Ein Jahr Taliban-Herrschaft: Islamisten machen 15.08. zum Feiertag

Eine Schule in Afghanistan
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Von Euronews mit AP, dpa
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Die Taliban haben den ersten Jahrestag ihrer Machtübernahme in Afghanistan kurzfristig zum Feiertag erklärt. Die meisten Teile der Bevölkerung dürften an diesem Montag eher Trauer tragen.

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Die afghanischen Streitkräfte leisteteten damals wenig oder keinen Widerstand. Die Machtübernahme der Taliban in Kabul jährt sich zum ersten Mal und die militanten Islamisten würdigen das geschichtsträchtige Ereignis, indem sie den 15. August zum Feiertag machen. 

Das Ministerium für Arbeit und Soziales in Kabul erklärte, das Datum markiere den Sieg des afghanischen Dschihad über die amerikanische Besatzung und die Verbündeten der USA.

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Die Bilanz internationaler Hilfsorganisationen fällt nach einem Jahr Taliban-Regime ziemlich vernichtend und hoffnungslos aus.

So sagte Neil Turner, Afghanistan-Direktor der NGO Norwegian Refugee Council (NRC): "Ein Jahr nach der Machtübernahme durch die Taliban erleben wir ein unglaublich hohes Maß an Armut im Land. Wir erleben Menschen, deren Gehälter gekürzt wurden, deren Einkünfte gesunken sind, die sich immer mehr verschulden, die Strategien zur Bewältigung der Situation anwenden wie die Verheiratung von Mädchen und Kinderarbeit."

Der NRC spricht von einer humanitären Krise in Afghanistan.

Einschüchterung und Gewalt regieren

Seit dem Machtwechsel wird praktisch jede von der Taliban-Linie abweichende Meinung und jede Form von Aufbegehren unterdrückt. Jüngstes Beispiel: eine Demonstration von Frauen in Kabul wurde am vergangenen Wochenende durch das Abfeuern von Warnschüssen gestoppt. Es soll auch Übergriffe gegen Demonstrantinnen gegeben haben.

Azita Nazhand ist eine afghanische Aktivistin, die sich für die Rechte von Frauen einsetzt: "Auch in der Vergangenheit gab es Einschränkungen und Gewalt gegen afghanische Frauen, aber die Frauen hatten Hoffnung, weil es Schulen gab und Frauen und Mädchen ihrem Land mit ihrem Wissen dienen konnten. Aber jetzt haben sie sogar ihre einzige Hoffnung verloren, nämlich die Bildung."

Nach der US-Invasion 2001 erlebten Millionen Frauen und Heranwachsende ein sich öffnendes Afghanistan. Jetzt sind die Schulen für viele Mädchen geschlossen, während Talibananführer ihre Töchter zur Ausbildung ins Ausland schicken.

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