Chile entscheidet sich für einen 35jährigen, linken Präsidenten. Mit ihm erobert erstmals seit dem Militärputsch von 1973 eine progressiv linke politische Generation den Präsidentenpalast. Der unterlegene, konservative Rivale gilt als Sympathisant des früheren Diktators Augusto Pinochet.
Die Präsidentschaftswahlen in Chile galten vielen als die wichtigste seit Chiles Rückkehr zur Demokratie. Gewonnen hat der frühere Studentenführer Gabriel Boric – und wird mit 35 Jahren zum jüngsten Präsidenten in Chiles Geschichte. Der Kandidat des linken Wahlbündnisses kam auf knapp 56 Prozent. Mit ihm erobert erstmals seit 1973 eine progressiv linke politische Generation den Präsidentenpalast. Als Richtungswahl galt sie wegen gewaltigen politischen Kluft zum Gegenkandidaten,
"Ich sehe mich als Erbe eines Projektes mit einer langen, historischen Entwicklung. Die Menschen möchte ich in dieser Zeit des Neubeginns wieder vereint sehen möchte, denn wir stehen vor einem historischen Wechsel."
Der unterlegene, erzkonservative Rivale José Antonio Kast gilt als Rechtspopulist und Sympathisant von General Augusto Pinochet, der sich 1973 an die Macht geputscht hatte. Der neunfache Vater und strenggläubige Katholik akzeptierte seine Niederlage.
"Als erstes möchte ich gratulieren, er verdient unseren ganzen Respekt, er hat mit sehr großen Vorsprung gewonnen, viele Chilenen haben ihm vertraut und wir hoffen, dass er eine sehr gute Regierung führt."
Chile gilt seit Ende der Militärdikrtatur als demokratisches Musterland. Das Land hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Südamerika, allerdings klafft die soziale Schere weit auseinander. Weite Teile des Gesundheits- und Bildungswesens sind privatisiert, immer mehr Chileninnen und Chilenen fühlen sich abgehängt.