Mit Hilfe der EU entwickelt die Ukraine alternative Exportwege für Getreide, es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und ein logistischer Hindernislauf.
Die russische Seeblockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen hat zu einem Logistik-Chaos im Westen der Ukraine geführt. Etwa 2000 ukrainische Lastwagenfahrer hängen in und um Reni fest, einem kleinen Provinzhafen am Ufer der Donau, dem Grenzfluss zwischen der Ukraine und Rumänien.
"Also erst einmal denke ich, die Schuld liegt beim Angreifer: bei Russland", meint Bohdan Buria aus der nordukrainischen Region Jytomyr. "Ohne Russland gäbe es überhaupt kein Problem und wir hätten unsere Ladung (mit Soja) schon längst abgeliefert, alles wäre in Ordnung und alle hätten, was sie brauchen."
Überforderter Flusshafen
Reni ist einer der wenigen noch funktionierenden Häfen der Ukraine, doch veraltete Ausrüstung und die große Menge des auf Straße und Schiene angelieferten Getreides, überfordern die Logistik des kleinen Donau-Hafens.
Der rumänische Hafen Constanta ist Teil der Lösung. Mit EU-Hilfe entwickeln Rumänien, die Ukraine und Moldau alternative Exportwege für die 20 Millionen Tonnen Getreidevorräte der letztjährigen ukrainischen Ernte - während bereits die neue Ernte begonnen hat.
"Jeder Tag beginnt mit einer Herausforderung", erklärt Kranführer Mihai Sofian gegenüber Euronews. "Wir arbeiten weiter daran, das in der Ukraine blockierte Getreide rauszubekommen: jeden Tag laden wir tausende Tonnen ab. Das ist keine einfache Situation, es ist harte Arbeit."
Breitspur aus Logistik-Sackgasse
In den rumänischen Getreidehäfen wird zudem die Bahn-Logistik repariert, modernisiert und ausgebaut. In Galati an der Donau wurden die Arbeiten an einem wichtigen Breitspur-Teilabschnitt soeben beendet. Und in Constanta am Schwarzen Meer laufen die Gleisarbeiten im historischen Getreide-Terminal auf Hochtouren, Ende des Jahres sollen sie abgeschlossen sein.
"Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit", meint Valentin Costea, der die Arbeiten im historischen Teil des Eisenbahnhafens von Constanta koordiniert. "Wir müssen über 13 Gleiskilometer und 75 Weichen austauschen."
Euronews-Reporter Hans von der Brelie vor Ort: "Putins Krieg in der Ukraine führt dazu, dass kaum noch Getreide exportiert werden kann. Hier draußen auf dem Schwarzen Meer stehen die Schiffe Schlange bis zum Horizont. Rumänien hilft, das Korn für die Welt aus der Ukraine herauszubringen. Aber: ist es noch zu schaffen, das Getreide rechtzeitig zu verschiffen, um Hungersnöte weltweit zu verhindern?"
Die vollständige 10-Minuten-Reportage aus dem ukrainisch-rumänischen Grenzgebiet können Sie ab Freitagabend in unserer Sendung Euronews-Witness sehen.