Bachmann-Preis: Deutsch-Iranerin Nava Ebrahimi (43) erhält Literaturauszeichnung

Die freudige Preisträgerin Nava Ebrahimi
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Der Preis der 45. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt geht an Nava Ebrahimi. Ihr Text handelt von der Flucht eines schwulen Tänzers.

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Sie ist im Iran geboren, in Deutschland aufgewachsen und lebt in Österreich: Nava Ebrahimi ist die diesjährige Trägerin des Bachmannpreises für deutschsprachige Literatur. Ausgezeichnet wurde sie für ihren Text "Der Cousin", die Fluchtgeschichte eines schwulen Tänzers. Dieser "komplizierte und schwierige" Text behandle auch eine der aktuellen Kernfragen, nämlich wie viel Show brauche es, damit Botschaften überhaupt noch wahrgenommen würden, hieß es von der Jury.

Der von der österreichischen Stadt Klagenfurt verliehene Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und erinnert an die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973). Vierzehn Autorinnen und Autoren haben an dem Wettlesen teilgenommen, darunter sieben aus Deutschland. Er gilt als einer der wichtigsten Preise für deutschsprachige Literatur.

Vier weitere Preise für junge AutorInnen

Neben dem Hauptpreis gibt es weitere vier Auszeichnungen:

Der mit 12.500 Euro dotierte Deutschlandfunk-Preis geht an Dana Vowinckel für ihren Text "Gewässer im Ziplock".

Der mit 10.000 Euro dotierte Kelag-Preis an Necati Öziri für "Morgen wache ich auf und dann beginnt das Leben". Öziri gewann zudem auch den mit 7.000 Euro dotierten BKS Bank-Publikumspreis.

Der mit 7.500 Euro dotierte 3-Sat-Preis giing an Timon Karl Kaleyta für seinen Text "Mein Freund am See".

Sado-Maso-Wettbewerb mit Bluteinsatz

Der Bachmann-Preis zeichnet sich dadurch aus, dass die AutorInnen wie in einer Art Castingshow 25 Minuten lang ihre unveröffentlichten Texte vorlesen und anschließend von einer Jury beurteilt werden. Die gesamte Lesung wird gefilmt und im Fernsehen übertragen. Einer der prominentesten Jury-Mitglieder war Marcel Reich-Ranicki. Der 2013 verstorbene Kritiker schonte die AutorInnen nicht. 1977, im ersten Jahr des Wettbewerbs verriss er den Text von Karin Struck nach deren Lesung mit folgenden Worten: "Wen interessiert es, was Frauen denken, was sie fühlen, während sie menstruieren? Das ist keine Literatur, sondern ein Verbrechen." Die Autorin verließ daraufhin unter Tränen das Studio. Auch deswegen machte sich das Klagenfurter Preislesen einen Namen als "Sado-Maso-Wettbewerb".

Auch die AutorInnen sorgten immer mal wieder für Skandale. So Rainald Goetz, der sich 1983 bei seiner Lesung die Stirn mit einer Rasierklinge aufschlitzte, als er die Worte "Ihr könnt's mein Hirn haben" las. Er setzte die Lesung mit bluttropfender Stirn fort.

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