft zu Mord ermittelt. Aber auch der österreichische Geheimdienst selbst ist nun Gegenstand von Untersuchungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mindestens zwei Geheimdienstbeamte vom Wiener LVT. Laut der Vorsitzenden der Untersuchungskomission sind diese Ermittlungen aber ein Irrläufer - die ganze Sache werde auf dem Rücken dieser Beamten ausgetragen.

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