Umstrittener Aktionskünstler Hermann Nitsch ist tot

Aktionskünstler Hermann Nitsch, 24.11.2006
Aktionskünstler Hermann Nitsch, 24.11.2006 Copyright FRANKA BRUNS/AP
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Von Euronews
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Hermann Nitsch, kontrovers diskutierter Erschaffer des Orgien-Mysterien-Theaters, ist 83-jährig gestorben.

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Der umstrittene Aktionskünstler Hermann Nitsch aus Österreich ist tot. Er verstarb am Montagabend im Alter von 83 Jahren. Das gab seine Familie am Dienstag bekannt. Berühmt wurde er unter anderem durch sein Orgien-Mysterien-Theater, dessen Neuauflage er für 2021 angekündigt hatte.

Nitschs Kindheit wurde vom Zweiten Weltkrieg überschattet. In Wien geboren und aufgewachsen, musste er schon früh Entbehrungen hinnehmen. Sein Vater fiel im Krieg, die Mutter musste den Sohn alleine groß ziehen. "Von 1943-1945 musste ich als Kind täglich Bombenangriffe erleben", schreibt Nitsch auf seiner Webseite. Die Erfahrungen des Krieges und die Angst, ohne alles dazustehen, prägen seine Kindheit.

Seine künstlerische Ausbildung bekam Nitsch an der Wiener Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt, die er 1958 abschloss. Schon zu dieser Zeit zeichnete sich sein allumfassender Ansatz, unterschiedliche, künstlerische Ausdrucksformen - wie Malerei, Text, Musik und Performance - miteinander zu verknüpfen. Religiöse Elemente und Musik waren dabei ein wichtiger Teil seiner Arbeit.

In den 1960er Jahren erlangte Nitsch einige Bekanntheit mit seinem umstrittenen Aktionismus - da der Künstler für seine Kunstaktionen Tierkadaver, Eingeweide und Blut verwendete. Wegen Anfeindungen und herber Kritik zog Nitsch daraufhin nach Deutschland. Zeitgleich konnte er erste Erfolge in der Kunstwelt feiern, einige seiner Werke waren in London und New York zu sehen.

In den 1970er Jahren kehrte er nach Österreich zurück. Dort erwarb er das Schloss Prinzendorf im Weinviertel (Niederösterreich), was zum Dreh- und Angelpunkt seines künstlerischen Schaffens wurde. Dort führte er auch sein Orgien-Mysterien-Theater auf, bei dem er Text, Musik, Malerei und Performance zu einem Gesamtkunstwerk verknüpfte. Höhepunkt bildete das 1998 auf Schloss Prinzendorf umgesetzte 6-Tage-Spiel.

2007 eröffnete der Künstler sein eigenes Museum in Mistelbach, das in einer umgebauten, alten Fabrikhalle errichtet wurde.

Trotz harscher Kritik an seinen Aktionen wurde der Österreicher mit 1984 mit dem österreichischen Kunstpreis für bildende Kunst und 2005 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst ausgezeichnet.

Nitsch war bis zuletzt aktiv. Für 2021 hatte er eine Neuauflage des "6-Tage-Spiels" angekündigt, das dann aber pandemiebedingt um ein Jahr verschoben worden war. Seine Witwe Rita erklärte, dass das für den 30. und 31. Juli angekündigte Spektakel dennoch stattfinden werden.

Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen nannte Nitsch den "Großmeister des Aktionismus", der mit seinen "ausdrucksstarken Bildern und Aufsehen erregenden Aktionen die heimische Kunstwelt neu definiert" habe.

"Seine Werke und sein Wirken haben niemanden kaltgelassen. Österreich trauert um einen unbestechlichen und faszinierenden Maler und einen beeindruckenden Menschen. Sein Werk wird weiterleben, dessen bin ich mir gewiss“, erklärte Van der Bellen zum Tod des Künstlers.

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