Das Schicksal ihrer Partner ist ungewiss: Frauen von ukrainischen Soldaten, die im Asov-Stahlwerk ausharren hoffen auf ein Ende der Kämpfe.
Unlängst ist das Stahlwerk Azovstal zu einem Symbol für den Widerstand der Ukrainer in Mariupol geworden. Die noch auf dem Gelände ausharrenden Soldaten - die vor einiger Zeit auf bis zu 1000 Menschen geschätzt wurden - gelten als letzte Verteidiger der Stadt mit Hafen zum Asowschen Meer.
Schon seit kurz nach Beginn des Krieges halten russische Truppen die Stadt besetzt. Einigen ihrer Familienmitglieder ist die Flucht in andere EU-Länder gelungen. In Paris traf die Journalistin Nataliia Liubchenkova Frauen von im Stahlwerk verbliebenen Soldaten.
"Sie überbringen dem Westen eine Botschaft von einem der dunkelsten Orte der Welt", so Liubchenkova.
Die Lebenspartner der ukrainischen Frauen sind Verteidiger der Stadt Mariupol, die seit Monaten unter unmenschlichen Bedingungen belagert, völlig von der Welt abgeschnitten und ständig von der russischen Armee beschossen wird.
"Das letzte Mal hatten wir vor 10 Tagen Kontakt. Er sagte mir, dass die Situation kritisch ist", so Olha Andrianova, die Ehefrau von Serhii*. Es gibt keine medizinische Hilfe, es gibt kein Wasser, sie trinken alle 5-6 Stunden einen Schluck Brauchwasser aus den Rohren."
Die Nachricht von den ersten Evakuierungen der Soldaten hat die Sorgen der Frauen nicht beendet, denn sie wissen noch nicht, was mit ihren Angehörigen passieren wird.
Hanna Naumenko, Verlobte von Dmytro Danylov, erklärte: "Er hat mir heute Morgen geschrieben und gesagt, ich solle mir wegen der Nachrichten keine Sorgen machen, was mich noch mehr beunruhigt hat. Aber das ist alles, was ich habe."
Die Frauen sehen erschöpft aus, aber ihre Gesichter erhellen sich jedes Mal, wenn sie an die Nachrichten denken, die sie von ihren belagerten Männern erhalten. Es wird wenig über die Kämpfe gesprochen...
"Wenn wir Gelegenheit zum Reden haben, sprechen wir normalerweise über die aktuellen Nachrichten aus der Ukraine, und ich erzähle ihm einfach, was ich tue und wie unsere Reise verläuft. Wir besprechen auch, was wir in der Zukunft tun werden, unsere gemeinsamen Pläne."
Der Kampf gegen Desinformation sei ihr Schlachtfeld, sagen sie. Immer wieder würden sie nach den Verbindungen des Asow-Regiments zu rechtsextremen Bewegungen gefragt, so Yuliia Fedosiuk, Ehefrau von Arseniy Fedosiuk.
"Die russische Propaganda in Europa ist stark, und viele Menschen denken, dass die Asow-Soldaten Neonazis oder Faschisten sind. Wir sagen den Medien, dass das Asow-Regiment offizieller Teil der ukrainischen Armee ist. Dass sie keine Verbrechen begangen haben. Dass es ein multinationales Regiment ist. Viele Asow-Soldaten sind Armenier, Juden, Aserbaidschaner, Georgier und so weiter. Der Oberrabiner schrieb einen Brief an das israelische Parlament, in dem er die israelische Regierung bat, den Korridor für Asow zu öffnen. Auch die jüdische Gemeinschaft unterstützt Asow. Mein Freund ist der Leiter einer der größten LGBTQ-Organisationen und sie haben Geld für Asow gespendet."
Die größte Unterstützung in der schwersten Zeit des Lebens dieser Frauen kommt von denen, die sie zu retten versuchen. Kateryna Prokopenko, Ehefrau des Kommandanten von Asow, Denys Prokopenko, sagte: "Er ist meine wichtigste Stütze in diesem Leben, in dieser Welt... Er ist für mich der Lichtstrahl, die Verkörperung von Stärke, Güte, Willen und geistiger Kraft. Ich kann gar nicht erklären, wie sehr ich das schätze. Ich reagiere genauso, ich unterstütze ihn jedes Mal, ich will, dass das so bleibt, dass er bis zum Ende bei mir ist."
Sie sind überzeugt, dass die Zeit abläuft und "die letzte Schlacht nahe ist". Bis dahin wollen sie weiter die Botschaft verbreiten, die, wie sie hoffen, viele Leben retten wird.