Rumänien: Polizei untersucht FakeNews über leeres Covid-Krankenhaus

Im Bagdasar-Arseni Krankenhaus in Bukarest, Rumänien.
Im Bagdasar-Arseni Krankenhaus in Bukarest, Rumänien. Copyright Andreea Alexandru/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
Von Euronews
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In Rumänien und im benachbarten Bulgarien werden die niedrigen Impfraten teilweise auf die Verbreitung von Falschinformationen zurückgeführt.

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Die rumänische Polizei ermittelt im Fall einer falschen Behauptung über ein Covid-19-Krankenhaus. Die provisorische Klinik in der nordöstlichen Stadt Piatra-Neamț sei leer, es gäbe dort keine Patienten, suggeriere ein irreführendes Video auf Facebook. Dabei ist die Infektionslage im Land dramatisch und die Krankenhäuser überlastet. 

Mitarbeiter:innen des Gesundheitszentrums hatten in der vergangenen Woche gegenüber Euronews erklärt, dass die Angaben im Internet falsch seien und die Behörden aufgefordert, die Sache zu untersuchen. Die Polizei hatte erklärt, dass sie Untersuchungen einleiten und "notwendige rechtliche Maßnahmen" ergreifen wolle.

Fakenews über Covid-19 und Impfungen waren zuletzt für den massiven Anstieg der Infektionen in Rumänien verantwortlich gemacht worden. In der vergangenen Woche verzeichnete Rumänien eine Rekordzahl von knapp 20.000 Neuinfektionen und mehr als 500 Todesfälle pro Tag. 

Das Krankenhaus ist "voll mit Covid-19-Patienten"

In dem am 14. Oktober gedrehten Facebook-Live-Video filmt ein Nutzer, wie er sich dem Krankenhaus in Piatra-Neamț nähert. Im Innenhof stehend, behauptet der Nutzer, dass die Betten im Krankenhaus leer seien. Der Beitrag wurde mehr als 3.400 Mal geteilt.

Die Krankenhausleitung sagte gegenüber Euronews, dass am 14. Oktober 26 Betten mit Patient:innen belegt waren, die sich alle in einem ernsten Zustand befunden haben und intubiert werden mussten. 

"Diese Person und diese Gruppe verbreiten falsche Nachrichten über das Modul (gemeint: das modulare, provisorische Krankenhaus; Anm. der Redaktion) von Piatra-Neamț", erklärte Oana Gheorghiu, Mitbegründerin der NGO Daruieste Viata, die rumänische Krankenhäuser unterstützt. "Es ist seit dem ersten Tag seiner Eröffnung mit Covid-19-Patienten belegt", sagte sie auf Facebook.

In einer Erklärung an Euronews bestätigte die rumänische Regionalpolizei, dass sie ein Strafverfahren eingeleitet hat. Die Untersuchung wurde eingeleitet, "nachdem im öffentlichen Raum einige Bilder aufgetaucht sind, auf denen eine Person Informationen über die Belegungsrate des modularen Krankenhauses in Piatra Neamt präsentiert", heißt es in der Erklärung.

"Die Polizeibeamten (...) führen Kontrollen durch, um die beteiligten Personen zu identifizieren und die notwendigen rechtlichen Maßnahmen zu ergreifen", sagte die Sprecherin des IPJ Neamț, Ramona Ciofu. Die Verantwortlichen können wegen "Verbreitung falscher Nachrichten", angeklagt werden, fügte sie hinzu.

Fake-News heizen in Rumänien und Bulgarien die Corona-Pandemie an

In Rumänien und im benachbarten Bulgarien werden die niedrigen Impfraten teilweise auf die Verbreitung von Falschinformationen zurückgeführt. Gerüchte über gefährliche Nebenwirkungen haben angesichts einen raschen Anstiegs der Fälle das Zögern bei der Impfung geschürt.

Rumäniens Präsident Klaus Iohannis hat auf andere EU-Mitgliedstaaten verwiesen und bekräftigt, dass die Covid-19-Impfstoffe "sicher und wirksam" sind. "Die Impfung ist die einzige Lösung, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen", erklärte er in einem Facebook-Post.

Rumänien hat nach Bulgarien die zweitniedrigste Impfrate in der EU. Nur 34 Prozent der Erwachsenen sind vollständig geimpft, verglichen mit dem EU-Durchschnitt von 74 Prozent. Das kränkelnde rumänische Gesundheitssystem ist bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastet, mehr als 1.800 Coronavirus-Patienten liegen auf der Intensivstation.

Mitarbeiter:innen des provisorischen Krankenhauses in Piatra-Neamț - das erst im September eröffnet wurde - sagten gegenüber Euronews, dass ihre Betten noch nie frei waren. Mitte der vergangenen Woche waren 412 Patient:innen in der Einrichtung untergebracht, darunter 24 intubierte Patient:innen in kritischem Zustand.

Die Krankenhausleitung fügte hinzu, dass sie hofft, ihre Ausstattung erweitern zu können, um mehr Patient:innen mit Sauerstoff zu versorgen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will einen Experten nach Rumänien schicken, um die Pandemieabwehr des Landes zu unterstützen.

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