Zum letzten Mal vor den Bundestagswahlen stellt sich Angela Merkel den Fragen der Hauptstadtjournalist:innen.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Versäumnisse beim Klimaschutz eingestanden. Merkel nahm in Berlin bei ihrer wohl letzten Sommerpressekonferenz als Kanzlerin zu aktuellen und vergangenen Themen aus ihren vier Amtszeiten Stellung. Seit dem sie 1994 Umweltministerin wurde, habe sie gegen den Klimawandel gearbeitet. In ihrer Zeit als Bundeskanzlerin sei der Anteil der Erneuerbaren Energien von 10 auf 40 Prozent gestiegen, seit 1990 seien die Co2-Emissionen um 40 Prozent reduziert worden. Trotzdem sehe sie, dass das man schneller werden müsse.
"Es ist einiges passiert, wir sollten nicht so tun, als wenn nichts passiert wäre", so Merkel. "Aber gemessen an dem Ziel, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad oder möglichst nah an 1,5 Grad zu halten, sei nicht ausreichend passiert. "Deswegen muss das Tempo angezogen werden."
Merkel appelliert an Impfbereitschaft
Merkel stellte die Bevölkerung zudem auf gemeinsame Kraftanstrengungen bei der Bewältigung der Flutkatastrophe ein. Es werde einen langen Atem brauchen. In den nächsten Tagen und Wochen werde mit den Ministerpräsidenten der Länder über einen gemeinsamen Aufbaufonds gesprochen. Bund und Länder brachten gestern 400 Millionen Euro Soforthilfe auf den Weg.
In der Corona-Pandemie rief die Kanzlerin die Menschen wegen wieder steigender Infektionszahlen dazu auf, sich impfen zu lassen: "Wir wollen alle unsere Normalität zurück. aber diese Normalität erhalten wir nicht allein, die erhalten wir nur als Gemeinschaft zurück. Und dazu brauchen wir deutlich mehr Impfschutz."
Merkel lobte zudem die Einigung mit der US-Regierung zur umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2, auch wenn diese nicht alle Differenzen überwinde. In dem Text sichert Deutschland zu, Russland für mögliche Aggressionen im Kontext mit dem Energieprojekt zu bestrafen.
Zudem bekräftigte Merkel ihre Unterstützung für die sogenannten Ortskräfte der Bundeswehr in Afghanistan. Wer ab 2013 für Deutschland gearbeitet habe, solle die Möglichkeit erhalten, nach Deutschland zu kommen.
Nachholbedarf bei der Digitalisierung
Kanzlerin Angela Merkel hat die künftige Bundesregierung zu Reformbereitschaft aufgerufen, damit Deutschland im internationalen Wettbewerb weiter mithalten kann. «Wir sind ein starkes Land», sagt die CDU-Politikerin. "Aber wir haben an einigen Stellen wirklich zu tun, um den hohen Standard, den wir haben, auch aufrecht zu erhalten." Konkret müsse Deutschland bei der Digitalisierung besser werden. "Es geht zum Teil sehr langsam", so Merkel. "Das mag damit zusammenhängen, dass wir eine recht gute Verwaltung haben, die glaubt, auch ohne Digitalisierung weiter gut arbeiten zu können." Nötig sei hier ein "großer Kraftakt" von Bund, Ländern und Kommunen.