Istanbul: Kulturförderer Osman Kavala muss lebenslang hinter Gitter

Proteste für die Freilassung Kavalas in Istanbul am 25. Oktober 2021
Proteste für die Freilassung Kavalas in Istanbul am 25. Oktober 2021   -  Copyright  Burhan Ozbilici/AP
Von Euronews mit dpa

Ihm wurde ein Umsturzversuch im Zusammenhang mit den Gezi-Protesten von 2013 angelastet. Noch im Istanbuler Gerichtssaal kam es zu wütenden Protesten.

In der Türkei ist der prominente Kulturförderer Osman Kavala im Zusammenhang mit den regierungskritischen Gezi-Protesten von 2013 zu erschwerter lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Istanbul sprach den 64-jährigen Türken schuldig, einen Umsturzversuch begangen zu haben. 

Noch im Istanbuler Gerichtssaal kam es nach dem Urteilsspruch zu wütenden Protesten. Osman Kavala saß seit 2017 in Untersuchungshaft, obwohl auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 2019 seine Freilassung gefordert hatte.

Kavala selbst hatte alle Vorwürfe gegen sich stets bestritten und als "politisch motiviert" bezeichnet. 

"Wir sagen heute: Jemand hat versucht, Umweltschützer und aufgeklärte Menschen zu verurteilen", so Özgür Özel, Fraktionschef der größten türkischen Oppositionspartei CHP nach dem Urteil. "Aber sie können nicht von Gerichtstüren und Gefängnisgittern verurteilt werden. Gezi ist frei. Kavala ist frei. Alle unsere Freunde, die heute verurteilt wurden, sind frei. Recep Tayyip Erdogan wird sich vor der Geschichte verantworten müssen. Er wird zur Rechenschaft gezogen werden. Das versprechen wir, das versprechen wir, das versprechen wir."

Recep Tayyip Erdogan wird sich vor der Geschichte verantworten müssen.
Özgür Özel
Fraktionschef Oppositionspartei CHP

Der türkische Präsident hatte Kavala in der Vergangenheit öffentlich als Terroristen und die Gezi-Proteste als "Verschwörung" aus dem Ausland bezeichnet. Neben Kavala wurden sieben weitere Angeklagte wegen Beihilfe zum Umsturzversuch zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Auch international wird das Vorgehen gegen die Regierungskritiker:innen scharf kritisiert. So droht der Türkei wegen der Inhaftierung Kavalas der Ausschluss aus dem Europarat.

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