"Licht am Ende des Tunnels": Das ist der Plan für die Rückkehr zur Normalität nach Covid-19

Auch wenn es nicht zur Pflicht wird, empfiehlt das Gesundheitsministerium das Tragen von Masken in Innenräumen.
Auch wenn es nicht zur Pflicht wird, empfiehlt das Gesundheitsministerium das Tragen von Masken in Innenräumen. Copyright Michael Kappeler/dpa via AP
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Von Alexandra Leistner
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Überrascht sei man nicht von der Sommerwelle, so Lauterbach, auch Grund zur Panik sieht er nicht - aber eine Rückkehr zur Normalität wird es auch in diesem Herbst erstmal nicht geben.

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Deutschland befindet sich mitten in der Sommerwelle: Zahlreiche Menschen in Deutschland infizieren sich weiter mit dem Coronavirus. Nach Angaben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sind dafür die Subvarianten BA.4 und BA.5 der Omikron-Variante verantwortlich.

Diese Coronavirus-Typen breiten sich auch bei hohen Temperaturen aus, das Ausbreitungsgeschehen macht also offenbar auch vor dem schönen Wetter keinen Halt. Dennoch sieht das Gesundheitsministerium keinen Grund zur Panik, Deutschland und seine Bevölkerung seien "nicht existenziell gefährdet", so Lauterbach am Freitagmorgen im Rahmen der Bundespressekonferenz.

Omikron verlaufe weiter harmloser als die Vorgängervariante Delta, viele Menschen seien mittlerweile geimpft, die Impflücken schließen sich und auch die große Anzahl der von Covid-19 genesenen Menschen wirkt sich positiv auf den Verlauf der Pandemie in Deutschland aus. 

Kein Grund, es "drauf ankommen" zu lassen

Dennoch sei es wichtig, eine Infektion zu verhindern. Zum einen gebe es weiter viele Menschen, die ein Risiko haben, schwer zu erkranken: Derzeit gibt es in Deutschland täglich zwischen 50 und 100 Menschen, die Covid-bedingt sterben. 

Jede Infektion birgt zudem das Risiko, sich mit Long-Covid zu infizieren und auch davon steigen die Fälle bei hohen Infektionszahlen. Im Vergleich zu Delta gibt es Lauterbach zufolge bei Omikron zwischen 25 und 50 Prozent weniger Long-Covid-Fälle, hohe Infektionszahlen zögen aber gezwungenermaßen auch hohe Inzidenzen bei Long-Covid nach sich. 

Eine freiwillige Infektion im Sommer, um im Winter geschützt zu sein, davon riet Lauterbach "strikt" ab. Denn zum einen infiziere man immer auch andere Menschen, zum andere kannten viele Menschen auch ihre Vorerkrankungen nicht und setzten sich einem Risiko aus, das ihnen womöglich nicht bewusst sei. 

Was ist der Plan für den Sommer?

Weil die Fälle in Pflegeheimen laut RKI und Lauterbach wieder ansteigen, empfiehlt der Gesundheitsminister auch im Sommer das Tragen einer Maske zum Eigenschutz und zum Schutz anderer. "Das freiwillige Maskentragen muss zur Normalität werden", so Lauterbach.

Zudem legte Lauterbach eine vierte Impfung - wie sie in Spanien gerade beschlossen wurde - nahe. Vor allem wer Vorerkrankungen habe, in den Sommermonaten viele soziale Kontakte habe oder mit vulnerablen Gruppen zu tun habe, solle über eine Auffrischimpfung - in vielen Fällen eine vierte Impfung - nachdenken. Generell empfehle er "großzügig zu handeln", im Zusammenhang mit einer Schutzimpfung, so der Minister in Berlin. 

Lauterbach sagte, er selbst sei geimpft und er kenne viele Ärztinnen und Ärzte, die sich selbst zu ihrem Eigenschutz und zum Schutz anderer selbst geimpft hätten.

"Wer beschwerdefrei durch den Sommer gehen will, viele Kontakte hat und sich und andere schützen will, sollte die Impfung für sich erwägen", so der Gesundheitsminister.

Von Sommer- und Winterreifen

Generell sei eine Rückkehr zur Normalität in diesem Sommer zwar nicht zu erwarten, Lauterbach sieht aber "Licht am Ende des Tunnels".

Weil auch in diesem Herbst eine weitere Welle erwartet wird und die Bundesregierung so vorbereitet wir möglich sein will, stellte Lauterbach sieben Punkte vor, mit der die Herbstwelle so glimpflich wie möglich ablenken soll. Das Konzept ähnele dem von Sommer- und Winterreifen, mit denen man veränderte Konditionen antizipiere.

Auf die Nachfrage eines Journalisten, ob im Winter dann also die Maskenpflicht wieder komme, bestätigte Lauterbach zwar nicht eindeutig den Verdacht, sagte aber, man könne das ableiten. 

Mit 7 Punkten durch den nächsten Winter... und in die Normalität?

Zum einen soll es eine neue Impfkampagne geben und Impfstoffe von drei Herstellern bereitstehen, das Konzept für Bürgertests werde weitergeführt, Medikamente wie Paxlovid, das schwere Verläufe verhindern kann, sollen besser genutzt werden, für Pflegeeinrichtungen werden Konzepte erarbeitet, wie Hygiene und Impfungen besser umgesetzt werden können.

Lauterbach sagte zudem, es sei wichtig, ab September ein tagesaktuelles System vorzuweisen, mit dem die Belegung von Intensivbetten beobachtet werden kann - um die Lage besser einschätzen zu können und Kliniken zu entlasten.

Priorität hat im Herbst, dass Schulen und Kitas offenbleiben. Das sei zwar Ländersache - und die wollten das auch so - der Bund mache aber weiter Empfehlungen und unterstützte die Bundesländer in ihren Entscheidungen hinsichtlich Kontaktreduktion, Masken und bezüglich Hygienekonzepte.

Das Infektionsschutzgesetz, das zum 23. September ausläuft, soll modifiziert werden. Die Ausarbeitung soll bis noch vor der Sommerpause vorliegen und vorgestellt werden und dann am Ende des Sommers verabschiedet werden, so Lauterbach.

Werden Impfungen bald die Infektion effektiv verhindern?

Mit dem Fortschritt der Wissenschaft sei irgendwann mit Schutzimpfungen zu rechnen, die man sich selbst verabreichen kann - wie etwa ein Mundspray - glaubt Lauterbach, der die von ihm prognostizierte Entwicklung "faszinierend" fand. Diese könnten vor allem eine Infektion verhindern, was ein wesentlicher Fortschritt in der Pandemie wäre.

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Wann das soweit ist, konnte Lauterbach nicht sagen.

Mit der steigenden Grundimmunität könne Corona so zu einer Infektionskrankheit werden wie jede andere Krankheit. Weil das aber nicht der Fall ist und es weiter zu hohe Sterbezahlen gibt, werde das nicht sofort eintreten. 

"Deswegen müssen wir in diesem Winter noch einmal Einschränkungen hinnehmen".

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