10 Kinder von IS-Dschihadisten nach Belgien geholt - Mütter verhaftet

Kinder im Lager al-Hol in Syrien - ARCHIV
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Von Euronews mit AFP
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In den Lagern in Syrien leben noch viele Familien von IS-Dschihadisten aus Europa.

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Belgien hat zehn belgische Kinder - deren Väter mutmaßlich IS-Dschihadisten sind - und sechs Mütter aus Lagern in Syrien heimgeholt, das hat die Bundesanwaltschaft in Brüssel in einer Erklärung bestätigt. "Ein von der belgischen Regierung gechartertes Flugzeug landete am Freitagabend um 21.20h auf dem Militärflughafen von Melsbroek", hieß es in der Mitteilung.

"An Bord waren 6 belgische Frauen und 10 Kinder, die direkt aus dem Lager Al Roj im Nordosten Syriens kamen." Es ist offenbar die größte Operation dieser Art, die von den belgischen Behörden seit dem Niedergang des sogenannten "Islamischen Staat" im Jahr 2019 organisiert wurde.

Die erwachsenen Frauen, "die auf ihren Wunsch hin zurückgeholt wurden", seien bei ihrer Ankunft verhaftet worden, sagte die Bundesanwaltschaft. "Sie wurden in verschiedene Gefängnisse verlegt", hieß es in der Erklärung. Fünf von ihnen waren von belgischen Gerichten in Abwesenheit zu Haftstrafen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt worden. Gegen die sechste liegt ein Haftbefehl wegen desselben Vergehens vor.

Die Frauen sind die Mütter der nach Belgien ausgeflogenen Kinder, die zwischen 8 und 2 Jahre alt sind. "Zunächst wird die physische und psychische Gesundheit dieser Kinder, die seit langer Zeit unter schwierigen Bedingungen in Syrien leben, in einem Krankenhaus überprüft", erklärte die Staatsanwaltschaft. "Dann wird von Fall zu Fall ein angemessener Rahmen geschaffen. Die betroffenen Familien wurden persönlich über die Rückkehr ihrer Angehörigen informiert, nachdem das Flugzeug in Erbil gestartet war."

Deutsche Mütter mit etwa 150 Kindern im Lager Al-Roj

Nach Recherchen des Deutschlandfunk halten sich etwa 50 deutsche Frauen und 150 Kinder allein im Lager Al-Roj - einem Anbau des Lagers Al-Hol - im Norden von Syrien auf. Die britische Hilfsorganisation "Reprieve" geht davon aus, dass sich 680 europäische Kinder unter unmenschlichen Bedingungen in diesen Lagern befinden.

Besonderes Aufsehen hatte der Fall von Shamima Begum erregt, der britische Gerichte eine Rückkehr ins Land, das sie als 15-jährige Schülerin verlassen hatte, verweigerten.

Ministerpräsident Alexander De Croo dankte den irakischen, kurdischen und lokalen nordostsyrischen Behörden für ihre Zusammenarbeit. "Die Priorität war immer, die Kinder in Sicherheit zu bringen", betonte De Croo.

Im März hatte Ministerpräsident Alexander De Croo versprochen, er werde "alles tun", um Kinder unter 12 Jahren heimzubrinen.

Er betonte die Notwendigkeit, das "Wohlergehen" dieser Kinder inmitten einer sich verschlechternden humanitären und Sicherheitslage in den Lagern im Nordosten Syriens zu berücksichtigen.

Es sei auch eine Frage der Sicherheit" für Belgien, sagte De Croo. Die belgischen Anti-Terror-Behörden meinen, es sei viel einfacher, die Rückkehrer zu überwachen, wenn sie sich auf belgischem Boden befinden.

Mehr als 400 Belgier haben sich nach Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 den Reihen dschihadistischer Organisationen an - neben Frankreich eine der größten Zahlen in Europa. Schätzungen zufolge halten sich noch etwa 40 belgische Minderjährige in syrischen Lagern auf.

Viele europäische Regierungen sind sehr zurückhaltend, ihre oft radikalisierten Bürgerinnen und Bürger zurückzunolen. Frankreichs Politik besteht im Prinzip darin, französische Kinder ins Land zu bringen, während ihre Eltern in Syrien bleiben müssen, um sich der lokalen Justiz zu stellen.

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