Sie gingen ihrer Arbeit nach, in einer kleinen Fabrik für Sonnenblumenöl. Dann plötzlich standen schwer bewaffnete Soldaten in der Tür und durchsuchten das Gebäude. Die Erklärung: ein NATO-Manöver nebenan und eine folgenreiche Verwechslung.
Militärmanöver finden in genau begrenzten, eher unbewohnten Gebieten statt, um genug Abstand zwischen SoldatInnen und Bevölkerung zu bringen. In Bulgarien wurden nun offenbar Grenzen überschritten.
Während eines NATO-Manövers in Bulgarien haben US-Soldaten diese Produktionsstätte für Sonnenblumenöl im Süden des Landes gestürmt. So der Vorwurf des Besitzers, der gegen die Verantwortlichen nun Klage eingereicht hat. Ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen wollte, schildert den Vorfall vom 11. Mai, der durch einen Überwachungskamera des Unternehmens aufgezeichnet wurde.
"Ich fühle mich erniedrigt"
“Wir waren hinten und haben gearbeitet. Die anderen sagten mir, dass Soldaten eingedrungen seien. Ich sah dann, wie sie Maschinengewehre auf uns richteten. Wir hatten Angst und ich bin gerannt. Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte“, so der Angestellte.
Kläger ist Marin Dimitrow, Inhaber des Unternehmens KIM Engineering:
“Ich fühle mich angegriffen und erniedrigt. Als ob wir Banditen wären, Kriminelle, obwohl wir ja nur unserer Arbeit nachgegangen sind.“
In einer Mitteilung hat die US-Armee bestätigt, dass Soldaten ein Gebäude in der Nähe eines Flugplatzes durchsucht hätten. Sie seien davon ausgegangen, dass der Bau Teil des Trainingsgeländes sei. Dann aber sei deutlich geworden, dass es sich um ein privat geführtes Unternehmen gehandelt habe.
US-Soldaten simulierten Erstürmung
Der bulgarische Staatspräsident Rumen Radew bezeichnete den Vorfall als inakzeptabel.
Das Manöver Swift Response 21 fand im Mai in Estland, Rumänien und Bulgarien statt. Soldaten der 173. US-Luftlandetruppe (Airborne Brigade) simulierten dabei die Erstürmung eines stillgelegten Flugplatzes im Süden Bulgarien.